Die Achte Fanfare
David, aber nichts Gutes.«
Kamanski wartete schon fast vierzig Minuten, als Kimberlain endlich durch die Tür der Cafeteria trat. Er sah mitgenommen und ungepflegt und mindestens genauso müde aus, wie er sich auch fühlte.
»Sie sehen ja ganz elend aus, Jared. Was ist los? Wieso sind Sie vor zwei Tagen einfach verschwunden?«
Der Fährmann nahm ihm gegenüber am Tisch Platz. Sie hatten die Cafeteria fast für sich allein. Zwei Geschäftsleute saßen zwei Nischen weiter. Drei der Stühle an der Theke waren mit ähnlich gekleideten Männern besetzt, die Kaffee tranken und warteten, daß sich der Verkehr draußen abschwächte.
»Kurz gesagt, Hermes, jemand will der Welt den Arsch aufreißen, und Sie sind der letzte, der so laut ›Vergewaltigung!‹ brüllen kann, daß man darauf hört.«
»Da komme ich nicht ganz mit …«
»Dann will ich es mit einer anderen Metapher versuchen. Auf der Mauer, auf der Lauer, sitzt 'ne kleine Wanze, und so weiter. Das sind wir, die Wanze. Die ganze verdammte Welt. Aber wir sitzen ewig nur auf der Lauer, bis man uns schließlich zerquetscht, anstatt schnell mal ein paar Truppen zu einer Basis namens Außenposten 10 in der Antarktis zu fliegen.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
»Da sind Sie in guter Gesellschaft. Zeus wußte es auch nicht. Ich fasse mich kurz. Außenposten 10 dient als zentrale Förderstation einer geheimen Ölpipeline, die wir seit mittlerweile fünf Jahren in der Antarktis betreiben. Die Hashi, die in den Diensten eines sehr lebendigen Jason Benbasset stehen, haben den Prototyp des Super-Tridents der Jupiter-Klasse gestohlen und mitsamt achtundzwanzig Atomraketen dorthin gefahren. Sie werden die Sprengköpfe am Tag des Erntedankfestes einsetzen, wahrscheinlich zur gleichen Stunde, da sich die Parade des Kaufhauses Macy's ihrem explosiven Höhepunkt nähert. Das sind soweit alle Fakten. Die Spekulationen fangen mit der Frage an, was passiert, wenn sie Außenposten 10 in die Luft jagen und der gesamte Kontinent an den Ölpipelines, die man mit der Bezeichnung Spinnennetz belegt hat, auseinanderbricht. Sie können es verhindern, Hermes, indem Sie noch einmal den Boten spielen und die Regierung dazu bringen, mir zu glauben.«
Kamanskis Gesicht war verkniffen. »Das ist sehr gut, Jared. Sie waren immer der Beste.«
Dem Fährmann fiel ein unbekannter Tonfall in Kamanskis Stimme auf. Er straffte sich und wollte nach seiner Waffe greifen. In seinem Gürtel steckte eine Pistole, die er in Washington einem von Zeus' toten Leibwächtern abgenommen hatte. Bevor er sie hervorziehen konnte, waren die drei Männer von der Theke und die beiden aus der anderen Nische mit gezogenen Waffen vorgesprungen. Sie standen zu weit auseinander, daß Kimberlain sie alle hätte erwischen können.
»Du Arschloch«, schnaubte der Fährmann, der sich schon halb von seinem Sitz erhoben hatte.
»Werfen Sie die Waffe auf den Boden, Jared.«
»Ich könnte Sie töten, bevor …«
»… die anderen Sie erwischen«, vollendete Kamanski den Satz. »Ja, ich glaube gern, daß Sie das könnten. Doch Sie werden es nicht, denn es würde Ihren Tod bedeuten, und unter den gegebenen Umständen möchten Sie Ihr Ende doch sicher so lang wie möglich hinauszögern.«
Kimberlains Blick bohrte sich in die Augen vor ihm. »Sie gehören zu ihnen! Sie sind ein Hashi!«
»Aus Fleisch und Blut, Jared. Doch machen Sie sich nicht die Mühe, nach der Tätowierung mit dem Schädel und dem Speer zu suchen. Damit werden nur einige von uns versehen, um beharrliche Dreckskerle wie Sie auf eine falsche Fährte zu locken. Keine Tätowierung, kein Hashi. Wir haben das Zeichen nur beibehalten, um diesen Vorteil auszunutzen. So wissen unsere Widersacher nie, wie viele es wirklich von uns gibt oder welche Positionen wir innehaben.«
»Widersacher wie die Ritter von Malta?«
»Ja. Wie ich gehört habe, wurde ihr Anführer getötet. Wie schade, daß Sie nicht mit ihm gestorben sind – oder in London, wie wir es eigentlich vorgehabt hatten. Das kompliziert die Dinge etwas. Nun ist es unumgänglich, daß ich mich bloßstelle. Nachdem mich die Nachricht über Zeus erreichte, wußte ich, daß Sie anrufen würden.«
Jetzt wurde alles klar. »Als ich noch bei den Caretakern war, ging jedesmal, wenn ich den Hashi auf der Spur war, etwas schief. Ich konnte niemals beweisen, daß es ein Leck gab, aber genau das war es, nicht wahr?«
Kamanski ging in die Defensive. »Sie hatten keine Erlaubnis für Ihre Extratouren.
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