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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Kartenspieler. Trotzdem, es war eine lange Reise, und eine alleinreisende Frau muss damit rechnen, dass alleinreisende Gentlemen Interesse zeigen, von denen der eine oder andere möglicherweise sogar verheiratet ist. Es gab einen weiteren Herrn an Bord, einen kanadischen Anwalt namens John Martin. Ich habe mich von ihm zu einem Drink einladen lassen, und er hat sich wohl Hoffnungen gemacht. Jedenfalls, er glaubte, dass er und ich, um es mit seinen Worten zu sagen, füreinander wie geschaffen waren. Reine Einbildung. Wirklich. Doch er konnte nicht akzeptieren, dass ich nichts von ihm wollte, und entwickelte sich zu einem rechten Ärgernis. Er sagte, dass er mich liebte und dass er mich heiraten wollte, aber das wollte ich nicht hören. Ich versuchte ihm auszuweichen, aber das ist auf einem Schiff gar nicht so einfach.
    Eines Abends vor der Küste von Irland habe ich Reles bei einer Partie Gin Rommee davon erzählt. Er hat nichts darauf geantwortet. Es ist gut möglich, dass ich mich vollkommen irre, aber am nächsten Tag wurde dieser John Martin als vermisst gemeldet, und es wurde angenommen, dass er über Bord gegangen war. Man suchte ihn, aber das war nur zur Beruhigung der anderen Passagiere. Niemand hätte mehrere Stunden in der eisigen See überleben können.
    Bald darauf gewann ich den Eindruck, dass Reles etwas mit dem Verschwinden des armen Mannes zu tun hatte. Er hatte etwas Bestimmtes gesagt, es war mir komisch vorgekommen. Ich weiß nicht mehr genau, was, aber ich weiß noch, dass er dabei gegrinst hat.» Noreen schüttelte den Kopf. «Du musst mich für verrückt halten. Ich habe keinerlei Beweise, nur Vermutungen. Deshalb habe ich nie mit jemandem darüber geredet.»
    «Nein, ich halte dich nicht für verrückt, ganz und gar nicht», entgegnete ich hastig. «Was soll daran schlimm sein, keine Beweise zu haben? Manchmal muss man seinem Instinkt folgen. Was hat er denn nun gesagt?»
    «Sinngemäß so etwas wie: Und dann wollte er wissen, ob ich Mr. Martin vielleicht über Bord gestoßen hätte. Was er witzig zu finden schien. Ich sagte, dass ich es ganz und gar nicht witzig fand und ob es eine Chance gab, dass Mr. Martin noch am Leben war. , lautete seine Antwort. Danach habe ich mich von ihm ferngehalten.»
    «Was weißt du sonst noch über Max Reles?»
    «Nicht viel. Nur das, was er mir beim Kartenspiel erzählt hat. Er sagte, er wäre Geschäftsmann, auf eine Weise, wie Männer es tun, wenn sie den Eindruck erwecken wollen, dass ihre Arbeit nicht besonders interessant ist. Er spricht ausgezeichnet Deutsch, und ich glaube, auch ein wenig Ungarisch. Er hat mir erzählt, dass er auf dem Weg nach Zürich wäre, deswegen hatte ich nicht damit gerechnet, ihn wiederzusehen. Ganz gewiss nicht hier in Berlin. Ich habe ihn vor ungefähr einer Woche zum ersten Mal wiedergesehen. In der Bibliothek. Ich habe mich von ihm zu einem Drink einladen lassen, der Höflichkeit halber. Wie es scheint, ist er schon seit einer ganzen Weile hier.» «Das ist er.»
    «Du glaubst mir, oder?»
    Die Art, wie sie das sagte, ließ mich denken, dass es nicht die ganze Wahrheit war. Auf der anderen Seite war ich eben so. Manche Menschen glauben an einen Kessel Gold am Ende des Regenbogens. Ich glaubte, dass ein Kessel Gold von vier Polizisten in einem Wagen um die Ecke observiert wird.
    «Du denkst nicht, dass ich mir alles nur einbilde, oder?»
    «Nein, ganz und gar nicht», sagte ich, obwohl ich mich fragte, warum ein Mann, der lediglich ein Partner beim Kartenspiel war, einen anderen Mann für eine Frau ermorden sollte. «Nach allem, was du mir erzählt hast, denke ich, dass du zu einer sehr einleuchtenden Schlussfolgerung gelangt bist.»
    «Meinst du, ich hätte es dem Kapitän des Schiffes sagen müssen? Oder der Polizei, nachdem wir in Hamburg angekommen waren?»
    «Ohne handfeste Beweise, die deine Geschichte untermauern, hätte Reles alles einfach abgestritten, und du hättest dagestanden wie eine Närrin. Abgesehen davon hätte es dem Ertrunkenen wohl kaum geholfen.»
    «Trotzdem. Irgendwie fühle ich mich verantwortlich für das, was passiert ist.»
    Sie rollte über das Bett und drückte die Zigarette im Aschenbecher auf dem Nachttisch aus. Ich rollte hinter ihr her und hatte sie nach ungefähr zwei Stunden eingeholt. Es war ein riesiges Bett. Ich küsste sie auf den Rücken, auf die

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