Die Äbtissin
ein geschnitztes Himmelbett mit aller Wäsche.
Leguizamón wiederum musste als Vormund und nächster Verwandter die Mitgift der Braut stellen. Er überreichte ihr das Buch, in dem fein säuberlich die Abrechnungen der seit dem Tod ihres Vaters für Inés verwalteten Besitztümer vermerkt waren, ebenso wie der Prozentsatz der Einnahmen, den sein Sohn als Verwalter derselben einbehielt. Außerdem übergab er ihr die Summe von zwanzigtausend Goldmaravedis und überließ ihr den Turm Etxeberri mit allem Mobiliar, Haushaltsgerät, Wäsche und Gemälden. In einer weiteren Klausel wurde festgehalten, dass der Besitz an seine Nachkommen zurückfiel, sollten aus der Ehe keine Kinder hervorgehen oder diese in den nächsten vier Generationen ohne Nachkommen sterben.
Es war eine rauschende Hochzeit. Die beste Gesellschaft der Biskaya gab sich ein Stelldichein, und die Feierlichkeiten dauerten zwei Tage und zwei Nächte. Nach der Trauung erwarteten Andresa und der alte Diener Erramun die Jungvermählten zu Hause. Andresa hatte Tränen in den Augen und war nervöser als die Braut. Die Hauswirtschafterin übergab Inés den Bratspieß, um zu zeigen, dass von nun an sie die Hausherrin war, und geleitete sie in ihr Zimmer, um einen Teller Suppe zu essen, zusammen ein Glas Wein zu trinken und ihr dabei zu helfen, das Hochzeitsgewand gegen die Tracht der Hausherrin zu tauschen, zu der auch die Haube gehörte, die Joaquina so empört hatte. Erramun wiederum nahm Gonzalo bei der Hand und führte ihn durch das ganze Haus, damit er es in Besitz nahm. Es war ein alter Brauch, den üblicherweise die Eltern der Braut oder des Bräutigams durchführten, je nachdem, wem das Haus gehörte. In diesem Fall stand die Aufgabe María zu, doch sie fand, dass diese Ehre Andresa gebühre, die der Familie seit über vierzig Jahren treu diente, und die Brautleute waren damit einverstanden.
Auch Tristán de Leguizamón, seine Kinder und Verwandten nahmen an der Hochzeit teil. María wechselte kein einziges Wort mit ihm, obwohl sich ihre Blicke mehrmals trafen. Aus seinen Augen sprach Empörung über die Verbindung und die Überlassung des Hauses, aus den ihren eine Freude, die nicht frei von Ironie war.
Einige Tage später war die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Es war ein trauriger Abschied. Selbst Joaquina vergoss ein paar Tränen, auch wenn María nicht wusste, ob aus Freude darüber, dass sie nach Madrigal zurückkehrten, oder aus Kummer, weil sie unterwegs eine Novizin verloren hatten. Es war sehr unwahrscheinlich, dass sie noch einmal nach Bilbao kommen würde, und so verbrachte María die letzten Tage damit, durch die Straßen und Viertel der Stadt zu streifen, ihre Geräusche und Gerüche aufzusaugen und sich ihre Menschen einzuprägen. Wieder und wieder lief sie durch die Straßen, deren Namen sie niemals vergessen würde: Artekaie, Barrenkale, Carnicería, Belostikale, Tendería, Somera… die Plaza Santiago, die Plaza Vieja, San Antón.
Gonzalo und Inés brachten sie ans Meer, das nur wenige Meilen vor der Stadt lag, und sie fühlte sich ganz klein, als sie die riesige Wasserfläche betrachtete, die kein Ende zu haben schien. Schiffe zogen vorüber und verschwanden am Horizont, und sie wünschte sich, auf einem von ihnen zu reisen, um herauszufinden, was sich am anderen Ende befand. Lange stand sie dort, die nackten Füße im Sand, ohne zu sprechen, ohne zu denken, und beobachtete die Wellen, die sich am Ufer brachen, um dann neu zu erstehen, sie atmete die Meeresbrise ein und schmeckte das Salz auf ihren Lippen.
Sie war versucht, in Toledo um ihre Versetzung nach La Esperanza zu bitten. Sie wollte den Rest ihres Lebens an diesem Ort verbringen, bei den Ihren, ihre Kindheit wieder finden, nach Hause zurückkehren. Doch sie würde es nicht tun, obwohl sie von vornherein wusste, dass man ihrer Bitte wegen ihrer Herkunft stattgeben würde. Ihr Schicksal war mit dem Tag ihrer Geburt besiegelt worden, und sie musste ihren Weg gehen.
Als María und Joaquina nach Kastilien aufbrachen, ließen sie drei Freunde zurück, denn auch Antoñino blieb unter der Obhut von Gonzalo und Inés in Bilbao, nachdem sie einen Brief vom Vater des Jungen erhalten hatten, in dem dieser seine Zustimmung gab. Der Knabe war ein wenig enttäuscht, als er erfuhr, dass der Hauptmann ihn zum Händler und nicht zum Soldaten ausbilden wollte, doch schließlich überlegte er, dass er eines Tages selbst entscheiden konnte und dann immer noch Zeit war, den Beruf zu
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