Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)
ist noch nicht alles, Botschafter. Die Aufständischen beabsichtigen, in ein paar Stunden einen Angriff auf die Schulter des Riesen zu unternehmen – und sie haben sich mit einer zahlenmäßig ernst zu nehmenden Gruppe der Spiralisteneiferer verbündet.«
Kuros spannte sich an, blickte zur Seite und winkte. Im nächsten Moment tauchte Washutkin neben ihm auf.
»Haben Sie das gewusst?«, fragte er den Menschen.
»Da waren ein paar Außenweltler, die sich Tygraner nannten«, antwortete Washutkin. »Von den Ezgara weiß ich nichts, auch nichts von einem Pakt mit irgendwelchen Fanatikern. Das muss nach meinem Weggang von Hauerberg passiert sein.«
Kuros wandte sich an Becker. »Diese neuen Entwicklungen könnten ein Problem darstellen. Man muss ihnen begegnen, am besten mit einem Präventivschlag gegen ihr Versteck in den Bergen.«
»Ich bin einverstanden, Botschafter«, sagte Becker mit eisigem Lächeln und Blick auf Washutkin. »Aber wer ist Ihr Begleiter, und wie kommt es, dass er von diesen … Tygranern weiß?«
»Das ist Alexandr Washutkin, der einzige überlebende Minister der legitimen Regierung Dariens und dank der Blauen Fessel mein treuer Verbündeter. Bis vor Kurzem hat er mit den Aufständischen vom Hauerberg zusammengearbeitet und sollte Greg Cameron eliminieren. Ich nehme an, das ist ihm auch gelungen.«
Washutkin runzelte die Stirn. »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich hatte ihn auf der Schulter des Riesen gestellt. Dann sah ich mich nach sich nähernden Mechas um, und als ich mich ihm wieder zuwandte, war er verschwunden. Vielleicht ist er von der Felskante gestürzt, oder die Vorläuferanlage hat ihn wegtransportiert oder sogar getötet …«
»Ich kenne diesen Cameron«, sagte Becker. »Und er ist nicht tot. Wir haben Funksprüche aufgefangen, aus denen hervorgeht, dass er sich an Bord eines der Raumschiffe befindet, die Darien verteidigen.«
Washutkin senkte den Kopf und blickte zu Boden. »Ich habe versagt, Herr.«
»Ein kleines Versagen vor dem nächsten Erfolg«, meinte Kuros. »Zum Beispiel haben Sie mich befreit. Nun, Marshal, welchen Schlachtplan schlagen Sie vor?«
»Gemeinsam können wir eine wirksame Luftstreitmacht aus brolturanischen Soldaten und meinen eigenen Leute aufbieten. Wenn wir überraschend zuschlagen, können wir den lokalen Widerstand trotz ihrer Außenweltlerfreunde vernichten. Anschließend gehen wir gegen die Schulter des Riesen vor, die anscheinend von den Mechas eines Cyborgwesens überrannt wurde. Das ist doch nicht etwa das Nebenprodukt eines misslungenen Experiments der Hegemonie?«
»Nein, Marshal, das kann ich Ihnen versichern.«
Becker nickte und sagte über die Schulter hinweg: »Nathaniel, die Tafel.« Einer der Soldaten, ein Mann mit einer entstellenden Brandnarbe auf der einen Gesichtshälfte, reichte ihm ein großes Datenpad. Becker schaltete es ein, dann sah er wieder Washutkin an.
»Botschafter, mir fällt da eben ein, wie Ihr treuer Verbündeter uns einen großen Dienst erweisen könnte, zumal die Schlacht noch nicht begonnen hat.«
Er schilderte sein Vorhaben, und Kuros fand die Idee amüsant und vielversprechend.
»Ich bin einverstanden, Marshal. Nur zu.«
Becker winkte Washutkin zu sich heran.
»Ich habe das Pad auf Aufzeichnung eingestellt, und Sie sollen Folgendes sagen …«
27 Kao Chih
Der Übergang in den Normalraum war nicht angenehm. Der Hyperantrieb des Kriegsschiffs der Shyntanil war schlecht abgeschirmt, und die Steuersysteme arbeiteten ungenau. Nach einem fast fünfstündigen Flug durch die Schichten des Hyperraums waren fast alle Überlebenden der Herakles wieder bei Bewusstsein und taten lautstark ihren Hunger kund. Doch es gab an Bord nichts zu essen, nur einen gebogenen Hahn, der verdächtiges Brackwasser ausspuckte. Als das Schiff im Rougsystem aus dem Hyperraum austrat, mussten sich deshalb mehrere Leute übergeben, obwohl ihr Magen so gut wie leer war.
Robert hatte Kao Chih vorgewarnt, deshalb hatte man für entsprechende Auffangbehälter gesorgt. Während die Besatzung noch mit den Säuberungsarbeiten beschäftigt war, forderte Robert Kao Chih mit einer Handbewegung auf, zu ihm ins Cockpit hochzukommen. Kao Chih setzte sich auf die zweite Polsterliege und betrachtete durchs Sichtfenster die sternenübersäte Schwärze des Weltraums. Dann wandte er sich der Konstrukt-Sim zu.
»Kao Chih«, sagte Robert leise, »es gibt ein kleines Problem. Ich orte die Funkfeuer der Rougwelt, des Gasriesen V’Hrant, aber
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