Die Achte Fanfare
ein Teil der Bretter ab, die bei Peets Sprung schon angebrochen waren. Benommen versuchten beide Männer im stürmischen Wind, auf die Füße zu kommen. Quail schaffte es zuerst, doch Peet versetzte dem Zünder einen Tritt, und er schlitterte zum Rand des Gerüsts, wo er liegenblieb.
Quail bellte vor Wut auf und stürmte auf Peet zu, der ihn erwartete, einen Schlag gegen den Hals vortäuschte und statt dessen auf die Augen des Holländers zielte. Seine kräftigen Finger gruben sich tief in eine von Quails Augenhöhlen.
Quail schrie so fürchterlich auf, daß Peet das Blut in den Adern zu gefrieren schien. Der Holländer fuhr herum, und seine Maske blieb an Peets Händen hängen.
Was Peet sah, ließ ihn erstarren.
Das Gesicht des ›Fliegenden Holländers‹ war vom Kinn bis zur Stirn eine Masse aus bläulichen Adern und ständig nässendem Eiter. Der größte Teil seiner Lippen war verschwunden, und von seiner Nase war nur noch ein Teil erhalten. Das Auge, das Peet verletzt hatte, war geschwollen und hatte sich geschlossen. Die Adern auf Quails verbranntem Gesicht schienen zu pulsieren, als er mit einem noch lauteren Schrei vorwärtsstürmte.
Peet duckte sich im letzten Moment, und der Holländer flog über ihn hinweg zum Rand des Gerüsts. Irgendwie gewann er jedoch sein Gleichgewicht zurück und griff, die Beine in der Luft baumelnd, nach dem schwarzen Kasten neben ihm.
Peet hatte einen Arm angewinkelt, als er sich bückte. Anstatt damit Quails Schwung zu vergrößern, sprang er ebenfalls auf das Gerüst. Als er sah, wie sich Quails Hand dem Zünder näherte – seine Beine baumelten noch immer über dem Abgrund – riß er gleichzeitig beide Arme hoch und rammte sie mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, auf das zersplitterte Ende der Planke.
Das Brett brach, und die beiden Teile sprangen hoch und rutschten aus dem Gerüst. Doch nicht, bevor es Quail gelungen war, mit seiner Pranke auf den Zünder zu schlagen und den Knopf zu drücken. Sein letzter Gedanke war, daß es elf Uhr und drei Minuten war, genau der Augenblick, in dem er den Sprengstoff zünden sollte.
Peet sah ein letztes Mal den Haß, die Gewalt und den Zorn auf dem Gesicht, das überhaupt keines war. Dann verschluckte der Abgrund den ›Fliegenden Holländer‹, und er stürzte ins Vergessen.
Ein weiterer Blick auf den Tachometer brachte Kimberlain auf die Idee, wie zugleich er und die Stadt New York überleben konnten. Da Ollie so langsam fuhr, konnte er vielleicht, nur vielleicht …
Die ersten Waggons befanden sich schon längst im East-River-Tunnel, als der Fährmann die Tür des Fahrerhauses aufstieß. Das betäubende Dröhnen von Ollies Dieselmotor drang in seine Ohren. Es blieben ihm noch genau zwei Minuten bis zur Explosion um elf Uhr drei. Seine einzige Hoffnung war, einen Sprung zustande zu bringen, der ihn auf das gegenüberliegende Gleis tragen würde. Ein schneller Spurt zum Bahnhof Wall Street, und dort die Treppe hinauf, und er würde dem einströmenden Wasser entgehen, das bei der Explosion in den U-Bahn-Tunnel schießen würde.
Kimberlain legte den Gang aus, damit Ollie im Leerlauf weiterrollte und die mit dem C-12 beladenen Waggons tief in den Tunnel unter dem East River schob. Dann schwang er beide Beine aus der Kabinentür.
Er bereitete sich nicht auf den Sprung vor, sondern sprang einfach und nahm die unglaubliche Hitze wahr, die Ollie erzeugte, als er auf dem Nebengleis landete. Er rappelte sich sofort hoch, ignorierte den Schmerz in seinen Knien und lief los.
Der Fährmann rannte auf der Mitte des Gleises, das zum Bahnhof Wall Street führte. Kurz vor der Station mußte er um einen in dieser Richtung steckengebliebenen Zug herumlaufen. Er hatte die Plattform beinahe erreicht, als die Explosion ertönte.
Sie erreichte Kimberlain wie ein heißer Luftzug, wenn man einen Backofen öffnet. Der gesamte Tunnel erzitterte, und aus der Decke brachen Trümmer heraus. Er kletterte auf die Plattform, die ebenfalls unter ihm erzitterte. Der Beton riß an mehreren Stellen auf. Er stürmte zu den Treppen, die ihn an die Oberfläche bringen würden, während Millionen Liter Wasser in den aufgerissenen Tunnel strömten. Er nahm lediglich eine weiße Gischtwand hinter sich wahr, die sich bis zur Tunneldecke hob, dann hatte er die erste Treppe hinter sich gelassen, und er stürmte die zweite hinauf, die ihn auf die Straße und in Sicherheit bringen würde.
Der Snowcat kämpfte sich durch den Sturm, schlitterte unsicher über
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