Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
einem Jahr hier, und obwohl er sich an diesem Ort noch immer nicht heimisch fühlte, so stellte er zumindest eine Zuflucht für sie dar.
    »Schon gut«, sagte Micail, als sich die Stimmen in schrillem Durcheinander zu einem Missklang erhoben. »Am besten beginnen wir mit den etwas erfahreneren Sängern.« Er winkte dem alkonischen Priester Ocathrel, der sich noch bis tags zuvor draußen in der Ebene aufgehalten hatte, um zusammen mit Naranchada und den Lehrlingen der Baukunst geeignete Sandsteinbrocken auszuwählen und zu spalten. Es handelte sich um eine besondere Art von Sandstein; Kräfte, für die selbst Ardral keine schlüssige Erklärung anbringen konnte, hatten ihn in grauer Vorzeit so sehr verdichtet, dass er härter und schwerer geworden war als jeder andere natürliche Stein, den die Atlantiden jemals gesehen hatten. Wäre er nicht in Schichten aus leichterem Gestein eingebettet gewesen, so wäre es unmöglich gewesen, derart große Brocken überhaupt aus dem Felsen herauszubrechen.
    Das große, kreisförmig angelegte Gebilde, das hier entstehen sollte, war nicht der verheißene Tempel, sondern das Mittel zu seiner Errichtung - eine Stätte, die ihnen ermöglichen würde, die Bewegungen am Himmel zu berechnen, aber auch Macht zu gewinnen und zu bündeln.
    Erst an diesem Morgen hatte Ocathrel seine Hilfe bei der Unterweisung der Priesterschüler angeboten, unter anderem deshalb, weil er selbst drei Töchter hatte und glaubte, besser zu wissen, wie man junge Leute für eine Sache begeistern konnte. Anfangs hatte Micail daran gezweifelt, doch bald zeigte sich, dass der ältere Priester mit seiner Behauptung Recht gehabt hatte.
    Ocathrel lächelte, fuhr sich glättend durch das schüttere Haar und holte tief Luft. Dann gab er einen Ton von sich, so tief, so voll klingend, dass Micail spürte, wie dessen Schwingung langsam auf seinen Körper überging. Er selbst hatte eigentlich eine Tenorstimme, doch er beherrschte auch die Baritonlage, und beim nächsten Ton fiel er mit ein, allerdings vier Stufen höher.
    Lanath schwitzte bereits vor Anstrengung, und sein Körper zitterte, als er seine Stimme hinzufügte, doch Micail bedachte ihn mit einem strengen Blick, und danach hörte das Zittern auf, und der Junge hielt den Ton. Im selben Augenblick gab Kyrrdis Elara das Zeichen zum gemeinsamen Einsatz, und sie fielen mit ihren Altstimmen ein; anschließend gesellten sich Cleta und Galara hinzu, die über erstaunlich kraftvolle Sopranstimmen verfügten.
    Mit angestrengten Mienen konzentrierten sich die Sänger unter Micails Anleitung auf den Stein, der auf dem Holzklotz ruhte. Die Lautstärke des angestimmten Klangs blieb gleich, denn sie atmeten abwechselnd, bis sich schließlich alle sieben Stimmen zu einem einfachen Akkord vereinten. Obwohl ihr Gesang nicht lauter wurde, veränderte sich die Schwingung merklich. Micail dämpfte seine Erregung und lenkte die gemeinsame Konzentration auf den Stein. Ihre Harmonien stiegen leicht an und sanken wieder ab, bis eine Einheit entstand, die durch den schattigen Hain hallte und in die auch der Wind einbezogen war. Und ganz allmählich hob sich der Stein, anfangs nur wenig, dann höher und noch höher. Lanath keuchte und kam aus dem Takt. Die Einheit des Chors zerfiel, der Stein schwankte und stürzte zu Boden.
    »Wenn auch nur einer versagt, dann scheitert das ganze Unterfangen!«, fauchte Micail. »Jetzt sammelt euch und zeigt, was ihr könnt!« Die sieben schlossen die Augen und vertieften sich achtsam in ihre Atmung.
    »Tut mir Leid!«, flüsterte Lanath, dessen Gesicht vor Verlegenheit rot angelaufen war. »Ich schaffe das einwandfrei, wenn ich allein bin…«
    »Das weiß ich, mein Junge. Und du hast deine Sache gut gemacht, bis kurz vor dem Schluss.« Micail bemühte sich um einen freundlichen Ton. Die Blicke, mit denen die Mädchen den Jungen bedachten, waren fürs Erste Tadel genug. »Du hast dich einfach nicht mehr richtig konzentriert; das ist kein unverzeihlicher Fehler. Aber ich möchte, dass du von jetzt an übst, auch im Chor den Ton zu halten, was immer um dich herum geschehen mag.« Er wandte sich an die anderen. »Ocathrel, Kyrrdis… danke für Eure Hilfe. Ich weiß, dass Ihr noch andere Aufgaben zu erfüllen habt. So wie wir alle…« Er runzelte die Stirn. »Also, macht Euch an die Arbeit. Einen Augenblick, Galara. Ardral möchte, dass du einen Text abschreibst. Komm mit mir!«

    »Aber warum brauchen wir noch ein Exemplar von Der Kampf von Ardath? «,

Weitere Kostenlose Bücher