Die Abtrünnigen von Kregen
Sectrixes hallten über das Pflaster unter dem Tor. Vorbeihuschende Torbogen mit der magdagschen Grodnim-Spitze, dahinter Wächter, in deren Waffen sich die grellen Sonnenstrahlen spiegelten. Die Echos unserer Hufschläge hallten von den gelben Steinwänden wider. Menschen eilten uns aus dem Weg. Ein Korb mit Gregarians wurde umgestoßen, und die reifen Früchte rollten über die Straße und wurden zertrampelt.
Wir ritten auf dem kürzesten Weg zum Jadepalast. Gafard, der die Spitze hielt, war in Gedanken versunken.
Natürlich war man im Palast auf die Heimkehr des Herrn vorbereitet. Männer brüllten durcheinander, Sklaven eilten hin und her, und Duhrra und ich suchten das kleine Gemach auf, das man uns für den persönlichen Gebrauch zur Verfügung gestellt hatte. Die Kammer lag im hinteren Teil des Palastes hoch unter dem Dach, und wir vermochten einen Hof zu überschauen, in dem Swods jeden Tag viel Exerzierschweiß vergossen. Gafard würde uns holen lassen, wenn er uns brauchte. Die Zwischenzeit verbrachten wir, wie es im Grünen Magdag unvermeidlich war, mit einem Streitgespräch darüber, wie wir am besten zu den Roten zurückkehren konnten.
Ich war sicher, daß Duhrra entweder vergessen oder nie ganz begriffen hatte, wer ich in Wirklichkeit war. Schließlich hatte er im belagerten Shazmoz nur einige kurze Gesprächsfetzen zwischen Pur Zenkiren und mir mitbekommen; dies war der einzige Hinweis, den er haben konnte, daß ich nicht der Dak war, als den ich mich ausgab. Für Duhrra war die Sache ganz einfach: wir mußten aus Magdag fliehen und auf die zairische Seite des Binnenmeeres zurückkehren.
Auf mich wartete dort natürlich die Sklaverei an Bord einer Galeere, denn ich war ein verstoßener Krozair, ein Apushniad.
Nachdem wir gebadet und eine reichhaltige Mahlzeit verspeist hatten und uns gerade mit dem Gedanken an ein paar hübsche Krüge vertraut machten, erreichte uns der Ruf.
Ich legte Kettenhemd und Waffen an, ehe ich dem Relt in Gafards Privatgemächer folgte. Die Sonne war längst untergegangen, und die Frau der Schleier stand über den steilen und flachen Dächern. Der lange Schatten des Turms der Wahren Zufriedenheit lag über dem letzten Korridor.
Doch es handelte sich nicht um eine Privataudienz. Etliche Offiziere Gafards drängten sich im Vorzimmer zum Arbeitsraum. Dazu gehörte natürlich auch Grogor, der mich mit düsterem Blick musterte. Die anderen starrten mich wortlos an und senkten dann die Köpfe. Sie kannten die Intrigen, die in Magdag gesponnen wurden, viel besser als ich.
Endlich wurden wir hineingerufen. Gafards Arbeitszimmer war voller Bücher, Papiere und Landkarten und sonstiger Utensilien, die ein Kämpfer an Land und auf dem Meer braucht. Auf verschiedenen Tischen waren außerdem sechs Jikaidaspiele aufgebaut, alle in verschiedenen Stadien des Kampfes.
Auf Gafards Geheiß setzten wir uns.
»Gernus«, begann er ernst. »Wir haben ein schlimmes Problem. Ich muß euch sagen, daß der König mit der letzten Entwicklung im Kampf gegen die Rasts aus Zair gar nicht zufrieden ist. Shazmoz ist nicht erobert worden. Vielmehr ist Entsatz für Shazmoz gekommen.«
Ein Raunen ging durch das Zimmer, einige Stimmen meldeten sich mit fragendem Murmeln.
»Ja, kein Wunder, daß ihr erstaunt seid. War denn Shazmoz nicht völlig eingeschlossen, dicht davor, wie ein reifer Apfel zu fallen? Jetzt berichtet mir der König, sein Name sei gepriesen, daß Shazmoz nicht nur unbesiegt ist, sondern sogar Verstärkung erhalten hat, und daß die Cramphs der Roten nach Westen vorstoßen.«
Ich muß zugeben, daß mich diese Nachricht doch etwas aufmunterte. Gewiß, ich hatte es aufgegeben, mich über die Entwicklung im Kampf zwischen Rot und Grün aufzuregen; trotzdem machte mein Herz nun einen kleinen Sprung.
»Was ist über Prinz Glycas zu berichten, Gernus?« fragte Grogor, Gafards Stellvertreter.
»Aye, eine gute Frage, Grogor! Der König hat schlimme Nachrichten von Prinz Glycas, der unsere Armeen dort gegen Zair befehligt. Aber die Katastrophe kann ihm nicht zur Last gelegt werden. Er hat bis zum letzten auf eine Entscheidung gedrängt, aber da geschahen zwei Dinge, die uns Shazmoz nahmen.«
Wenn sich Pur Zenkiren, der in Shazmoz das Kommando führte, auf seine alten Kräfte besonnen hatte, die durch seinen persönlichen Kummer in den Hintergrund gedrängt worden waren, mochte den Grünen eine zweite Überraschung bevorstehen. Anscheinend hatte er es überwunden, daß er damals nicht zum
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