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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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lassen. Die Priesterkaste ist einfach nicht für eine solche Plackerei geschaffen, dachte sie bekümmert und betrachtete mit prüfendem Blick ihren Streckenabschnitt des Weges, den sie um den Berg herum anlegten. Ihre Gestalt warf einen ziemlich schmalen Schatten, und das Fleisch an ihr bestand hauptsächlich aus Muskeln. Wahrscheinlich war sie gesünder denn je.
    Dasselbe traf auch auf die Übrigen zu. Vor sich und hinter sich sah sie andere Erdarbeiter, die sich abwechselnd bückten und aufrichteten und dabei ihre Hacken in den weichen Boden stießen. Sie und Chedan und noch ein paar andere hatten die Erde entlang des zu schaffenden Weges mittels Gesangsmagie gelockert, um die Arbeit wenigstens ein bisschen zu erleichtern; mehr jedoch hatten sie nicht bewirken können, und sie bezweifelte, dass selbst ein erfahrener Chor in der Lage gewesen wäre, die gesamte Masse auf einmal zu bewegen.
    Gleich vor ihr schaufelte Domara begeistert in der Erde herum und lachte. Sie war im vergangenen Winter fünf Jahre alt geworden, und in jüngster Zeit hatte ein gewaltiger Wachstumsschub bei ihr stattgefunden - mit der Pummeligkeit eines Kleinkindes war es für immer vorbei. Bereits jetzt sah Tiriki das junge Mädchen vor sich, das sie einmal werden würde - eine schlanke Gestalt mit langen Beinen und einem Wust roter Locken -, noch keine Frau, das lag, den Göttern sei Dank, noch in weiter Zukunft. Sie wird wie Micail, dachte Tiriki, groß und kräftig.
    Die Erwachsenen mochten sich beschweren über die scheinbar unendliche Schufterei, doch die Kinder waren ganz und gar in ihrem Element und hatten großen Spaß beim Buddeln, bis sie von Kopf bis Fuß verdreckt waren. Wenn man sich nur darauf hätte verlassen können, dass die Kleinen bei der Sache blieben, dann hätten die Älteren ihnen die Arbeit vollends übertragen können, dachte Tiriki, während die Erdbrocken nur so durch die Luft flogen. Doch selbst Domara, die ganz versessen darauf war, bei allen Tätigkeiten der Erwachsenen ihren Beitrag zu leisten, sodass man sie neckend ›kleine Priesterin‹ nannte, konnte leicht von einem Schmetterling abgelenkt werden.
    Als Tiriki wieder zu hacken anfing, spürte sie, wie etwas nachgab. Die Verbindungen zwischen den aus Geweihspitzen bestehenden Zacken und dem Stiel hatten sich offenbar wieder gelockert. »Domara, mein Liebling, würdest du dieses Werkzeug bitte zu Reiher hinunterbringen und ihn fragen, ob er es instand setzen kann?«
    Nachdem sich das Kind auf den Weg den Berg hinab gemacht hatte, nahm Tiriki eine aus einem Schulterblatt gefertigte Schippe zur Hand und kniete auf dem Weg nieder, um die Erde zu glätten und unerwünschte Klumpen den Hang hinunterzuschieben. Bald wäre es an der Zeit, aufzuhören. Sie hatte an diesem Morgen ein ziemlich langes Stück bearbeitet und war beinahe bis zu der Stelle gekommen, wo Kalarans Abschnitt begann.
    Mit Ausnahme von Liala und Alyssa, die krank waren, und Selast, die schwanger war, arbeitete jedes Mitglied der Gemeinschaft an dem Labyrinth mit, selbst die Leute vom See, obwohl diese Art der körperlichen Arbeit ihrer gewohnten Lebensweise ebenso fremd war wie den atlantidischen Priestern und Priesterinnen.
    Chedan war es verboten worden zu arbeiten. Natürlich hatte er Einwände dagegen erhoben, indem er anführte, dass Untätigkeit seinen Zustand nur verschlimmern würde, aber sie wusste, dass er von Schmerzen geplagt war. Er hatte seinen Teil geleistet, und sogar mehr als das, indem er das Bild des Labyrinths, das Tiriki im Innern des Berges gesehen hatte, aus ihrem Gedächtnis genommen und es in das Muster eines Weges umgesetzt hatte, der sich rund um die Hänge des Heiligen Berges schlängeln sollte. Der Pfad verlief anfangs so, als ob er geradewegs zum Hügelkamm hinaufführte, dann führte er im Sinn des Sonnenlaufs weiter um die Mitte des Hangs herum, bis er schließlich wieder abfiel und sich in die entgegengesetzte Richtung kehrte. Er führte beinahe wieder zurück zum Anfang, bevor er noch tiefer hinab wies und den Fuß des Berges umrundete, nur um eine Kehrtwende zu machen und wieder anzusteigen, diesmal ein wenig oberhalb des ursprünglichen Verlaufs. Von hier aus schlängelte er sich nach oben, bis er beinahe den Gipfel berührte, doch kurz davor knickte er ab und beschrieb eine weitere Biegung, die ihn schließlich zu dem Steinkreis auf dem Hügelkamm führte.
    Es hatte der mühevollen Arbeit vieler Monde bedurft, um die ganze Breite des Weges - drei Fuß - allein

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