Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Greg im Moment ärgerte.
    »Auf vielen Schiffen«, antwortete der Tygraner, »wurde die Ausführung der neuen Befehle entweder vom Captain oder vom Ersten Offizier abgelehnt, und es wurden strenge Maßnahmen ergriffen, um ihrer Autorität Geltung zu verschaffen. Vier Captains wurden ihres Amtes enthoben und in Arrest genommen, zwei wurden erschossen. Sechs Erste Offiziere wurden erschossen, und neun unter Arrest gestellt. Und jetzt kommt das Entscheidende – alle, die sich gegen die neuen Befehle gestellt haben, verfügen über AI-Implantate.«
    »Das klingt ziemlich beunruhigend«, bemerkte Greg.
    »Es kommt noch besser. Es gibt zwei Schiffe, deren höhere Offiziere fast alle mit den gleichen Implantaten ausgestattet sind. Die Captains haben sich geweigert, die Gültigkeit der Befehle anzuerkennen, und behaupten, Präsidentin Castiglione sei mittels Erpressung dazu gezwungen worden, von ihren ursprünglichen Anweisungen Abstand zu nehmen. Beide Raumschiffe wurden von Schiffen umzingelt, die loyal zum Flottenkommandanten Vizeadmiral Ngassa stehen.«
    »Das kommt mir vor wie eine bizarre Wiederholung des Geschehens auf den tygranischen Schiffen«, sagte Greg.
    »Wenn Sie mir eine Bemerkung erlauben, Lieutenant«, sagte Berg. »Sie scheinen bereits bestens informiert zu sein. Weshalb sollen wir dann hierbleiben?«
    »Es gibt einen wichtigen Grund, weshalb Sie in der Nähe des Gasriesen bleiben müssen.«
    »Wir sind bereits unterwegs – geschätzte Ankunftszeit in elf Minuten.«
    »Gut. Warten Sie auf weitere Befehle, Mr. Berg.«
    Die Verbindung brach ab. Berg runzelte die Stirn.
    »Wir sollen uns beeilen und abwarten«, sagte er.
    Greg schaute nachdenklich drein. »Ich glaube, ich weiß, was das alles bedeutet.« Als er Berg seine Vermutung mitteilte, zeigte sich in dessen Augen Begreifen.
    Fünfunddreißig Minuten später meldete sich Ash wieder und verlangte Greg zu sprechen.
    »Wie läuft’s denn so, Mr. Ash?«, fragte er, als er auf die Brücke geeilt kam. »Wie Sie sehen, trage ich wieder seriöse Zivilkleidung, komplett mit meinem piekfeinen schwarzen Mantel. Ich habe geduscht oder mich vielmehr dem Nebeltornado ausgesetzt und auch ein paar von diesen Muntermachern genommen – die Pillen wirken übrigens hervorragend. So wach war ich schon seit ’ner ganzen Woche nicht mehr … wann soll ich mich mit dem Vizeadmiral treffen?«
    Ash starrte ihn an. »Woher wussten Sie …?«
    »Aye, also, da hab ich wohl auf meine speziellen archäologischen Superkräfte zurückgegriffen, auf die Kraft der Schlussfolgerung, wissen Sie!«
    Greg grinste, während Berg sich bemühte, ernst zu bleiben.
    »Ich verlasse mich darauf, dass Sie Ihre Witzeleien für sich behalten, wenn Sie mit Vizeadmiral Ngassa sprechen«, sagte Ash mit versteinerter Miene. »Als wir vor fünf Minu ten mit ihm gesprochen haben, hat er verlangt, mit einem Vertreter Dariens zu sprechen, und damit sind Sie gemeint. Wenn Sie ihn treffen, sollten Sie hervorheben, dass wir eine formlose Allianz zur Verteidigung Dariens und dessen Mond gebildet haben. Machen Sie ihm das klar.«
    »Das werde ich. Sonst noch etwas?«
    »Es wäre gut, wenn wir in Erfahrung bringen könnten, wie sich die Hegemonie-Flotte seiner Meinung nach verhalten wird. Er war der Oberkommandierende der Erdsphäre-Streitkräfte in der Yamanon-Domäne und kennt das hegemoniale Militär folglich aus eigener Erfahrung.«
    Greg nickte. »Ist gebongt, hab’s verstanden. Und machen Sie sich keine Sorgen wegen meines Auftretens – ich werde der Inbegriff des nüchternen Diplomaten sein.«
    Ashs Miene war undurchdringlich.
    »Sobald Sie und Lieutenant Berg im Shuttle sitzen und abgelegt haben, übermitteln wir Ihnen die verschlüsselten Koordinaten für das Rendezvous mit der Pinasse des Vizeadmirals. Sie docken an, gehen an Bord und sprechen mit ihm.«
    Greg lächelte strahlend. »Wir sind schon unterwegs.«
    So wie’s aussieht zu einer Neuauflage des Geschwafels, das wir mit Braddock veranstaltet haben, dachte er, als er Berg hinterhereilte.
    Eine knappe halbe Stunde später steuerten sie die Rendezvouskoordinaten an, wo ein schlankes Raumfahrzeug auf sie wartete. Sie legten an einem Transferschlauch an, der aus dessen Steuerbordseite ragte. Greg und Berg wurden an der anderen Seite der Luke von einer bewaffneten Eskorte in Empfang genommen, von drei Erdsphäre-Marines in schwarz-blauen Paradeuniformen. Sie schritten durch einen grau-roten Gang und betraten einen kleinen Raum. Hinter einem mit