Die Achte Fanfare
glaube ich, daß wir den Anschlag verhindert haben.«
»Sie können sich darauf verlassen, daß wir irgend etwas übersehen haben, Cathy. Es kommt nur darauf an, es zu bemerken, bevor es zu spät ist.«
Kimberlain war unruhig, als er sich dem Columbus Circle näherte. Es war fast zehn Uhr, und die Tatsache, daß die umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen nichts ergeben hatten, war für ihn eher Grund zur Besorgnis als zur Erleichterung.
Sie haben es nicht gefunden, weil wir etwas übersehen haben.
Er drehte sich um und beobachtete, wie der Spiderman-Ballon durch den Himmel schwebte, die muskulösen Latex-Arme ausgestreckt, als wolle er jeden Augenblick auf einen der Wolkenkratzer in der Nähe springen. Vor ihm am Columbus Circle fuhr ein Wagen vorbei, der ein altes Schloß darstellte, mit einer ziemlich bekannten Schauspielerin im Turmzimmer, während ein stürmischer junger Held immer wieder versuchte, sie zu befreien. Alle großen Wagen schienen mit berühmten Schauspielern in den verschiedensten Kostümierungen besetzt zu sein. Ergibt eine bessere Show, dachte er.
»Bitte melden, Jared«, rief ihn Cathy Nu.
»Ich höre«, sagte Kimberlain in sein Walkie-talkie.
»Ich bin an der Ziellinie«, erwiderte sie, und im Hintergrund konnte er deutlich den blechernen Klang der führenden Kapelle vernehmen. »Der Anfang der Parade ist gerade hier eingetroffen, und gleich wird Woody Woodpecker erscheinen.«
Der Fährmann beobachtete, wie vor ihm die Parade langsamer wurde und dann ganz stehenblieb, damit die Band an der Ziellinie zwei Minuten lang spielen konnte.
»Es kann jetzt jederzeit passieren, Cathy.«
»Es kann nicht passieren, wenn wir sie daran gehindert haben, den Sprengstoff anzubringen.«
»Wir haben sie nicht daran gehindert. Darauf können Sie sich verlassen.«
Das Timing war der Schlüssel, überlegte Kimberlain. Die Explosion mußte für einen bestimmten Augenblick geplant sein, und zwar aus einem besonderen Grund. Vielleicht war es das, was sie übersehen hatten. Vielleicht …
Neben ihm zog ein großer Clown vorbei, und der Fährmann wandte ihm seine Aufmerksamkeit zu.
»Ich glaube, Sie haben endlich den richtigen Beruf gefunden, Peet.«
Selbst das aufgemalte gelbe Lächeln konnte nicht verbergen, wie unangenehm Winston Peet diese Bemerkung war. Vielleicht war er aber auch nur mit sich und der Welt unzufrieden.
»Er ist hier, Fährmann.«
»Quail?«
»Ich spüre es.«
»Warum ist er hier, Peet?«
»Es wird schließlich alles ihm überlassen bleiben, Fährmann, und es wird mir überlassen bleiben, ihn aufzuhalten.«
Unter dem weiß geschminkten Gesicht und der orangenen Perücke wirkte er einfach lächerlich, und doch schienen die Kinder von seiner Größe fasziniert zu sein und von ihm angezogen zu werden. Noch während er neben Kimberlain stand, kamen drei Jungen herangelaufen, zogen an seinem grünen Kostüm und streckten die Arme hoch, um zu sehen, wie weit sie ihn berühren konnten. Augenblicklich verschmolz Peet wieder mit seiner Verkleidung und holte drei Bälle hervor, mit denen er geschickt jonglierte, während er die Parade an sich vorbeiziehen ließ.
»Es gibt ein allumfassendes Gleichgewicht, Fährmann, und Quail ist ein Teil davon. Was früher war, wird noch einmal eintreten, aber dann nie wieder.«
Kimberlain verspürte eine Gänsehaut. Wie hatte er so nachlässig sein können? Natürlich, verdammt, natürlich!
Er nahm das Walkie-talkie vom Gürtel und sah im nächsten Augenblick auf die Uhr.
»Cathy, bitte melden!«
Er würde es ihr ganz einfach beibringen müssen; Zeit für lange Erklärungen blieb ihm nicht.
Nun wußte er, wann es geschehen würde, aber immer noch nicht, wie.
Lisa Eiseman stand auf der West 50 th Street, als der Anblick ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie bemerkte die Gestalt, als Woody Woodpecker gerade über die Ziellinie schwebte und Kermit, der Frosch, an ihr vorbeiglitt, dicht gefolgt von Snoopy mit seinen Rollerskates.
Ihr war ein Elf aufgefallen, einer von Hunderten auf der Straße, aber bei weitem der größte, und er schien sich in seiner Rolle nicht wohl zu fühlen.
In der Nähe umarmte ein viel kleinerer Elf junge Zwillinge und überschüttete sie mit Bonbons. Gleichzeitig hatte am nächsten Block ein kleiner Junge an dem Gürtel des großen Elfs gezerrt.
Der Elf stieß einen Arm zurück, warf den Jungen auf den Bürgersteig und glitt in die Menge zurück, als der Junge zu weinen anfing.
Lisa folgte dem Elf. Irgend etwas mit ihm stimmte
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