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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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zweites Vietnam vermeiden sollten. Plötzlich waren alle Fertigkeiten, die gegen Genf verstießen, sehr gefragt. Niemand gab mehr einen Scheißdreck darum, und es ging nur um den Sieg, und als sie mich fragten, ob ich nicht mitmachen wolle, da sagte ich: ›Klar, warum zum Teufel nicht.‹ Nur … mir war der Unterschied nicht mehr klar. Ich bin ausgestiegen, weil mir alles gleich vorkam, ob ich nun gewann oder verlor.«
    »Diesmal hängt es allein von dir ab, ob du gewinnst oder verlierst.«
    »Ist ja entzückend.«
    »Aber da ist noch mehr. Du mußt mal wieder deine Zauberkünste am Computer vorführen, Captain. Wie ich schon sagte, wir wissen von drei Morden, doch es hat wahrscheinlich noch ein paar weitere gegeben. So oder so, die Opfer müssen neben dem Offensichtlichen noch etwas gemeinsam gehabt haben.«
    »Erwartest du weitere unmögliche Morde?«
    »Darauf gehe ich jede Wette ein. Es würde mir schon helfen, wenn deine Nachforschungen ergäben, wer die nächsten Opfer sein könnten.«
    »Kein Problem. Und was wirst du tun, während ich mich in Datenbanken einschleiche und unmögliche Verbrechen aufkläre?«
    »Ich besuche einen Experten, der mir etwas über die Persönlichkeit eines Mörders erzählen soll«, sagte Kimberlain und hielt dann inne. »Winston Peet.«
    Kimberlain befand sich seit zwanzig Minuten wieder in seinem Hotelzimmer, hatte sich ausgezogen und das Bad aufgesucht. Er dachte darüber nach, wie sehr er die Ruhe des Waldes vermißte, als das Telefon klingelte.
    Er hob ab. »Ja«, sagte er in der Erwartung, von Kamanski zu hören.
    »Fährmann, wie schön, wieder Ihre Stimme zu vernehmen.«
    Kimberlain erstarrte. Seine Hand verkrampfte sich um den Hörer. »Hallo, Zeus.«
    »Nach so langer Zeit hätte man doch einen gewissen Enthusiasmus erwarten können.«
    »Entschuldigen Sie mein schlechtes Benehmen.«
    »Aber sicher. Und jetzt schalten Sie Ihr Fernsehgerät ein. Den dritten Kanal.«
    Kimberlain legte den Hörer aufs Bett und trat zum Fernseher. Einen Augenblick später flimmerte vor ihm ein Bild auf.
    »Sehr gut, Fährmann«, sagte die Stimme, die nun ebenfalls durch die Fernsehlautsprecher erklang, während das Bild scharf wurde. »Ich würde ja gern sagen, wie schön, Sie zu sehen, aber leider …«
    Zeus saß in der Mitte des Bildschirms am Kopf eines Konferenztisches, eine Sonnenbrille vor seinen blinden Augen. Sein Haar war pechschwarz – wahrscheinlich gefärbt – und seine Gesichtszüge milchig weiß, genauso wie beim letzten Mal, als sie sich gesehen hatten. Die Kamera wurde ein Stück zurückgefahren, und Kimberlain konnte die grobschlächtigen Leibwächter sehen, die ihn auf beiden Seiten flankierten.
    »Ein schöner Trick«, sagte Kimberlain.
    »Ja, eine ganz praktische Erfindung. Ich wollte unangenehme Zwischenfälle vermeiden.«
    »Dann hätten Sie mich nicht anrufen sollen.«
    »Da vorn ist der Knopf, Fährmann. Schalten Sie ab.« Die Augen des Blinden schienen ihn, obwohl dies unmöglich war, von der anderen Seite des Bildschirms zu mustern. »Das können Sie nicht, nicht wahr?«
    »Was wollen Sie, Zeus?«
    Das Bild verschwamm etwas und wurde dann wieder kristallscharf. Kimberlain erkannte, daß ihn der erste Eindruck vom ehemaligen Führer der Caretaker getrügt hatte, als könnte Zeus ihn selbst jetzt noch narren und beherrschen. Die Wangen des alten Mannes waren eingefallen, das Kinn hing müde hinab. Er verspürte einen Augenblick lang Mitleid für den Blinden, doch dann kehrten seine Erinnerungen zurück. Der Bildschirm zeigte Zeus von den Schultern aufwärts, und Kimberlain fühlte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte.
    »Ich brauche Sie«, sagte Zeus.
    »Sie machen Witze.«
    »Ich habe Sie geschaffen. Ihnen einen Namen gegeben, Sie …«
    »Und da hört es auch schon auf. Sie haben mir meinen Namen gegeben; Sie haben uns allen Namen gegeben. Und Sie waren der Gott der Ultimaten Kontrolle. Wir waren Teil eines Spiels, das Sie gespielt haben. Erwarten Sie nicht, daß ich wieder mitspiele.«
    »Aber ich hatte recht, nicht wahr? Ich nannte Sie ›Fährmann‹, nach Charon, der die Toten über den Fluß Styx brachte, denn ich wußte, daß das Ihre Spezialität sein würde. Verstehen Sie, ich kannte Sie besser als Sie sich selbst.«
    »Sie vergessen die letzte Mission, nicht wahr, Zeus? Sie haben mich im Stich gelassen, meinen Tod geplant. Ich wußte zuviel darüber, wie die Caretaker wirklich arbeiten und was wirklich hinter unseren Operationen steckt. Meine drei

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