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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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ein halb überwucherter Weg von der Treppe in die bewaldeten Hügel.
    »Hörst du das auch?«, fragte Reski Emantes, der mit seinen Rotoren in der Nähe schwebte.
    »Nein, ich … Moment …« Robert legte den Kopf schief und lauschte angestrengt. »Hm, ja, ganz schwach.« Er meinte, ein leises, regelmäßiges Dröhnen wahrzunehmen.
    »Das kommt vom Weg.« Die Drohne neigte sich ein wenig und schwebte in Kopfhöhe voran. Robert folgte ihr achselzuckend.
    Bald nachdem sie in den Wald gelangt waren, verlor sich der Weg im Unterholz.
    »Verdammt, eben war er noch deutlich zu erkennen«, sagte Robert. »Wir müssen zurückgehen …«
    »Normalerweise würde ich jetzt eine beißende Bemerkung zum Thema menschliche Sinnesorgane machen«, meinte die Drohne. »Aber meine eigenen Sinne sind anscheinend auch nicht viel besser.«
    Robert bedachte die Drohne mit einem skeptischen Blick. Nachdem sie am Fluss getrennt worden waren, war Reski Emantes plötzlich wieder aufgetaucht und hatte ihn aus der Gewalt der grotesken Vor-ähnlichen Humanoiden befreit. Jetzt machte die Drohne den Eindruck, als habe man sie mit Materialien und Techniken des voratomaren Zeitalters nachgebaut. Dicke Schweißnähte, Propeller anstelle von Suspensoren und eine Bolzenschleuder mit mechanischer Feder anstelle einer Strahlenwaffe, die mehrere Ziele gleichzeitig unter Feuer nehmen konnte.
    »Es sollte doch wohl möglich sein, anhand der zurückgelegten Wegstrecke eine ungefähre Richtung zu bestimmen«, sagte er.
    »Wenn wir uns nicht in der veränderlichen Bewusstseinslandschaft einer uralten, mächtigen Wesenheit aufhalten würden«, entgegnete die Drohne, »wäre das ein vernünftiger Vorschlag.«
    »Sieh mal«, sagte Robert und deutete auf eine buschbestandene Anhöhe in etwa zwölf Schritten Entfernung. »Wir sind über diese Erhebung gekommen, indem wir dem Weg gefolgt sind, deshalb sollten wir in diese Richtung weitergehen …«
    Als er sich umdrehte, war die Drohne spurlos verschwunden. Er rief nach ihr, doch aus dem Wald kam keine Antwort.
    Dann brach knackend ein Zweig. Robert fuhr herum – und erblickte seine Tochter Rosa, die sich im nächsten Moment duckte und wegrannte.
    Geschockt lief er ihr nach, brach durch Gebüsch und Unterholz, rief ihren Namen, dann hielt er an und lauschte auf das Geräusch ihrer Schritte. Allmählich aber konnte er wieder klarer denken, und damit kamen ihm auch Zweifel. Was hatte sie hier zu suchen? War es denkbar, dass die Gottheit wusste, wie sie aussah, oder reagierte die Gedankenlandschaft auf ihn, spiegelte sie mit ihren Metaquanteneigenschaften vielleicht hervorstechende Orientierungspunkte seines Unbewussten? Die bizarre Konfrontation mit diesem autonomen Bild, das seinem eigenen Unbewussten und dem der Gottheit entstammte, war schon rätselhaft.
    Ungeachtet seiner rationalen Erklärungsversuche sah er sich außerstande, die Verfolgung abzubrechen, denn er wollte herausfinden, wohin sie ihn führen würde und ob sie ihm etwas mitzuteilen hatte.
    Dann sah er sie zwischen den Bäumen. Sie war mit einem blassblauen Zweiteiler mit Kapuze bekleidet, der sich gut vom Walddunkel abhob. Sie hielt weder an noch blickte sie sich um, unternahm aber auch keine Anstrengungen, sich vor ihm zu verbergen.
    Nach fünfminütiger Verfolgungsjagd lichtete sich der Wald, und sie gelangten auf eine mit vereinzelten üppig grünen Büschen bestandene Lichtung. An der anderen Seite ragte eine steile Felswand bis in die tief hängenden Wolken auf. Rosa überquerte die Lichtung, begann zu laufen, wandte sich am Fuß der Felswand zur Seite und verschwand.
    Als Robert aus dem Schatten des Waldes trat, war das leise Dröhnen lauter und deutlicher geworden. Er eilte zu der Stelle, wo Rosa verschwunden war, und fand dort eine ausgetretene Steintreppe vor, die in Serpentinen in eine steilwandige Schlucht hinunterführte. Rosa eilte geduckt am Boden der Felsrinne entlang und verschwand um eine Ecke. Robert machte sich ohne zu zögern an den Abstieg.
    Es war warm am Boden der Schlucht, die von schroffen Felswänden eingefasst war. Die Luft hatte einen eigentümlichen, irgendwie scharfen Geschmack. Das Dröhnen klang metallisch und war unregelmäßig strukturiert, zwei, drei Schläge, gefolgt von vier, fünf kräftigeren, dann mehrere helle Geräusche und schließlich zwei lautere. Erst als er um die Ecke bog, wurden seine Fragen auf ganz unerwartete Weise beantwortet.
    Aus einer Höhlenmündung ragte ein gewaltiger Maschinenhaufen hervor.

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