Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

sechs mitgebracht, minus acht Meuterer, plus die Vergeltung …«
    »Dann glauben Sie also nicht, dass die Hegemonie brav sein und sich an die diplomatischen Gepflogenheiten halten wird?«
    Der Tygraner hob eine Braue. »Das ist nicht gerade ihre Stärke.«
    »Also, wie viele Schiffe insgesamt?«
    »Vierundachtzig. Die Armada der Hegemonie umfasst hingegen zweitausend Raumschiffe, wie gemeldet wurde.«
    Greg hätte beinahe laut aufgelacht. »Nennt man das nicht eine erdrückende Übermacht?«
    »In manchen Kreisen, ja.«
    »Also, wenn wir wieder an Bord der Sternenfeuer sind, dann schnappe ich mir auch so eine Weste, wie Sie sie tragen.«
    Berg lächelte betrübt. »Ich glaube, mit einer Schutzweste allein ist uns im Moment nicht gedient.«

25 Chel
    Er saß im Halbdunkel des Wurzelhauses auf einem staubigen Steinsockel und ließ seinen Seherblick an den Wurzeln entlangwandern, durch das unterirdische Netzwerk, das einst ihre Ahnen angelegt hatten. Die meisten Hauptstränge waren längst verrottet, doch die Uvovo-Techwerker hatten mit verschiedenen Schlingpflanzen und Wurzeln aus den Tochterwäldern wahre Wunder vollbracht. Die Früchte ihrer Arbeit zeigten sich auch in vielen anderen Wurzelhäusern in den Bergen, den Wäldern und der Küstenebene. Sollte jetzt, da der Warpbrunnen zweckentfremdet war und die Wiederkehr der Legion der Avatare immer wahrscheinlicher wurde, alles umsonst gewesen sein?
    Als die Alten noch körperlich gewesen waren, hatte diese Welt, Umara, mit den dichten Wäldern von Segrana-Die-War mächtige Netzwerke erschaffen, die in der Lage waren, den Planeten vor Angriffen aus dem Weltraum zu schützen. Größere Knoten überwachten Primärknoten, die in Gruppen von Wurzelhäusern zusammengefasst waren, von denen es Hunderte, Tausende gab. Doch alles, was Cheluvahar gegen die am Himmel sich sammelnden Gegner und das Fleisch-und-Maschinen-Grauen, das schon bald aus der Schulter des Riesen hervorbrechen würde, aufbieten konnte, waren ein einzelner Sekundärknoten und neunzehn Wurzelhäuser.
    Als der Zyradin ihn vom Hauerberg hierhertransportierte, hatte er darauf gedrängt, dass Chel die Knoten, die Wurzelhäuser und die Techwerker-Uvovo auf den Kampf vorbereitete. Kurz darauf bekam er Besuch vom Pfadmeister, dessen geisterhafte Erscheinung noch durchsichtiger und zerbrechlicher wirkte als sonst und dessen Stimme knarzend und brüchig klang, wie ein Schwarm von Insekten.
    Ich habe eingewilligt hierherzukommen, hatte er dem uralten Überbleibsel der längst ausgestorbenen Ahnen gesagt. Ich habe eingewilligt, uns auf den Kampf vorzubereiten, und dazu war ich nur deshalb imstande, weil ich in einem Vudron geheilt wurde. Du hast mir weder durch Wort noch durch Tat geholfen.
    Der durchscheinende, fragile Pfadmeister hatte lächelnd genickt. Mit leiser, zischender Stimme sagte er: Verstehen wird selten verstanden …
    Dann war er verblasst, wie Rauchfahnen sich in der Luft auflösen. Chel schämte sich über seine zornige Bemerkung, und sie tat ihm leid. Waren dies vielleicht die letzten flüchtigen Worte des Pfadmeisters an die Lebenden gewesen, bevor er endgültig in die Ewigkeit einging?
    Mit geschlossenen Augen auf dem Steinsockel sitzend, schweifte sein Seherblick fort vom Wurzelhaus, von diesem Sekundärknoten, wanderte an den Hauptsträngen entlang, teilte sich, wenn sie sich teilten und sich mit anderen Wurzelhäusern vereinigten, von denen aus sich das verflochtene Netz immer weiter verzweigte. Die Zyradin-Stäubchen, die er mitgebracht hatte, taten ihre Arbeit. Er spürte den langsamen Drehpuls des Planeten, der aus der harten, verdichteten Tiefe zur dünnen, unsicheren Kruste aufstieg, auf der sich das organische Leben ausbreitete, das so empfindlich war wie eine Blase. Doch die zerbrechlichen organischen Bewusstseine hatten gelernt, sich den Puls jener gewaltigen inneren Energien nutzbar zu machen. Und als Chels Bewusstsein sich in dem verzweigten Netz ausbreitete, nahm er diese Energien wahr, spürte er, wie die uralten Netze darauf reagierten, sich ihnen öffneten, sie anzogen.
    Dies war der Moment, der ein steuerndes Eingreifen verlangte. Wenn er zuließ, dass die Energien das Netzwerk der Wurzelhäuser fluteten, würde dies auf gewisse Wesenheiten wie den zu allem entschlossenen Überlebenden, den Legionsritter, wie ein Leuchtfeuer wirken. Deshalb musste er den Energiefluss sorgsam steuern, damit die Durchdringung ganz allmählich und gleichmäßig erfolgte und die Wurzelhäuser die