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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Schultern und wollte soeben meine Fänge um ihren Hals legen, als ich das Buch neben dem Aschenbecher entdeckte. Das Buch, das Hitler geschrieben hatte.
    Sie bemerkte, dass ich es gesehen hatte. «Ich lese es gerade», sagte sie.
    «Warum?»
    «Weil es ein wichtiges Buch ist. Das Lesen macht mich noch lange nicht zu einem Nazi, genauso wenig, wie Marx zu lesen mich zu einer Kommunistin macht. Obwohl ich mich, genaugenommen, als Kommunistin betrachte. Überrascht dich das?»
    «Dass du dich für eine Kommunistin hältst? Nein, nicht besonders. Die besten Leute sind heutzutage Kommunisten. George Bernard Shaw. Selbst Trotzki, wie es heißt. Ich würde mich selbst gerne als Sozialdemokraten sehen, aber weil es in diesem Land keine Demokratie mehr gibt, wäre das naiv.»
    «Ich bin froh, dass du ein Demokrat bist. Und dass es dir noch wichtig ist, Demokrat zu sein. Ich hätte nicht mit dir geschlafen, wenn du Nazi wärst, Bernie.»
    «Vielleicht wären sie mir etwas sympathischer, wenn ich das Kommando hätte und nicht Hitler. Aber so geht es den meisten Leuten.»
    «Ich versuche, ein Interview mit ihm zu bekommen. Das ist einer der Gründe, weshalb ich sein Buch lese. Ich mache mir keine Hoffnungen, dass er mich empfangen wird. Aller Wahrscheinlichkeit nach muss ich mich damit zufriedengeben, den Reichssportminister zu interviewen. Ich bin morgen Nachmittag mit ihm verabredet.»
    «Du wirst unseren Freund Zak Deutsch nicht erwähnen, oder, Noreen? Oder mich?»
    «Nein, natürlich nicht. Sag mir, glaubst du, dass Zak ermordet wurde?»
    «Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich denke, wir wissen mehr, wenn wir mit Stefan Blitz gesprochen haben. Das ist ein Geologe, mit dem ich bekannt bin. Ich hoffe, er kann uns erklären, wie ein Mann mitten in Berlin in Salzwasser ertrinken kann. Verstehst du, er ist ja nicht vor der irischen Küste im Nordatlantik ertrunken, sondern in einem Kanal mitten in der Stadt.»
     
     
    Bis zum Frühling 1934 war Stefan Blitz Professor für Geologie an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität gewesen. Ich kannte ihn, weil er der Kripo hin und wieder geholfen hatte, die Erde an den Schuhen von Mordverdächtigen oder Mordopfern zu untersuchen. Er wohnte in Zehlendorf, im Südwesten von Berlin, in einer modernen Wohnsiedlung namens Onkel Toms Hütte in Anlehnung an ein beliebtes Ausflugslokal und den nebenan gelegenen U-Bahnhof - beide benannt nach dem berühmten Roman von Harriet Beecher Stowe. Noreen war fasziniert.
    «Ich kann nicht glauben, dass sie die Siedlung so genannt haben», sagte sie. «In den Staaten hätte es niemand gewagt, eine Siedlung so zu nennen - weil alle Welt geglaubt hätte, die Häuser wären nur für Neger.»
    Ich parkte den Wagen von Behlert vor einem vierstöckigen Wohnhaus, das so groß war wie ein ganzer Block in der Innenstadt. Die moderne, glatte Fassade war ganz leicht geschwungen und durchsetzt von zurückspringenden Fenstern unterschiedlicher Größe. Es sah aus wie ein Gesicht, das sich von einer Blatterninfektion erholte. Berlin verfügte über Hunderte, vielleicht Tausende dieser in der Weimarer Zeit errichteten Wohnblocks, die alle gleich aussahen. Die Nazis hatten, obwohl sie den Modernismus verabscheuten, mehr mit den jüdischen Architekten und Bauherren gemeinsam, als ihnen wahrscheinlich bewusst war. Sowohl Nazismus als auch Modernismus waren meiner Meinung nach unmenschlich, und wenn ich einen dieser glatten, standardisierten grauen Betonkästen musterte, stellte ich mir vor, dass eine Abteilung grauer Sturmtruppen darin wohnte wie Ratten in einer Kiste.
    Das Innere war zum Glück freundlicher - zumindest das Innere der Wohnung von Stefan Blitz. Im Gegensatz zu dem sorgfältig geplanten Modernismus der Außenanlage war seine Wohnung in altem Mahagoni eingerichtet, mit durchgewetzten Polstermöbeln, abgeplatzten neobarocken Ornamenten, Wachstischdecken und wahren Eiffeltürmen von Büchern, während die Regale vollgestellt waren mit Scheiben von zerschnittenen Steinbrocken.
    Blitz selbst wirkte genauso fadenscheinig wie seine Polstermöbel, und er war - wie jeder andere Jude, dem es verboten war, seinen Lebensunterhalt zu verdienen - abgemagert wie eine Maquette in einer Bildhauermansarde. Ein aufgeschlossener, freundlicher und großzügiger Mann, das genaue Gegenteil des gierigen, bösen Juden, wie er so oft diffamierend in der Nazipresse dargestellt wurde. Nichtsdestotrotz war er genau das, wonach er aussah: ein Schlemmer an den Fleischtöpfen von

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