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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Frauenkörper. Braque mochte mit seinen Kuben zufrieden gewesen sein, doch ich mochte Kurven, und Noreens Kurven hätten Apollonius von Perge glücklich gemacht und Kepler wahrscheinlich obendrein. Sie zog meinen Kopf gegen ihren Leib, zog an meinen Haaren wie am Mantel eines Schoßhündchens.
    «Warum fasst du mich nicht an?», fragte sie schließlich leise. «Ich will, dass du mich anfasst. Sofort.»
    Sie kam und setzte sich auf meinen vor Erwartung heißen Schoß, während sie durch geblähte Nüstern tief ein- und ausatmete wie ein Yogi.
    «Und warum hast du deine Meinung geändert?», fragte ich, indem ich mich vorbeugte, um ihre hart werdende Brustwarze zu küssen. «Sagtest du nicht, du willst die Dinge nicht überstürzen?»
    «Wer sagt denn, dass ich meine Meinung geändert habe?», entgegnete sie. «Vielleicht habe ich das ja von Anfang an so geplant.

     
    Wie eine Szene in einem Stück, das ich geschrieben habe.» Sie zog mir die Jacke aus und machte sich an meiner Krawatte zu schaffen. «Deine Figur tut genau das, was ich mir für sie ausgedacht habe. Du hast überhaupt keine andere Wahl, verstehst du? Das ist dir klar, Gunther?»
    «Nein.» Ich biss in ihre Brustwarze. «Nicht jetzt. Aber ich hatte vorhin den Eindruck, als würdest du so tun, als wärst du schwer zu kriegen.»
    «Ich bin schwer zu kriegen. Nur nicht für dich. Du bist der Erste seit langer Zeit.»
    «Das Gleiche könnte ich auch sagen.»
    «Könntest du. Aber es wäre gelogen. Du bist eine der Hauptpersonen in meinem Stück, schon vergessen? Ich weiß alles über dich, Gunther.» Sie begann mein Hemd aufzuknöpfen.
    «Ist Max Reles auch eine Figur in deinem Stück? Du kennst ihn doch, oder nicht?»
    «Müssen wir jetzt über ihn reden?»
    «Ich kann warten.»
    «Gut. Weil ich nämlich nicht warten kann. Ich konnte noch nie warten, schon als kleines Mädchen konnte ich das nicht. Frag mich später nach Reles, wenn das Warten vorbei ist.»
     

Kapitel 18
    Die Decken in den Suiten des Adlon hatten genau die richtige Entfernung zum Boden. Wenn man auf dem Bett lag und den Rauch einer Zigarette direkt nach oben blies, sah der Kristallleuchter aus wie ein ferner, eisbedeckter Gipfel, umgeben von einem Hermelinkragen aus Wolken. Ich hatte der Decke noch nie zuvor besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Meine früheren erotischen Begegnungen mit Frieda Bamberger waren heimliche, hastige Affären, mit einem Auge ständig auf der Uhr und dem anderen auf dem Türknauf, und ich war niemals so entspannt gewesen, hinterher einzuschlafen. Doch jetzt, da ich hinauf zu den erhabenen Höhen der Zimmerdecke blickte, stellte ich fest, dass meine Seele an den seidenen Wänden hinaufgeklettert war, um sich auf den Bilderschienen niederzulassen und von dort aus mit forensischer Faszination auf das nackte Nachspiel dessen zu glotzen, was sich hier unten zugetragen hatte.
    Die Gliedmaßen noch immer halb ineinander verschlungen, lagen Noreen und Bernhard glühend nebeneinander wie Eros und Psyche. Und ich fühlte mich wie der heilige Petrus, der eine neue, prächtige Basilika in Besitz genommen hatte.
    «Jede Wette, dass du noch nie in einem dieser Betten gelegen hast», sagte Noreen, indem sie mir die Zigarette aus den Fingern nahm und mit der übertriebenen Gestik einer Betrunkenen oder einer Bühnenschauspielerin rauchte. «Oder?»
    «Nein», log ich. «Es fühlt sich komisch an.»

    Sie wollte sicher nichts von meinen Stelldicheins mit Frieda wissen. Ich allerdings wollte mehr über Max Reles erfahren.
    «Er scheint dich nicht sonderlich leiden zu können», stellte sie fest, als ich seinen Namen erneut zur Sprache brachte.
    «Warum ist das so? Schließlich habe ich mir die größte Mühe gegeben zu verbergen, wie wenig ich ihn leiden kann. Nein, ganz ehrlich, ich verabscheue diesen Kerl, aber er ist ein Gast des Hotels, was mich in die Pflicht nimmt, ihn nicht die Treppe hinunterzuprügeln und in hohem Bogen zur Tür hinauszuwerfen. Das würde ich nämlich am liebsten tun. Ich würde es trotzdem tun, hätte ich eine andere Arbeitsstelle, wo ich gleich morgen anfangen könnte.»
    «Sei vorsichtig, Bernie. Max ist ein gefährlicher Mann.»
    «So viel weiß ich bereits. Die Frage ist nur, woher weißt du das?»
    «Wir haben uns auf der ss Manhattan kennengelernt, auf der Fahrt von New York nach Hamburg. Wir wurden uns beim Abendessen am Tisch des Kapitäns vorgestellt und trafen uns gelegentlich zum Gin Rommee.» Sie zuckte die Schultern. «Er war kein guter

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