Die Äbtissin
gegenüber größeres Entgegenkommen zeigen.«
»Ein wahrlich mannhaftes, kriegerisches Mittel, um Euer Ziel zu erreichen«, bemerkte María ironisch. »Ihr habt die königliche Gunst errungen, und wie man mir erzählte, wurdet Ihr gar zu Don Ferdinands Pagen ernannt, obgleich Euch der Titel eines königlichen Kupplers eher zugestanden hätte als der eines Ratgebers.«
Leguizamón erblasste vor Zorn.
»Wie kannst du es wagen, mich in meinem eigenen Hause zu beleidigen? Sei froh, dass du eine Frau bist, denn sonst…«
»… würdet Ihr Euch mit mir schlagen?«, unterbrach María ihn und weidete sich an dem Zorn, den sie in ihrem Feind entfacht hatte. »Oder würdet Ihr mich in einem dunklen Winkel ermorden lassen? Denkt daran«, setzte sie hinzu, »dass ich nicht nur eine Frau bin, sondern auch die Tochter des Königs. Zu etwas muss die Sache doch gut sein.«
Der Alte starrte sie an, doch sie hielt seinem Blick stand. Plötzlich wirkte er des Lebens müde und noch älter, als er tatsächlich war.
»Lassen wir die Vergangenheit ruhen«, sagte er schließlich. »Weder du noch ich können etwas daran ändern. Dennoch möchte ich dir in irgendeiner Weise Abbitte leisten. Ich werde das Testament nicht anfechten. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?«
María stand auf und sah ihn von oben herab an.
»Nichts auf dieser Welt kann mir meine Mutter zurückbringen oder die Jahre, die ich im Kloster verbrachte und an denen ich nichts zu beklagen habe, als dass es nicht meine eigene Entscheidung war. Dennoch möchte ich Euch davon in Kenntnis setzen, dass die Güter, die ich von meinem Onkel geerbt habe, von Don Gonzalo Lope de Salazar verwaltet werden und nach meinem Tod an ihn und seine Nachkommen übergehen.«
»Ich verstehe nicht, warum du dir einen Niemand ausgesucht hast, um…« Aus seiner Stimme sprach eher Verblüffung als Zorn.
»Ich bin noch nicht am Ende«, unterbrach María ihn. »In diesen letzten Monaten hat Eure Nichte Inés Zuflucht in unserem Kloster gefunden, als sie auf der Flucht vor den Zudringlichkeiten Eures Sohnes war, der sie zur Ehe zwingen wollte. Ihr werdet erlauben, dass sie ihren Ehemann frei wählen kann. Don Gonzalo wird bei Euch um ihre Hand anhalten.«
Es war wie ein Fausthieb mitten ins Gesicht. Voller Wut und Zorn sprang Tristán Díaz de Leguizamón auf.
»Wie kannst du es wagen, dich in Angelegenheiten einzumischen, die nur meine Familie angehen?«
Er war so außer sich, dass ihm die Worte im Halse stecken blieben, und María war kurz davor, laut loszulachen.
»Ich erinnere Euch daran, dass Ihr Euch in die Angelegenheiten meiner Familie eingemischt habt. Wenn Ihr nicht Eure Zustimmung gebt, werde ich mich an den König wenden, und dann werden wir sehen, wer von uns beiden mächtiger ist.«
Die Drohung zeigte Wirkung und Don Tristán schwieg.
»Man hat mir erzählt, dass Euer Sohn schon einmal eine Nonne aus dem Kloster Encarnación entführte, ihr Gewalt antat und dank Eurer Hilfe der Justiz entkam«, setzte María hinzu. »Nicht, dass er diesmal wieder auf eine solche Idee kommt!«
»Schick mir Salazar morgen her und wir werden reden«, sagte Don Tristán, plötzlich milde gestimmt.
Zufrieden drehte sie sich um und wollte gerade den Hof verlassen, als sie ihn murmeln hörte:
»Und der Teufel soll dich holen!«
Sie wandte sich um.
»Das wünsche ich Euch auch«, entgegnete sie lächelnd, »obgleich Ihr eher in den Genuss kommen werdet als ich.«
An der Tür traf sie mit dem jungen Tristán zusammen, der sie überrascht ansah. María machte keine Anstalten, ihn zu grüßen, und ging leichten Herzens zum Haus ihres Onkels. Ihr war nach Singen zumute.
Nach diesem Gespräch überstürzten sich die Ereignisse. Inés war schier außer sich vor Freude, als María ihr erzählte, was sie mit ihrem Onkel besprochen hatte, und nahm den Antrag Gonzalos an, der gleich um ihre Hand anhielt. Der Hauptmann wurde im Wohnturm des gefürchteten Verwandten vorstellig, begleitet von zweien seiner Brüder sowie dem Notar Vitoria, der die Verfügungsgewalt über das Erbe Don Pedro de Larreas verfasst hatte, welche die Äbtissin Salazar erteilt hatte. Diese nahm Gonzalo als Beweis seiner Rechte mit. Zudem veranlasste er den Notar, eine Liste der Geschenke seiner Familie an die Braut zu erstellen: zwanzigtausend Goldmaravedis, zehn Ellen blauen Samt, zehn Ellen grünen Atlas und fünf Ellen Brokat, zwanzig Ellen Leinen für Hemden und Hauben, sechs Bahnen feinster Wolle aus Flandern und
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