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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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weitergehen.«
      »Oh, aber – «, wandte ich ein. »Ich weiß gar nicht, wo die Schule ist. Und es regnet.«
      Der Mann schien zu zögern, doch dann grunzte er wieder. »Es ist nicht weit. Wenn du willst, kannst du auch bei Jones an die Ladentür klopfen. Er bringt dich hin, aber ich nicht.«
      Er stieg aus und stellte meine Koffer auf dem nassen Gehweg ab. Ich kletterte ebenfalls aus dem Auto. »Und wo genau ist die Schule jetzt? In welche Richtung muss ich gehen?«
      »Die Abtei liegt dahinter«, sagte er und deutete zögernd auf die Kirche. »Vom Friedhof nicht mehr als eine halbe Meile. Sag Dan Jones, wohin du willst.«
      Und dann verschwand sein Auto röhrend aus dem Dorf, und ich blieb wie ein unerwünschtes Gepäckstück zurück. Ich konnte kaum glauben, dass er mich einfach so im strömenden Regen zurückgelassen hatte. Stürmisch klopfte ich an die Tür des kleinen Ladens, dessen Schild besagte: D. Jones, Post und Gemischtwaren, Wyldcliffe . Niemand antwortete. Es war spät und nass und außerdem noch Sonntagabend; offensichtlich hatte sich das ganze Dorf bereits zur Nachtruhe zurückgezogen. Ich fluchte leise. Mir blieb also gar nichts anderes übrig, als wirklich zu Fuß zu gehen.
      Die Sonne war inzwischen untergegangen, und der fahle Mond brach stellenweise durch die Wolken. Hohe, schwarze Bäume und schiefe Grabsteine umgaben die kleine Kirche. Als ich an ihnen entlangging, schrien die Krähen in der Dämmerung, und ich zuckte unwillkürlich zusammen.
      Ich schüttelte mich verärgert. Ich hatte nicht vor, mir von ein paar V?geln und einem lausigen Friedhof Angst einjagen zu lassen. Das Ganze kam mir vor wie das billige Set eines drittklassigen Horrorfilms. Entschlossen sah ich mich um und fand ein altes Schild, auf dem Abtei stand. Mein Gepäck durch den Matsch hinter mir herziehend, machte ich mich auf den Weg die Straße entlang. Regen tropfte inzwischen von meinen langen roten Haaren, und meine Hände waren weiß vor Kälte. Aber in meinem Innern brodelte es, so wütend war ich auf die Ungerechtigkeit der Welt: erst diese Sache mit Mom, dann das mit Frankie, und jetzt auch noch dieses gottverlassene Internat, dieser verrückte Taxifahrer und der bescheuerte Regen …
      Völlig versunken in meine verbitterten Gedanken übersah ich komplett das Pferd mitsamt Reiter und wurde erst darauf aufmerksam, als es bereits zu spät war.
      Hufe und glänzende Flanken wirbelten durch die Luft, und ein langer Mantel wehte. Ich hob den Blick und erstarrte; ich konnte dem schwarzen Pferd unmöglich ausweichen, das auf mich zugeschlittert kam. Das Tier stellte sich auf die Hinterbeine und wieherte, und irgendetwas traf mich seitlich am Kopf. Ich erinnere mich nur noch daran, wie ich stürzte … in Dunkelheit stürzte.
      Als ich meine Augen wieder öffnete, war der Reiter abgestiegen und beugte sich über mich. Er war noch ein Junge, nur ein paar Jahre älter als ich, aber er sah aus, als würde er aus einer anderen Welt kommen, einem Märchenland voller Ritter, Elben und Prinzen. Lange, dunkle Haare umrahmten ein blasses, empfindsames Gesicht mit hohen Wangenknochen und strahlend blauen Augen. Er starrte mich so eindringlich an, dass ich mich unbehaglich zu fühlen begann.
      Das Ganze war irgendwie unwirklich. Ich gehörte nicht zu den Mädchen, die mit gutaussehenden Jungen zusammenstießen. Zitternd rappelte ich mich wieder auf.
      »Das … es tut mir leid«, stammelte ich. »Ich habe dich nicht gesehen.«
      »Das solltest du auch gar nicht.«
      Er wirkte müde und angespannt, und die Schatten unter seinen Augen erinnerten mich an die leichten Druckstellen einer zarten Pflaume.
      »Es tut mir leid«, wiederholte ich ein bisschen dümmlich und rechnete damit, dass er sich jetzt ebenfalls entschuldigte. Aber der Junge starrte mich einfach nur weiter an.
      »Hast du mein Pferd mit Absicht aufgehalten?«
      »Bist du mit Absicht auf mich zugeritten?«, versetzte ich wütend.
      »Dir ist nichts passiert«, antwortete der Junge. »Meinem Pferd schon.« Das große Tier zitterte und schwitzte, es riss den Kopf hin und her und rollte die Augen, als hätte es einen Geist gesehen.
      »Tut mir leid«, schnappte ich. »Da, wo ich herkomme, schätzt man Menschen gewöhnlich höher ein als Pferde.«
      »Die Welt ist von Menschen so überlaufen wie von Ratten, aber nur selten hatte ich ein Pferd, das so gut zu mir passt wie das hier.« Seine Miene war so kalt wie ein See im Winter. Leise

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