Die Achte Fanfare
unterirdisches Verkehrschaos zu verhindern. Die Menschenschlangen waren zu lang, doch sie bewegten sich, und an so einem schönen Feiertag nahmen die Passagiere einiges hin.
Der Expreßzug Nr. 2 zur Seventh Avenue hatte gerade mit achtundzwanzig aneinandergekoppelten Waggons den Bahnhof 42 nd Street verlassen, als das Licht in dem Wagen erlosch und der Zug langsam auf den Gleisen direkt unter der Parade ausrollte. Die Notbeleuchtung flammte sofort an, kam jedoch kaum gegen die Dunkelheit an, die sowohl die zusammengedrängten Passagiere wie auch die Verkehrspolizisten umschloß, die jedem einzelnen Waggon zugeteilt waren.
»Stromausfall«, erklärte ein Vater seinen Söhnen. »Das haben sie gleich wieder hinbekommen.«
Der Vater hatte nur zur Hälfte recht, denn er konnte nicht wissen, daß eine Explosion in einem großen U-Bahn-Transformator das gesamte Gleissystem vom Harlem River bis nach Brooklyn lahmgelegt hatte. Der Seventh Avenue Expreß würde sich auf seinen Gleisen unterhalb der 39 th Street vorerst um keinen Zentimeter bewegen.
Um zehn Uhr und neunzehn Minuten schritt Kimberlain neben einem einen Meter und achtzig großen Garfield aus, als Cathy Nus hektische Stimme an sein Ohr drang.
»Jared, bitte melden. Bitte melden!«
Er sprach schon, während er noch das Walkie-talkie an den Mund hob. »Ja, Cathy?«
»Es ist die U-Bahn. Das gesamte System ist ausgefallen! Ein Wagen steckt unter der Parade fest, fünf Blocks von der Ziellinie entfernt.«
Ein Frösteln lief über seinen Rücken. Sie hatten bei ihren Vorsichtsmaßnahmen nichts ausgelassen, sich vergewissert, daß alles überprüft wurde, bis auf die U-Bahn-Waggons selbst. Der Sprengstoff mußte sich in ihnen befinden, und der Stromausfall war herbeigeführt worden, als sich die fraglichen Wagen nach zehn Uhr unter der Strecke befanden, die die Parade nahm.
»Wo sind Sie?« fragte Cathy Nu.
Kimberlain blickte unter der grünen Markise von Tony Roma's Spezialitätenrestaurant für Rippchen auf. »An der Forty-seventh, nein, der Forty-eighth.«
»Ich bin an der Thirty-seventh. Treffen Sie mich am Eingang zum U-Bahnhof Times Square an der Forty Second Street.«
Kimberlain lief bereits los, vorbei an den verwirrten Zuschauern vor ihm, und ließ Kapellen, Wagen und Ballons hinter sich.
Verdammt sollst du sein, Benbasset! Verdammt!
Es blieben ihnen kaum noch vierzig Minuten bis elf Uhr drei.
Quail sah, wie die Polizisten mit Walkie-talkies an den Ohren an ihm vorbei zum nächsten U-Bahnhof-Eingang liefen. Die U-Bahn! Sie mußten irgendwie herausgefunden haben, wo sich der Sprengstoff befand. Er hatte für diesen Fall eindeutige Befehle: Er sollte den Zünder benutzen, sobald er sich in sicherer Entfernung befand. Doch er hatte begriffen, daß das nicht genügte.
Er mußte einfach sehen, wie es geschah, mußte alles sehen. Und es gab eine Möglichkeit dazu, selbst jetzt, nachdem der Plan so drastisch geändert worden war.
Er hatte sich gerade seinem neuen Ziel zugewandt, als eine Hand nach seiner Schulter griff und der ›Fliegende Holländer‹ herumwirbelte, um in ein Augenpaar zu starren, das er schon einmal gesehen hatte.
Lisa hatte sich dermaßen auf die Verfolgung des Elfen konzentriert, daß ihr entgangen war, wie die Polizei an ihr vorbeistürmte. Der Elf schien einen Augenblick lang übermäßig verwirrt zu sein, und sie holte ihn hinter der 42 nd Street ein. Doch als sie ihn berührte, fuhr er wie eine Katze herum, und Lisa fühlte, wie sie erschauderte, noch bevor ihr Blick auf ein Gesicht hinter Gummi und Plastik fiel, das überhaupt kein Gesicht war. Sie hatte es schon einmal in all seinem Schrecken gesehen, in jener Nacht auf Torellis Insel, als sie gerade mit dem Leben davongekommen war.
Der Riese starrte sie aus seiner Elfenmaske an. Er hob die Hand, um sie zu schlagen, doch die Menge drängte näher, und seine Faust streifte sie nur. Lisa wurde zurückgeworfen, und die Menge umfing sie. Quail machte Anstalten, sie erneut zu schlagen.
Lisa schrie.
Winston Peet hatte alles um sich herum vergessen und sich völlig auf die Suche nach dem Holländer konzentriert, als er in der Nähe des Time Square den Schrei hörte. Er durchfuhr ihn wie ein Messerstich, und sein Blick suchte nach der Person, die geschrien hatte.
Er machte augenblicklich Lisa Eiseman aus. Und noch jemanden. Einen Elf, der sie anscheinend schlagen wollte, es sich im letzten Augenblick anders überlegte und, während Peet ihn noch beobachtete, wieder in die
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