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Die Abtrünnigen von Kregen

Die Abtrünnigen von Kregen

Titel: Die Abtrünnigen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Krozair-Langschwerter nicht zu sehen. Ich sah mich gründlich um.
    »Aye, Gadak, dies ist mein Trophäenzimmer. Dies sind die Trophäen meiner Schlachten und Expeditionen.«
    Ich mußte schlucken. Einige Gegenstände erkannte ich wieder. Und manches Stück löste Entsetzen in mir aus. Dieser Mann, dieser Kämpfer des Königs, hatte sich wie ein Leem auf dem Binnenmeer umgetan. Langsam wanderte ich durch das Zimmer. Am anderen Ende stand eine balassgerahmte Glasvitrine in einer kleinen Nische. Das Licht fiel darauf und ließ den Inhalt hervortreten. Ich blickte hinein.
    Ein roter Stoffetzen, kaum fünfzehn Zoll im Quadrat, mit verblaßter Goldbestickung, und an einer Ecke ein Streifen gelbes Tuch. Daneben lag in der Vitrine der Überrest eines Kettenhemdes. Eine Main-Gauche ... Eine Main-Gauche? Der linkshändig geführte Dolch war am Binnenmeer als Waffe nicht bekannt.
    Ich wandte mich zu Gafard um. Er stand am Eingang, eine Hand an den Bart gelegt, und starrte mit einem schwer zu deutenden Ausdruck auf die Schaustücke.
    »Du wunderst dich über diese lächerlichen Relikte, Gadak?«
    »Trophäen deines ersten Kampfes?« fragte ich zweifelnd.
    Er lächelte. »Nein, Gadak. Mein erstes Opfer sank, und wir blieben ohne Beute.« Er kam näher und blickte mit gerunzelter Stirn auf das rote Tuch. »Nein, diese Dinge bedeuten mir viel. Sehr viel. Das kannst du natürlich nicht verstehen, trotzdem spüre ich eine Wachheit in dir, einen Funken, den ich auflodern lassen könnte, wenn ich ihn richtig anzufachen verstünde.«
    »Ruderattacken laufen schnell und blutig ab ...«
    »Aye! Der Mann, dem die rote Flagge und das Kettenhemd und der Dolch gehörten, neigte ebenfalls zur Gewalt und zum Blutvergießen.«
    Jetzt wußte ich Bescheid.
    Also, das rote Tuch mit der gelben Kante mochte ein Stück meiner Flagge sein, dem gelben Kreuz auf rotem Grund. Die Farben waren verblaßt und wirkten staubig wie bei Museumsstücken. Das Kettenhemd, ein Stück von der linken Schulter und Brust, konnte mir ebenfalls gehört haben. Was die Main-Gauche betraf – meine Gedanken wanderten fünfzig Jahre zurück ...
    Ja, ich war beinahe sicher, daß es sich um die Waffe handelte, die Vomanus mir gegeben hatte, jener Mann, der mir mutig zum Binnenmeer nachgereist war, weil Delia es ihm aufgetragen hatte. Es war Delias Halbbruder. Er hieß jetzt Vomanus von Vadelka. Ich hielt ihn für einen guten Freund. Ja, die Waffe mochte ihm gehört haben.
    Ein komisches Gefühl, in diesem Raum zu stehen und auf Überreste der eigenen Besitztümer zu schauen, die hier feierlich ausgestellt waren, um ehrfürchtig bestaunt zu werden.
    Ich klopfte leicht gegen die Vitrine. »Woher weißt du, daß diese Dinge Pur Dray gehört haben?«
    Er lächelte, und es war kein ironisches oder gemeines Lächeln, es war das Lächeln des Sammlers, der für ein begehrtes Objekt einen hohen Preis bezahlt hat.
    »Ich weiß, daß die Stücke echt sind. Man hat es mir nachgewiesen.«
    Ich kam zu dem Schluß, daß ich jetzt ein wenig von dem sprichwörtlichen Unwissen der Krieger des Binnenmeeres an den Tag legen mußte.
    »Dieser Dolch hat eine seltsame Form.« Ich legte die Hand auf das Glas und drehte sie – meine rechte Hand. »Man könnte ihn halten, aber nur mit Mühe.«
    Er lachte – das erste volle, echte Lachen, das ich aus seinem Munde hörte.
    »Nimm die linke Hand, Gadak!«
    Also führte ich die Pantomime zu Ende und legte die linke Hand über den Griff der Main-Gauche. Dann gab ich mich angemessen verblüfft.
    »Du kennst Vallia?« fragte Gafard. »Unser König treibt keinen Handel mehr mit diesem Land, denn wir sind jetzt mit dem Reich Hamal verbündet, wo immer das liegen mag, und die Schiffe von Menaham kommen statt dessen zu uns. Trotzdem gibt es viele Dinge von vallianischer Herkunft in Magdag. Dieser Dolch zum Beispiel, der dem Lord von Strombor gehörte.«
    Ich verlor mich in Gedenken an die vielen Jahre, die seither vergangen waren, und ihre Last ließ mich einschrumpfen, als habe Grotal mich gefangen.
    Ich bin auf der Erde geboren und hatte mich noch immer nicht an die zweihundertjährige Lebensspanne auf Kregen gewöhnt, geschweige denn an die tausend Jahre, die mir vergönnt waren. Gafard und andere Kreger empfanden die vergangenen fünfzig Jahre als eine Zeit, die auf der Erde vielleicht zwanzig Jahren entsprochen hätte.
    Gafard sprach weiter, und ich nahm mich zusammen.
    »... höchste Ehre. Sie wartet jetzt in meinem Salon. Zeige keine Überraschung, Gadak,

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