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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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nicht einmal aus dem einsamen Tal von Wyldcliffe herausgekommen bin! Aber es hat nicht lange gedauert, und wir haben miteinander geplappert wie die Elstern. Da ist immer noch der gleiche alte Wunsch in ihm, mir alles mitzuteilen, und er hat auch immer noch den gleichen eindringlichen blauen Blick. Obwohl unsere M?tter nur sehr entfernt durch eine Heirat miteinander verwandt sind, steht er mir n?her, als irgendein Vetter es je k?nnte; er ist der Bruder, den ich nie hatte.
      Allerdings wirkte er müde, trotz seines Lächelns. Es hat mich nicht überrascht zu hören, dass er in Marokko unter einem Fieber gelitten hat und viele Tage ernsthaft krank gewesen ist. Jetzt plagt ihn ein anstrengender Husten, und er ist zu dünn und hat dunkle Schatten unter den Augen. Seine Krankheit war auch der Grund, weshalb er früher zurückgekehrt ist als geplant.
      Ich kann nicht verhindern, dass ich auf selbstsüchtige Weise froh darüber bin, ihn jetzt schon wiederzusehen. Das Jahr 1882 war so langweilig, so langwierig und eintönig ohne ihn. Ich hatte vorher gar nicht richtig gewusst, wie sehr mich seine Gespräche und Ideen, seine Bücher und Gedichte belebt haben. Selbst durch die Moors zu streifen war ohne ihn nicht so spannend. Miss Binns konnte die Lücke ganz sicher nicht füllen, und ich glaube, sie ist froh darüber, dass mein Kamerad zurückgekehrt ist. Vor dem nächsten Jahr wird er jedenfalls nicht zur Universität nach Oxford aufbrechen, also kann er sich richtig erholen und zu Kräften kommen, und er ist viele glückliche Wochen lang in meiner Nähe.
      Ich habe die arme Miss B. in letzter Zeit tatsächlich etwas verwirrt. Sie kann meinen Wissensdurst nicht nachvollziehen, obwohl sie eine gute Seele ist und ich dankbar dafür bin, dass Papa eine so freundliche, sanfte Hauslehrerin für mich gefunden hat. Aber kann man in diesen modernen Zeiten etwas Französisch und Musik und die paar Daten von Englands Königen und Königinnen als richtige Bildung bezeichnen? K?nnte ich nur auf irgendeine Schule gehen! Ich habe Mama gefragt, ob ich das Ladies? College in London besuchen darf, von dem ich gelesen habe, schlie?lich bin ich ja jetzt sechzehn, aber sie hat geantwortet, dass so etwas f?r ein M?dchen von meinem Rang nicht in Frage k?me und ich nicht vergessen solle, dass ich Lady Agnes Templeton und nicht irgendein unbedeutendes M?dchen bin, das gezwungen ist, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, indem sie mit ihrem Verstand arbeitet.
      Ich gestehe, dass Mamas Bemerkungen mich wahnsinnig machen. Was hat mein gesellschaftlicher Rang mit dem Wunsch nach Wissen zu tun? Heute tauchen in allen Bereichen neue Ideen auf, und ich möchte an dieser neuen Welt teilhaben, nicht nur eine hübsch ausstaffierte Puppe sein.
      Ich habe mich verändert in den letzten Monaten. Zu Beginn des Sommers haben meine monatlichen Blutungen begonnen. Mama hat mich umarmt, als ich es ihr gesagt habe, und ein bisschen geweint, dann hat sie ihre Tränen getrocknet und erklärt, dass ich schon bald eine Frau und Mutter sein würde. Ich fürchte, dass Mama irgendeinen stammelnden jungen Mann auftreiben wird, dessen einziger Vorzug darin besteht, dass er der Sohn eines Herzogs ist, und mich mit ihm vor den Traualtar zwingt. Aber nie könnte ich irgendjemanden heiraten, den ich nicht liebe, auch dann nicht, wenn er ein königlicher Prinz ist. Meine teure Mutter scheint da allerdings anders zu denken. Wenn sie wüsste, was ich wirklich denke, würden wir uns vermutlich noch viel häufiger streiten. Ich muss sicherstellen, dass sie dieses Tagebuch nie findet.
      Ich fühle mich … ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll … es ist, als würde eine unsichtbare, unbekannte Macht in mir kribbeln, und ich sehne mich danach, mich von all dem zu befreien, was klein und langweilig und oberflächlich erscheint. Meine Träume sind voller Feuer und Farben, sowohl wenn ich wach bin, als auch wenn ich schlafe. Besonders einen gibt es, den ich in letzter Zeit schon häufig hatte. Ich stehe in einer unterirdischen Höhle, in der sich eine große, lodernde Flamme befindet. Ich gehe zu dieser Feuersäule und schaufle ein bisschen von dem Feuer in meine Hand. Die Flammen tanzen wie strahlende Blätter im Wind, ohne mich zu versengen. Ich habe Angst, und gleichzeitig bin ich auch richtig beschwingt …
      Wenn ich diesen Traum habe, wache ich immer mit einem Gefühl der Ruhelosigkeit auf und ziehe los in die Freiheit der Moors . Dort lege ich mich ins Gras,

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