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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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ärgerlich an. «Wo zum Teufel haben Sie gesteckt, als man ihm das Gehirn aus dem Schädel geblasen hat?», verlangte er zu erfahren. «Wo waren Sie, Waxey?»
    «Ich war hier», flüsterte Waxey. «Wie immer. Ich dachte, der Boss wäre zu Bett gegangen. Nach seinem Anruf bei F.B. ging er immer früh schlafen. So pünktlich wie ein Uhrwerk. Ich hab es erst bemerkt, als ich heute Morgen um sieben reinkam und ihn da liegen sah. Tot.»
    Er betonte das Wort «tot», als hätte es Zweifel an dieser Tatsache geben können.
    «Er wurde nicht mit einer Wasserpistole erschossen, Waxey», sagte Lansky. «Haben Sie denn gar nichts gehört?»
    Waxey schüttelte unglücklich den Kopf. «Nichts. Wie ich bereits sagte.»
    Der Polizeihauptmann steckte sich ein Zigarillo an. «Es wäre möglich», sagte er dann, «dass Senor Reles vergangene Nacht während des Feuerwerks erschossen wurde. Zum chinesischen Neujahrsfest. Der Lärm hat sicher die Schüsse übertönt.»
    Er war ein eher kleiner, attraktiver, sauber rasierter Mann. Die schicke olivfarbene Uniform passte ausgezeichnet zu seinem dunklen Teint. Er sprach Englisch mit einem Hauch eines spanischen Akzents, und während er redete, lehnte er lässig im Türrahmen, als gäbe er nur einen halbherzigen Ratschlag zur Reparatur eines defekten Wagens. Fast, als wäre es ihm im Grunde genommen egal, wer Max Reles ermordet hatte. Vielleicht war es ihm ja egal. Selbst in Batistas militia gab es mehr als genug Leute, die sich an der Anwesenheit amerikanischer Gangster in Kuba störten.
    «Das Feuerwerk fing um Mitternacht an», führ der Hauptmann fort. «Und es hat ungefähr eine halbe Stunde gedauert.» Er stieß sich vom Türrahmen ab und ging durch den Raum, durch die Glastür und hinaus auf die Terrasse. «Wenn ich raten müsste, würde ich annehmen, dass der Mörder Senor Reles von hier draußen erschossen hat. Der Lärm des Feuerwerks hat seine Schüsse übertönt.»
    Wir folgten dem Polizeihauptmann nach draußen.
    «Möglicherweise ist er vom achten Stock aus über das Gerüst um die Hotelreklame herum hier heraufgeklettert.»
    Meyer Lansky warf einen Blick über die Brüstung. «Eine höllische Klettertour», bemerkte er. «Was meinst du dazu, Jake?»
    Jake Lansky nickte. «Der Hauptmann hat recht. Der Killer muss hier heraufgekommen sein. Oder er hatte einen eigenen Schlüssel. In diesem Fall hätte er unbemerkt an Waxey vorbeigemusst, was mir nicht sehr wahrscheinlich vorkommt.»
    «Nicht sehr wahrscheinlich», sagte sein Bruder. «Aber nicht unmöglich.»
    Waxey schüttelte den Kopf. «Ganz bestimmt nicht!», sagte er entschieden. Plötzlich klang seine normalerweise flüsternde Stimme aufgebracht.
    «Vielleicht haben Sie geschlafen», mutmaßte der Polizeihauptmann.
    Waxey starrte ihn so zornig an, dass Jake Lansky sich hastig zwischen ihn und den Beamten schob, bemüht, zu deeskalieren, bevor die Situation aus dem Ruder zu laufen drohte. Was bei Waxey immer naheliegend war.
    Mit einer Hand auf Waxeys Brust sagte Jake an seinen Bruder gewandt: «Ich sollte euch vielleicht vorstellen, Meyer. Das hier ist Hauptmann Sanchez von der Polizeiwache um die Ecke auf der Zulueta. Hauptmann Sanchez, das ist mein Bruder, Meyer Lansky. Und das hier ist...», er sah mich an, «das hier ist...» Er zögerte, als versuchte er sich nicht an meinen richtigen Namen zu erinnern - ich sah ihm an, dass er ihn behalten hatte -, sondern an meinen falschen.
    «Carlos Hausner», kam ich ihm zu Hilfe.
    Hauptmann Sanchez nickte und wandte sich an Meyer Lansky. «Ich habe erst vor wenigen Minuten mit seiner Exzellenz, dem Präsidenten, gesprochen», sagte er. «Zunächst einmal möchte er, dass ich Ihnen sein Beileid ausdrücke, Senor Lansky. Für den schrecklichen Verlust eines guten Freundes. Er lässt Ihnen außerdem ausrichten, dass die Polizei von Havanna alles in ihrer Macht Stehende unternehmen wird, um den Schurken zu fassen, der verantwortlich ist für diese grauenvolle Tat.»
    «Danke sehr», sagte Lansky.
    «Seine Exzellenz hat gesagt, dass er gestern Abend wie jeden Mittwochabend mit Senor Reles telefoniert hat. Das Gespräch begann um genau dreiundzwanzig Uhr fünfundvierzig und endete um dreiundzwanzig Uhr fünfundfünfzig. Was ebenfalls die Vermutung nahelegt, dass Senor Reles während des Feuerwerks starb, also zwischen null Uhr und null Uhr dreißig. Ich für meinen Teil bin sogar fest davon überzeugt. Lassen Sie mich Ihnen zeigen, warum.»
    Er zeigte uns eine deformierte Kugel in der

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