Die Abtrünnigen von Kregen
großes Unrecht, indem ich davon ausging, daß ich ihnen verzeihen würde, egal, was sie auch taten, daß sie mir aber nicht verzeihen würden, wenn ich jemals vom Weg abkam; indem ich also meine Freundschaft zu den anderen höher bewertete als ihre Freundschaft zu mir. Ich war meiner Delia nicht würdig und auch nicht der Freundschaft Segs und Inchs und der anderen. Das glaubte ich damals wenigstens.
Dies alles führte dazu, daß am nächsten Morgen ein sehr mitgenommener Duhrra aus dem Zelt kroch, sich den Kopf hielt und ächzend nach einer Handvoll Palines verlangte.
»Dopa«, sagte ich.
»Aye, Herr, Dopa – ein schreckliches Getränk.«
»Und nur für Leute geeignet, die sich den Verstand eines Calsany antrinken wollen.«
»Bei der Infanterie gibt es viele Flaschen davon. Ich bin vom Weg abgekommen.«
Wird Dopa in ausreichender Menge getrunken, dreht jeder Kämpfer durch. Brauchte Gafard dieses Getränk, um seine großartige Armee in Kampfstimmung zu versetzen? Ich war überrascht.
Als ich zur üblichen Morgenbesprechung eintraf, machte Gafard einen seltsam hektischen Eindruck, als habe er, der erfahrene Krieger, selbst Dopa getrunken.
»Gernus«, sagte er zu den versammelten Offizieren. »Eine großartige Nachricht. Große Ehre wird uns zuteil. Der König persönlich, der Allmächtige, läßt mitteilen, daß er uns hier besuchen will – wir können schon heute mit ihm rechnen.«
Später beobachtete ich die Ankunft König Genods. Er kam mit einem Voller.
Kaum erblickte ich den Blütenblattumriß des Flugboots über dem Lager, erkannte ich, daß mir das Werkzeug in die Hand gegeben war.
Hier bot sich jetzt die Möglichkeit, ein Hai Jikai zu vollbringen.
13
Ein großer Teil der Armee zog zur Parade auf, um den König zu begrüßen, Genod Gannius, das kriegführende Genie.
In meiner Eigenschaft als Adjutant des befehlshabenden Generals wartete ich respektvoll im Kreis der anderen Adjutanten und Offiziere.
Trompeten schmetterten, Flaggen flatterten, die Doppelsonne warf ihr gemischtes Licht, Sectrixes schnaubten, und die waffenstarrenden Reihen standen reglos da, die Lanzen einheitlich geneigt, Lichtreflexe auf den Helmen.
Zwei Voller trafen ein.
Der eine war der kleine zweisitzige Flieger, den ich schon über dem Großen Kanal gesehen hatte, ehe ich die große Flut auslöste.
Der andere Voller war größer und höher und hatte drei Decks und Varterstellungen und bot achtzig Mann Besatzung Platz – eine Pastang. Beim Landen wurde mir noch einmal bewußt, mit welcher Überlegenheit ein solches Fluggebilde gegen erdgebundene Kämpfer vorgehen konnte.
Die Gerüchte waren in einem Punkt allerdings klar: Dies waren die beiden einzigen Voller, die Genod besaß. Ich war stolz darauf, daß ich die Lieferung der ganzen Vollerschwadron aus Hamal verhindert hatte; meine Erleichterung wurde aber durch die Erkenntnis aufgehoben, daß die beiden Boote allein schon fürchterlich unter den Zairern wüten konnten, die ja auf so etwas nicht gefaßt waren.
Der Empfang verlief leider glatt, und im Klang der Marschmusik, umrahmt von marschierenden Swods, suchte der König das Lager auf.
Er begrüßte Gafard und seinen Stab freundschaftlich, es gab zahlreiche Verbeugungen und Salute, Trompeten erklangen im Schatten grüner Flaggen, die sich vor dem Himmel bewegten. Ein leichter Wind war aufgekommen und verlieh der ganzen Szene etwas Frisches – eine Art symbolischer erster Windstoß vor dem Sturm der Vernichtung, welcher die Grünen zum Sieg über die Roten führen würde.
Der König und Gafard und zahlreiche Offiziere und andere Gefolgsleute verschwanden in dem großen Zelt, das für den König errichtet worden war. Viel Geld wurde hier ausgegeben – doch bei diesem genialen Herrscher, diesem Supermenschen mit Yrium, wurde so etwas nicht nur erwartet, es gehörte einfach zu seinem Lebensstil.
Eine dichte Pachakwache umringte die beiden Flugboote, und die neugierigen Swods wurden auf Abstand gehalten. Ich stand in der Menge und hatte mir nach Art vieler Soldaten ein Stück weiße Seide um den unteren Teil des Gesichts gelegt; auf diese Weise war ich vor dem Sand geschützt, den der Wind aufwirbelte.
Bei den Vollern schien es sich um erstklassige Exemplare zu handeln. Hamal hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, ausländischen Kunden minderwertige Flugboote zu verkaufen. Dies hatte zu einem Krieg geführt, der im Augenblick zwar ruhte, der aber noch lange nicht ausgestanden war. Die Hamaler hatten
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