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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Nun ist der Gesang meine Stärke nicht, aber was ich kann, wird genügen, um Elis den Weg zu zeigen. Gehen muss sie ihn ohnehin selbst.«
    »Das ist doch eine sehr gute Nachricht«, sagte Tiriki. »Damisa und ich haben uns immer bemüht, dafür zu sorgen, dass die grundlegenden Übungen nicht vernachlässigt werden.«
    »Eines nach dem anderen«, mahnte Liala. »Zunächst muss sie den inneren Ton finden. Was allerdings Iriel und Selast angeht - da bin ich mir nicht sicher. Selast redet nicht wirklich mit mir, wenn sie es irgendwie vermeiden kann, und Iriel… nun, Iriel redet manchmal so viel, dass ich ihr kaum zu folgen vermag!«
    »Das geht auch mir oft so«, nickte Chedan. »Die beiden kommen mir unglaublich jung vor, obwohl sie schon so viel erleben mussten.«
    »Jung mögen sie sein«, nickte Tiriki, »aber nicht töricht. Iriel besitzt eine gute Menschenkenntnis und missbraucht diese Gabe nur selten. Vielleicht sollten wir sie mehr mit Selast zusammenspannen, als es bisher der Fall ist. Selast ist klein für ihr Alter, aber sie ist so stark wie ein Pferd und im Allgemeinen sehr vernünftig…«
    »Das würde nicht gut gehen.« Alyssa schlug die Augen auf und war für kurze Zeit hellwach und bei vollem Bewusstsein. »Ihre Seelen singen verschiedene Weisen. Selast wird Damisa folgen, bis das Blut sie zu ihrem Mann ruft… Iriel gebt für eine Weile zu Taret, weniger, damit sie von ihr lernt, als damit sie begreift, dass Geduld nicht nur eine Tugend der Kinder von Atlantis ist und dass Weisheit nicht bedeutet, auf Glück zu verzichten, sondern nur, es von seinen vielen Seiten zu sehen.«

    Die Neuankömmlinge hatten tatsächlich geringe Lebensmittelvorräte an Bord, doch bald stellte sich heraus, dass das nicht alles war. Ein zweites Geschenk war weitaus weniger willkommen und gefährdete Leib und Leben ihrer Gastgeber. Wenige Tage nach ihrer Ankunft kam Reiher, der Dorfhäuptling, zu Chedan und klagte über Kopf-und Gliederschmerzen. Das raue Klima machte den Sumpfbewohnern nichts aus, aber gegen die unsichtbaren Krankheitsgeister, die das Schiff vom Festland mitgebracht hatte, besaßen sie keinerlei Widerstandskraft.
    Ein Wechselfieber, stellte Chedan fest. Dergleichen war ihm auf seinen Reisen mehr als einmal begegnet. Daraufhin ging Metia unaufgefordert zu Taret und fragte sie nach entsprechenden Kräutern, um ein Gegenmittel zu bereiten.
    Seltsam, dachte Chedan und sah ihr nach, als sie nun fröhlich schwatzend mit Iriel an ihm vorüberging. Im Lauf der Zeit waren die Sajis unmerklich immer mehr zu einem Teil der Gemeinschaft geworden. Nun gehörten sie einfach dazu. Zu Hause hätte man keiner Saji je gestattet, mit einer Priesterin des Lichtes zu sprechen, doch Metia war der kleinen Domara eine liebevolle Amme gewesen, und ihre Schwestern kümmerten sich ganz selbstverständlich um Alyssa. Im Seereich hatten die Sprösslinge der Priesterkaste die Tempelfrauen immer nur von fern wie einen Schwarm bunter Vögel durch einen Hof oder Korridor huschen sehen.
    Viele Gerüchte rankten sich um die Sajis. Sie galten als zügellos und unrein und wurden angeblich nur aus den Reihen der Kastenlosen ausgewählt - zum Beispiel aus den ausgesetzten Kindern in den Handelsstädten. Zum Teil stimmte das. Doch die Öffentlichkeit war selbst nach der Auflösung des Tempels der Grauen noch überzeugt, dass die Sajis an anrüchigen Ritualen mitwirkten, die an Frevelhaftigkeit nicht zu überbieten seien, und das war Fanatismus der schlimmsten Sorte.
    Chedan hatte sich über diese Frauen weiter keine Gedanken gemacht. Erst als ihm auffiel, wie geduldig sie alle Strapazen auf der Purpurschlange ertrugen, hatte er aus den Tiefen seines Gedächtnisses eine Geschichte zutage gefördert, derzufolge sich ihre Vorfahren vor langer Zeit einer Wissenschaft verschrieben hatten, die nicht weniger Achtung verdiente als die seine. Der Name ›Saji‹ war nur die Kurzform eines sehr alten Wortes für heimatloser Fremden.
    Woher die Sajis auch stammten, Chedan war jedenfalls sehr froh, dass sie jetzt bei ihnen waren, denn niemand sonst verstand es so gut, aus wilden Kräutern Arzneien herzustellen.
    Die von den Flüchtlingen eingeschleppte Krankheit breitete sich unter den Sumpfbewohnern wie unter den Seeleuten rasch aus. Damisa und Selast wurden oft in die Sümpfe geschickt, doch nun sammelten sie keine essbaren Pflanzen mehr, sondern Heilkräuter. Die Sajis oder Liala und Elis kümmerten sich um die Kranken. Die Gesichter verschleiert, um nicht

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