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Die Äbtissin

Die Äbtissin

Titel: Die Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toti Lezea
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niemals das Glück gehabt hatten, geliebt zu werden.
    »Johanna, ich lüge nicht, wenn ich dir sage, dass diese Tage sehr glücklich für mich gewesen sind«, beteuerte María eines Abends, als sie im Kreuzgang des Klosters wandelten, und drückte innig den Arm ihrer Schwester.
    »Für mich auch, María Esperanza.«
    »Aber etwas möchte ich noch wissen. An dem Tag, als wir uns kennen lernten, erwähntest du eine Auseinandersetzung zwischen dem König und der Königin, in der es um María die Jüngere und mich ging…«
    »Ja. So erfuhr ich von eurer Existenz.«
    »Und… worüber genau haben sie gestritten?«
    Johanna blieb stehen und versuchte sich zu erinnern.
    Während sie die unterschiedlich gearbeiteten Kapitelle der Säulen zu betrachten schien, die das Dach des Kreuzgangs trugen, begann sie zu erzählen.
    Ihr Bruder Alfons und die Infanten hatten an jenem Tag einen Ausflug unternommen. Sie selbst hatte eine böse Erkältung gehabt und ihre Zofe hatte entschieden, dass sie nicht nach draußen dürfe. So war sie im Schloss geblieben und hatte sich über die Gelegenheit gefreut, nach Herzenslust mit den vielen schönen Spielsachen der Infantinnen spielen zu können, insbesondere mit einer Porzellanpuppe Prinzessin Johannas, die ihr das störrische Mädchen nie überließ. Während sie dort saß und immer wieder das lange, echte Haar der Puppe kämmte, hörte sie Stimmen aus den Gemächern der Königin, die neben dem Spielzimmer lagen. Aus Angst, alleine mit Doña Isabella zusammenzutreffen, ließ sie die Puppe fallen und versteckte sich hinter einem dicken Vorhang.
    Die Königin warf ihrem Ehemann vor, er habe ihre Person herabgewürdigt und das Land mit Bastarden übersät.
    »Ihr beweist nicht die königliche Würde, zu der Ihr verpflichtet seid«, sagte sie erzürnt. »Sogar hier, in meinem eigenen Haus, stellt Ihr meinen Hofdamen nach.«
    »Weil sie mir die Lust verschaffen, die zu gewähren Ihr als Frau nicht in der Lage seid«, entgegnete er im gleichen Ton. »Ihr seid nicht fähig zu lieben, Ihr habt kein Verlangen in Eurem Körper.«
    Die Königin unterdrückte ein Schluchzen.
    »Was wollt Ihr noch von mir? Ich habe Euch fünf gesunde Kinder geschenkt. Ich bin Euch stets treu gewesen und habe zwei Eurer Bastarde aufgezogen, als wären sie mein eigen Fleisch und Blut. Was kann man mehr von einer Frau verlangen?«
    »Ihr vergesst, dass ihr zwei unschuldige Mädchen in ein Kloster eingesperrt habt.«
    »Erwartet Ihr vielleicht, dass ich den Hof mit Euren Bastarden bevölkere?« Die Stimme der Königin klang zornig und vorwurfsvoll. »Außerdem liegt das Kloster von Madrigal unweit des Palastes, in dem ich geboren wurde. Ich bin oft dort und beobachte ihre Fortschritte. Ich habe sie mit einer Mitgift ausgestattet, als ob sie Prinzessinnen reinen Geblüts wären. Viele Eltern schicken ihre rechtmäßigen Töchter dorthin, es ist keine Schande. Eine Tochter aus der ersten Ehe meines Vaters nahm ebenfalls dort den Schleier. Die guten Nonnen erziehen sie zur Gottesfurcht, und sie werden keinen Anlass haben, sich ihrer Herkunft zu schämen. Sie werden ein friedliches, zurückgezogenes Leben führen.«
    »Die Eltern, die ihre Töchter dorthin bringen, tun dies im gegenseitigen Einvernehmen. Ich erinnere Euch daran, dass Ihr mich nicht um meine Meinung fragtet, als Ihr die Entscheidung getroffen habt, meine Töchter wegzusperren.«
    »Ihr weiltet in Granada…«
    »Und Ihr habt die Gelegenheit genutzt, um den Befehl zu geben und unter Beweis zu stellen, dass Ihr die mächtige Königin von Kastilien seid. Schließlich habe ich es mit Brief und Siegel, dass ich nur Euer Ehemann bin, weiter nichts.«
    »Das ist nicht wahr, und Ihr wisst es genau!« Doña Isabella war wirklich wütend. »Im Vertrag von Segòvia wurde festgehalten, dass wir uns die Herrschaft über Kastilien teilen, und so ist es gewesen und wird es auch weiterhin sein.«
    »Bis Ihr beschließt, eigenmächtig zu handeln, und den Vertrag von Segòvia vergesst, der, ich erinnere Euch daran, mehr war als ein bloßes Abkommen, um einen unzufriedenen Ehemann zum Schweigen zu bringen. Als einziger männlicher Nachfahre unseres gemeinsamen Urgroßvaters Johanns I. von Kastilien hatte ich genauso viel Anrecht auf die kastilische Krone, wenn nicht sogar mehr.«
    »Der König«, erzählte Johanna weiter, »verließ aufgebracht den Raum, die Königin blieb alleine zurück, und ich versuchte, das Spielzimmer zu verlassen, bevor sie hineinkam und mich dort antreffen

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