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Die Achse des Blöden

Die Achse des Blöden

Titel: Die Achse des Blöden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Barry
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Staaten noch keine
    Hauptstadt. Der Kongreß traf sich mal in Philadelphia, mal in New York, Richmond, Mexico City oder Las Vegas. So viel unterwegs zu sein, kostete Zeit und war anstrengend, denn Teile der Bundesregierung, insbesondere das Lincoln Memorial, waren sehr schwer.
    Folglich beschloß der Kongreß 1790, eine feste Hauptstadt einzurichten, und knappste je ein Stück Land von Virginia, Maryland und Vermont ab und schaffte es unter enormen
    Kosten an die gewünschte Stelle. Diese Stelle erfüllte vier Kriterien:
    1. Sie lag in der Nähe von Chevy Chase.
    2. Sie war fast quadratisch.
    3. Sie lag am Potomac River, sodaß ein hohes Maß an

    35 Der Rekord liegt bei 2.038 Yards, aufgestellt von Senator Strom Thurmond im Jahre 1874.
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    Luftfeuchtigkeit gewährleistet war.
    4. Ein paar hartgesottene Lobbyisten hatten sich hier bereits angesiedelt. Sie produzierten nichts, hatten aber schon Jahrzehnte in der unwirtlichen Wildnis überlebt, indem sie sich gegenseitig zum Lunch einluden.

    Die neue Hauptstadt wurde nach dem ersten amerikanischen Präsidenten benannt, George Washington, kurz »DC« genannt.
    Die Stadtplanung übernahm der französische Architekt Pierre L'Enfant 36, der sich schon durch den Bau des Eiffelturms einen Namen gemacht hatte.
    L'Enfant stellte sich eine Stadt mit Straßen vor, die ein logisches, leicht zu verstehendes Gittersystem bildeten. Aber dann trank er ein paar Gläser Maisschnaps zu viel und entwarf das heutige Washington mit Straßen, die in alle möglichen Richtungen liefen und an gigantischen Plätzen wie Spinnweben aufeinandertrafen, und zwar immer dort, wo die Statue eines berühmten verstorbenen Generals stand. Es gab so viele von diesen Plätzen, daß L'Enfant schließlich ein paar Generale hinrichten lassen mußte, um genügend Statuen für das jeweilige Zentrum zu haben.
    Im Jahre 1800 zog die Bundesregierung offiziell nach
    Washington. Erst war es ein schweres Leben. Noch gab es kein Plastik, sodaß die Bundesbeamten mit gußeisernen
    Namensschildern an der Brust herumlaufen mußten. Der
    öffentliche Nahverkehr bestand aus einer Untergrundbahn mit einer Haltestelle, einem 150 Meter tiefen Loch, dem heutigen DuPont Circle. Jeden Morgen kletterten die Pendler mühsam nach unten, ließen ihre Fahrkarten aus Pergament abstempeln und kletterten wieder hoch, um dann ausgelaugt nach Haus zu trotten.

    36 Auf Deutsch: »Iwan der Schreckliche«
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    Die Straßen waren voller Schlaglöcher, die heute sorgsam gepflegt und vom Amt für die Erhaltung Historischer
    Schlaglöcher in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten werden.
    (Und noch eine Tradition wird bis heute sorgsam gepflegt: Der ganze Verkehr bricht zusammen, wenn es schneit, oder wenn es so aussieht, als könnte es schneien, oder wenn jemand die Stadt besucht, dessen Name etwas mit Schnee zu tun hat oder an Schnee erinnert.)
    Der Herzschlag der Stadt wurde schneller, als die Briten 1814
    einfielen. Es handelte sich um die Kriegshandlungen von 1812, die aus Termingründen verspätet stattfanden. Britische Truppen brannten das Weiße Haus nieder, aber nicht ehe die First Lady, Dolley Madison, ein Porträt von George Washington und ein paar Rechnungen der Anwaltskanzlei Rose aus Little Rock, Arkansas, in Sicherheit gebracht hatte, die erst 184 Jahre später wieder auftauchten. Die britischen Truppen brannten auch etliche Gebäude nieder, die regierungskritische Institutionen beherbergten, wie die Behörde für die Reinhaltung der Maulesel als Rasse, die Gesellschaft für Salpeterreserven und das Amt für Talg und Nierenfett.
    Das war ein schwerer Schlag, aber im La ufe der folgenden zehn Jahre bauten die stolzen und mutigen Bürger ihre Stadt originalgetreu wieder auf. Dann brannten die britischen Truppen, die in der Nähe geblieben waren und alles beobachtet hatten, die Stadt erneut nieder. Da hatten die Washingtoner die Schnauze voll, und die Bundesregierung beschloß per Gesetz, daß fortan alle wichtigen Regierungsgebäude aus Stein sein sollten, damit man sie nicht mehr in Brand stecken konnte. Der ein oder andere Steuerzahler versucht es trotzdem immer wieder.
    Der Bürgerkrieg (1861 - heute) war die nächste große Gefahr für Washington. Die Konföderierten sammelten sich in
    Sichtweite des Kapitols, aber sie konnten nicht in die Stadt hinein, weil wegen der vielen Klassenfahrten keine
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    Hotelzimmer zu bekommen waren. Am 14. April 1865 ereignete sich eine der größten Katastrophen der Stadt und des ganzen

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