Die Achte Fanfare
er während der Worte des Fährmannes in seine Lungen gesogen hatte, ausgehustet hatte. Seine Stimme klang plötzlich wie die eines Mannes mit einer schlimmen Erkältung.
»Ganz einfach. Eine Einrichtung wie dieser Außenposten 10 muß zwei verschiedene Pipeline-Systeme haben, eins, über das das Öl hereinkommt, und eins, über das es in Vorratsbehälter gepumpt wird. Wir können davon ausgehen, daß diese Lager schon vor geraumer Zeit übergeflossen sind, so daß Teile der hinausführenden Pipeline wahrscheinlich zu verschiedenen Punkten der Antarktisküste führen, damit man das Öl problemlos auf Tanker pumpen kann. Da Öl unter solch extremen Temperaturen jedoch zum Gerinnen neigt, was die Arbeit verzögern würde, wird jede Pipeline mit einem Zapfen oder Stöpsel versehen sein, der das Öl vorwärts drückt und das Rohr säubert. Ich würde die einzelnen Sprengköpfe vor diesen Stöpseln in die nach außen führenden Pipelines stecken und dann gemächlich tief unter den Kontinent transportieren lassen, um sie dort irgendwo zu zünden. He, willst du mich mit dieser Frage verscheißern, oder was?«
»Fahr einfach fort.«
»Na gut. Man verbindet die scharfgemachten Sprengköpfe mit Zeitzündern. Damit kann man zwar nicht auf die Sekunde genau arbeiten, doch es steckt so viel Wucht hinter den Sprengköpfen, daß sich die Explosionen ganz schön ausbreiten würden. Wirf einfach einen Porzellanteller zu Boden, und du bekommst einen ziemlich guten Eindruck davon, wie die Antarktis danach aussehen würde.«
»Zersplittert?! Auseinandergebrochen?«
Captain Seven nickte und zog erneut an seinem Gerät. »Eine Menge Eis wird geschmolzen oder davongetrieben.« Sein Blick blieb kurz an Peet hängen. »Dein Freund da drüben hätte jedenfalls keine Schwierigkeiten mehr, sich Eis für seine Drinks zu besorgen.« Und als Kimberlain auf seinen schrägen Humor nicht reagierte, fuhr er fort: »He, du willst mich doch verscheißern, oder?«
Kimberlains Blick war Antwort genug. »Kläre mich über die Auswirkungen des Bruches auf.«
Seven wollte seinen Marihuana-Kocher auf den Tisch stellen, überlegte es sich dann jedoch anders und nahm ihn auf seinen Schoß. »Sprechen wir zuerst mal ganz allgemein über den Kontinent. Du weißt, was die Antarktis ist? Ein verdammter riesiger Eiswürfel auf einer Landmasse von etwa neun Millionen Quadratkilometern – doppelt so groß wie unsere geliebten USA. Sein Gewicht liegt irgendwo bei neunzehn Billiarden Tonnen – das ist eine 19 mit fünfzehn Nullen.«
»Ist das Gewicht wichtig?«
Seven saugte erneut Rauch ein, bevor er antwortete. »Weniger das Gewicht als das Gleichgewicht. Soll ich dir mal einen Alptraum beschreiben? Na schön. Einerseits wird ein großer Teil unseres Eiswürfels fast augenblicklich von der Hitze der zahlreichen Megatonnen der Explosion geschmolzen, während sie andererseits eine gewaltige Erschütterung hervorruft, die das Eis auf unglaubliche Entfernungen zerreißt. Und du darfst auch nicht vergessen, daß die Ölfelder, die sich überall im Eis befinden, noch lange brennen werden, nachdem die Pilzwolke schon längst Geschichte ist. Das Feuer wird die Hitze noch vergrößern, und noch mehr Eis wird sich verabschieden.
Nun wird das Eis in unmittelbarer Nähe der Explosionen verdampfen und ist erst mal verschwunden. Doch wesentlich mehr wird schmelzen, hauptsächlich wegen des brennenden Öls und des Rußes, der die Landschaft schwärzt und einiges dazu beiträgt, viel von dem Sonnenlicht aufzunehmen, das es dort vierundzwanzig Stunden am Tag gibt. Also ergießen sich all diese Tonnen Wasser ins Meer, in ein paar Sekunden, Minuten, Stunden, Tagen – such dir was aus. Nach vorsichtigen Schätzungen wird sich der Meeresspiegel weltweit um sechzig Meter heben. Ich halte allerdings einhundertundzwanzig für eine realistischere Schätzung.«
»Einhundertundzwanzig Meter?« wiederholte Kimberlain ungläubig.
»Hast du eine Vorstellung, was das bedeutet? Über neunzig Prozent des Staates Florida liegen nicht höher als zwanzig Meter über dem Meeresspiegel.« Captain Seven blies einen Rauchkuß. »Auf Nimmerwiedersehen, Miami. Und jede Küstenstadt der Welt. Nur damit du weißt, worüber wir sprechen, über fünfundsiebzig Prozent der Bürger der USA wohnen nicht weiter als einhundertundfünfzig Kilometer von der Küste entfernt.«
»Gott im Himmel.«
»Der kann nichts dafür. Und ich fange gerade erst an. Es spielt keine große Rolle, was Küste ist und
Weitere Kostenlose Bücher