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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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selbst.»
    Wir verließen die Terrasse und gingen zum Aufzug. Als ich in die Kabine trat, nahm Reles mich beim Arm. «Fangen Sie morgen früh an, Bernie. Kommen Sie gegen zehn, und ich führe Sie herum.»
    «Einverstanden.»
    Ich fuhr nach unten ins Kasino. Ich spürte eine gewisse Ehrfurcht gegenüber diesen Leuten, denen ich in diesen Tagen begegnete. Fast so, als wäre ich auf dem Berghof gewesen, bei einer Audienz mit Hitler und den anderen Nazigrößen.
     

Kapitel 13
    Als ich wie ausgemacht am nächsten Morgen um zehn zum Hotel Saratoga zurückkehrte, bot sich mir ein ganz anderes Bild als am Abend zuvor. Überall war Polizei - draußen vor dem Haupteingang und in der Lobby. Als ich die Empfangschefin bat, Max Reles meine Ankunft zu melden, informierte sie mich, dass niemand nach oben ins Penthouse dürfe mit Ausnahme der Besitzer und der Polizei. «Was ist denn passiert?», fragte ich.
    «Ich weiß es nicht», antwortete sie. «Sie sagen uns nichts. Aber es gibt ein Gerücht; einer der Hotelgäste wurde von den Rebellen ermordet.»
    Ich wandte mich ab und ging nach draußen, wo ich auf die kleine Gestalt von Meyer Lansky stieß. «Sie gehen?», fragte er. «Warum?» «Die Polizei will mich nicht nach oben lassen.» «Kommen Sie mit mir.»
    Ich folgte Lansky zum Aufzug, wo ein Polizeibeamter Anstalten machte, uns die Benutzung zu untersagen, bis sein Vorgesetzter den Gangster erkannte und salutierte. In der Liftkabine zückte Lansky einen Schlüssel - ähnlich dem von Waxley -, den er in das Schloss im Bedienpaneel steckte, um uns bis ganz nach oben zu bringen. Ich bemerkte, dass seine Hand zitterte.
    «Was ist passiert?», fragte ich.
    Lansky schüttelte nur wortlos den Kopf.
    Die Lifttüren öffneten sich und gaben den Blick frei auf weitere Polizisten. Im Wohnzimmer fanden wir einen Hauptmann der militia, Meyers Bruder Jake Lansky, Waxey sowie Moe Dalitz.
    «Stimmt es?», fragte Meyer seinen Bruder.
    Jake Lansky war ein wenig größer als Meyer, und seine Gesichtszüge waren derber. Er hatte eine dicke Brille und buschige Augenbrauen wie sich paarende Dachse. Er trug einen beigefarbenen Anzug, ein weißes Hemd und eine Fliege. In seinem Gesicht waren Lachfalten, doch die benutzte er gegenwärtig nicht. Stattdessen nickte er ernst. «Ja. Es stimmt.»
    «Wo?»
    «In seinem Büro.»
    Ich folgte den beiden Lanskys in das Büro von Max Reles. Ein uniformierter Polizeihauptmann bildete den Abschluss.
    Jemand hatte die Wände umdekoriert. Sie sahen aus, als wäre Jackson Pollock vorbeigekommen und hätte sich mit einer Deckenbürste und einem Eimer roter Farbe ausgetobt. Nur, dass es keine rote Farbe war, die überall im Büro verteilt an Wänden und Möbeln klebte. Es war Blut. Jede Menge Blut.
    Max würde auch einen neuen Chinchilla benötigen, nur dass er nicht selbst in den Laden gehen und ihn kaufen würde. Er würde nie wieder in irgendeinen Laden gehen und irgendetwas kaufen - nicht einmal einen Sarg, den er im Augenblick am dringendsten brauchte.
    Er lag auf dem Boden, in den gleichen Sachen, die er am Abend vorher getragen hatte, doch das blaue Hemd hatte inzwischen eine Reihe dunkelbrauner Flecken. Er starrte mit einem einzelnen Auge zur korkgefliesten Decke hinauf. Das andere war verschwunden. Nach seinem Anblick zu urteilen, war er von zwei Schüssen in den Kopf getroffen worden, doch wie es aussah, steckten noch wenigstens zwei oder drei weitere Kugeln in seinem Rücken und in der Brust. Es sah aus wie eine Gangsterhinrichtung, bei der der Killer absolut sicher hatte gehen wollen, dass sein Opfer auch wirklich tot war. Und doch gab es - abgesehen von dem Polizeihauptmann, der uns in Reles' Wohnung gefolgt war, anscheinend vor allem aus Neugier - keinerlei Polizei hier drinnen, niemanden, der Fotos von der Leiche schoss, niemanden mit einem Maßband, nichts von allem, was man normalerweise bei einem Mord erwartet hätte.
    Nun ja, sagte ich mir, das hier ist Kuba. Hier braucht alles ein wenig länger, einschließlich des Entsendens forensischer Spezialisten an einen Tatort. Max Reles war bereits tot, wozu sich also dann noch beeilen?
    Waxey erschien hinter uns im Durchgang zum Büro seines toten Herrn. In seinen Augen standen Tränen, und in seiner Bärentatze hielt er ein weißes Taschentuch, das aussah, als wäre es so groß wie ein Laken von einem der Doppelbetten. Er schniefte, dann putzte er sich laut die Nase. Es klang wie ein Passagierschiff auf dem Weg in den Hafen.
    Meyer Lansky starrte ihn

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