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Die Affäre Mollath: Der Mann, der zu viel wusste (German Edition)

Die Affäre Mollath: Der Mann, der zu viel wusste (German Edition)

Titel: Die Affäre Mollath: Der Mann, der zu viel wusste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Ritzer , Olaf Przybilla
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Zunft, der selbst mit einem falschen psychiatrischen Gutachten zwangspensioniert worden war. Angeblich sollte Schmenger unter unheilbaren »paranoid-querulatorischen« Störungen gelitten haben. Ein Gutachter bescheinigte dem früheren Fahnder später, er sei voll dienstfähig. Seine Persönlichkeit sei sogar durch Stabilität, Gewissenhaftigkeit, gute Steuerung, hohe Leistungsbezogenheit und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn charakterisiert. Schmengers persönliches Schicksal ähnelt dem Mollaths: Auch hier hatte man eine (möglicherweise unbequeme?) Wahrheit partout nicht für bare Münze nehmen wollen. Schmenger wurde vollständig rehabilitiert. Und setzte sich für Gustl Mollath ein.
    Aber es finden sich auch andere. Leute, die überhaupt nicht in der Öffentlichkeit standen oder stehen. Reiner Hofmann etwa, ein Künstler aus Schwabach. Er hatte zuvor nichts mit Mollath zu tun, kannte diesen gar nicht. Er hatte auch nicht wie Schlötterer oder Schmenger einen grundsätzlichen biographischen Bezug zu dem Thema. Aber Hofmann begann, für den Unterstützerkreis eine Seite im Internet einzurichten und auf dieser zahlreiche Dokumente über den Fall öffentlich zu machen. Mit der Medienöffentlichkeit wurde Hofmanns Seite immer mehr zum Zentrum für Leute, die sich grundsätzlich in die Sache einlesen wollten.
    Und es gab von Anfang an Internetblogger, die nicht müde werden, die Affäre Mollath zu kommentieren und zu durchleuchten. Der exzellente Blog von Gabriele Wolff etwa, der auf den Namen »Unnützliche Kommentare zur Welt« hört und der sich in der Sache exakt als das Gegenteil herausstellte. Die frühere, langjährige Oberstaatsanwältin nimmt sich ohne Erbarmen der Elaborate ihrer ehemaligen Kollegen an, sie schafft im Internet sozusagen eine Gegenöffentlichkeit mit juristischem Sachverstand. Auch der Strafrechtsprofessor Henning Ernst Müller begleitet die Causa im Internet unermüdlich und in einer Weise, dass selbst professionelle Verteidiger der bayerischen Justiz irgendwann Zweifel plagen müssen: Warum soll eigentlich ein Professor seinen Ruf aufs Spiel setzen, wenn an der Sache nichts dran ist? Auch der bayerische Anwalt Thomas Stadler bloggt immer wieder über die Causa, ebenso wie der Geschäftsführer des Juristischen Informationsdienstes dejure.org, Oliver Garcia. Vier offenkundig juristisch Bewanderte – das Internet wird so zu einer tragenden Säule in der Mollath-Debatte.
    Auch eine Anwältin findet sich. Erika Lorenz-Löblein nimmt sich der Sache Mollath zu einem Zeitpunkt an, an dem es für sie als Anwältin kaum etwas zu gewinnen gibt. Hier ein vom Bundesgerichtshof bestätigtes Urteil, dort ein Mandant, der seit vielen Jahren in der Psychiatrie einsitzt und sicher nicht zahlungskräftig ist. Chancen wenigstens auf Publicity? Nahezu keine, dafür aber die Gefahr, als Anwältin mit Justizbehörden massiv über Kreuz zu geraten und mit einem Stigma versehen zu werden. Es gibt also viel zu verlieren. Frau Lorenz-Löblein fängt trotzdem an und bleibt hartnäckig bei der Sache, ohne dass es sie dabei in die Öffentlichkeit drängt. Als sie die Akten eingesehen habe, sei ihr klar gewesen, dass da etwas nicht stimmen könne, sagt die Münchner Anwältin.
    Später kommt ihr der Hamburger Kollege Gerhard Strate zu Hilfe. Auch er weiß, dass es in Wiederaufnahmeverfahren pekuniär für Anwälte nicht viel zu holen gibt. Strate arbeitet oft bis tief in die Nacht an der Sache Mollath. Wer seine Anzeigen und Anträge in der Causa liest, der weiß, dass da einer mit Leidenschaft zu Werke geht. Mit intellektueller Brillanz ohnehin: Erwiderungen von Staatsanwaltschaften auf Strate-Texte lesen sich gemessen an seinen Arbeiten zum Teil wie Besinnungsaufsätze von Erstsemestern.
    Es gibt noch viele andere, die Mollath helfen. Ehemalige Schulkollegen, Psychologen, die auf seinen Fall aufmerksam geworden sind, auch Whistleblower. Im März 2013 sagt Mollath in einem SZ -Interview, dass – bei aller verbleibenden Skepsis – sich seine Situation inzwischen ganz deutlich zum Besseren gewendet habe. In der Tat: Es gibt da längst einen festen Kreis, der sich um seine Belange, um ihn als Menschen kümmert.
    Zum Besseren gewendet, sagt Mollath, habe sich seine Situation aber vor allem deshalb, weil inzwischen vieles von seinem Schicksal durch Medienberichte bekannt geworden sei. Allein in der SZ sind bis zum März 2013 mehr als 60 Artikel zu dem Thema erschienen, wenn es auch beileibe nicht nur die SZ war, die

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