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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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zerrte mit aller Kraft an dem Seil, mit dem ihre Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Während ihrer Ausbildung hatte sie gelernt, wie man die Hände selbst aus dem besten Knoten ziehen konnte. Sie mußte Geduld haben und ihre Finger ganz langsam bewegen. Sich auf die Hände konzentrieren, mit den Fingern am Strick arbeiten, bis der Knoten immer lockerer wurde, immer lockerer …
    Ihre Konzentration wurde unterbrochen, als Jules schließlich von hinten in sie stieß. Der Schmerz zerriß sie schier. Sie schrie auf, vergaß den Knebel und biß sich in die Zunge. Die Bewegungen der beiden Jungen wurden immer hektischer. Sie hörte, wie sie keuchten – Jack vorn, Jules hinten. Beide waren in sie eingedrungen, beide verursachten ihr Schmerzen.
    Hört doch auf!
    Doch sie war die einzige, die ihr Flehen hören konnte. Sie konzentrierte sich noch mehr auf die Hände, die den Knoten allmählich lockerten, und Haß durchströmte sie und führte sie weit fort von diesem Ort, irgendwohin, wo sie nichts fühlte bis auf die Gewißheit, daß sie tun würde, was sie tun mußte …
    Sie war fast frei …
    Jules keuchte nun immer heftiger; seine Arme lagen auf denen Jacks auf ihren Schultern. Die beiden Jungen hielten sich gegenseitig an den Unterarmen fest. Sie fühlte, daß sie eine Hand beinahe befreit hatte, und ihr Blick fiel auf das Messer, das noch an Jacks Gürtel hing. Es bestand nicht der geringste Zweifel, was sie tun mußte. Sie hatte den Zorn in ihr jetzt gezähmt, unter Kontrolle, hielt ihn an der Leine wie einen Kampfhund, den man im richtigen Augenblick freilassen mußte.
    Jack stöhnte jetzt und verlor sich in seiner Lust. Um so besser; er war der gefährlichere der beiden. Sie zerrte ihre linke Hand frei und schob sie um ihren Körper zu Jacks Gürtel hinab. Seine Hose hing um seine Knie, und sie neigte sich etwas vor. Die Jungen mußten gespürt haben, was passierte, begriffen haben, was sie vorhatte, doch da war das Messer schon in ihrer Hand, und es war zu spät. Jack glitt aus ihr heraus und wich einen Schritt zurück, als das Messer bis zum Heft in seinen Bauch glitt. Seine Augen wölbten sich vor, er keuchte, und sein Mund öffnete sich zu einem Schrei, der nicht mehr über die Lippen kam.
    Danielle zerrte das Messer heraus und schwang es mit der gleichen Bewegung herum. Jules hatte sein Glied zuerst herausgezogen, was bedeutete, daß ihm mehr Zeit blieb, um nach seiner Waffe zu greifen. Schon hob sich sein Messer, doch er wich zurück und stolperte über die Hosen, die unter seine Knie hinabgerutscht waren. Danielle begriff, daß sie ihn nicht töten mußte, hatte jedoch schon zu ihrer Bewegung ausgeholt. Ihre Klinge schnitt über Jules Kehle, und eine Blutfontäne spritzte hinaus, als er zuckend zu Boden stürzte.
    Sie brach einen Augenblick nach ihm zusammen, sank auf die Knie und beobachtete, wie er starb. Sie wollte sich übergeben, konnte es jedoch nicht. Sie empfand nichts – weder Mitleid noch Befriedigung, nur Zufriedenheit, daß sie eine unbedingt nötige Aufgabe akzeptiert und ausgeführt hatte. Sie wußte in diesem Augenblick nicht, daß die Jungen genau nach Befehl gehandelt hatten, um sie auf die Probe zu stellen, genauso wenig, wie sie erkannte, daß sie sie nur gerettet hatten, um sie anschließend nach ihren Vorstellungen umzuformen. Sie hatten die ganze Zeit über gewußt, welche Knöpfe sie drücken mußten, um die gewünschten Reaktionen zu erzielen, und hatten ihr nun bewiesen, wozu sie imstande war.
    Nach dieser Nacht kam sie in den Genuß einer Einzelausbildung. Sie trainierte mit praktisch jeder vorstellbaren Waffe und wurde mit allen erhältlichen Feuerwaffen vertraut gemacht. Sie lernte Dokumente zu fälschen und anschließend Computer zu manipulieren, um sie im Notfall zu ihren Verbündeten zu machen.
    Kurz darauf wurde sie auf ihre erste Mission geschickt, und schließlich hatte sie an so vielen teilgenommen, daß sie nur noch undeutliche Flecke in ihrem Gedächtnis bildeten. Eine folgte der anderen. Manchmal konnte sie den erfolgreichen Abschluß ihres Auftrags beobachten, manchmal nicht. Ein paarmal war sie nicht einmal sicher, ob sie Erfolg gehabt hatte, bis sie im Radio oder einer Nachrichtensendung im Fernsehen oder aus der Schlagzeile einer Zeitung davon erfuhr. Wie sie keinen Anfang gesehen hatte, konnte sie auch kein Ende sehen. Sie führte einfach ihr Leben weiter, die Existenz, die man ihr aufgezwungen hatte.
    Sie hatten sie im Lager lediglich gerettet, um sie auf

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