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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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ihre Seelen.
    Vor ihnen gähnte die Höhlenöffnung in der Dunkelheit; der Boden war schwach erhellt durch den Fluss, der gurgelnd seiner Vereinigung mit dem Wasser der roten Quelle zustrebte. Tiriki war im Begriff, die Höhle zu betreten, doch kurz davor blieb sie stehen und bückte sich ein wenig, damit das Licht ihrer Fackel das Innere ausleuchtete.
    Wenigstens brauchen wir keine Angst zu haben, dachte sie grimmig, dass uns dieser Hügel wegen eines Erdbebens um die Ohren fliegt.
    Während der vergangenen fünf Jahre hatten sie alle versucht, nicht an den Omphalos-Stein zu denken - natürlich mit Ausnahme der armen Alyssa, deren seherische Gabe ihr wenig Wahl gelassen hatte.
    Chedan hatte darauf hingewiesen, dass selbst das, was sie zurzeit taten, prophezeit worden war, doch das lag so lange zurück, dass die Prophezeiungen zum größten Teil in Vergessenheit geraten waren. War alles im Voraus bekannt gewesen und vergessen worden? War sie nur Teil eines Schauspiels, eine weitere Marionette, die zum Vergnügen der übersättigten Götter tanzte? Bestimmt hatte Rajasta niemals vorausgesagt, dass die Überlebenden von Atlantis Krieg gegeneinander führen würden - oder doch?
    Plötzlich waren all ihre alten Zweifel wieder da, und sie warf einen fragenden Blick zurück zu Chedan, aber der schüttelte nur den Kopf. Sie schloss die Augen und wappnete sich innerlich für das, was kommen würde. Wenn Micail die anderen Priester nicht davon abbringen konnte, den Steinkreis gegen sie zu verwenden, oder - noch schlimmer - wenn er überredet oder verführt oder gezwungen wurde, ihren Zielen zu folgen, musste sie sich unweigerlich als seine Gegnerin betrachten. Während sie weiter in die Höhle vordrang, ertappte sie sich bei dem Gedanken, dass sie beinahe lieber gestorben wäre, wie Alyssa, anstatt diesen Tag erleben zu müssen.

    Während Iriel Tiriki vorsichtig mit einer zweiten Fackel in die Höhle folgte, sammelte der Magier seine inneren Kraftreserven und steuerte die Bewegungen der Träger, die mühevoll versuchten, die Lade in die Grotte zu bekommen. Doch Chedans Gedanken waren abgelenkt, nicht etwa durch Zukunftsvisionen, sondern durch Überlegungen bezüglich der Ereignisse, die ihn zu dieser gefürchteten Stätte getrieben hatten. Das Leben, das er geführt hatte, und die vielen Inkarnationen, in denen er zuvor schon den Göttern gedient hatte, hatten ihn nur zu gut gelehrt, dass der Tod das Schicksal, welches einem bestimmt war, allenfalls verzögern, nicht jedoch ändern konnte. Wenn man sich dem nicht fügte, würde das nächste Leben nur umso schwerer werden.
    Aber er wünschte wirklich, er würde sich nicht immer so müde fühlen. Es ist der Stein, rief er sich ins Gedächtnis. Er weiß, dass wir die Absicht haben, uns seine Macht zunutze zu machen, und das hat seinen Preis.
    Unter herzhaftem Ächzen und Stöhnen stolperten die Träger auf dem Pfad weiter und folgten den flackernden Fackeln. Oft waren sie sich nicht einmal sicher, ob sie abwärts oder aufwärts gingen.
    Die Luft war endlich ein wenig abgekühlt, aber es herrschte immer noch eine feuchte Schwüle, und die Dichte von Erde und Stein über ihnen lastete schwer auf ihren Gemütern. »Wir sind Kinder des Lichtes, wir fürchten nichts«, begann Kalaran ziemlich verbissen zu singen, und erleichtert fielen die anderen in das Lied ein.
    » Ihr Sorgen, geht, nehmt allen Kummer mit,
Freude, Jubel, Frohsinn, stellt euch ein,
Damit wir vorankommen, Schritt für Schritt,
Dunkelheit, weiche hellem Sonnenschein… «
    »Hier!« Tirikis Stimme hallte durch den Tunnel. »Das ist der Pfeil, mit dem ich die Stelle gekennzeichnet habe. Seht - da ist das in den Stein eingeritzte Spiralmuster.
    Nicht berühren!«, warnte sie, als Iriel die Hand ausstreckte. »Es hat die Kraft, uns zu lähmen und uns von der Erfüllung unserer Aufgabe abzubringen.«
    Der Weg war hier ebener, und die Träger kamen schneller voran - und der Stein gebärdete sich auch nicht mehr so widerspenstig, als ob er begriffen hätte, wohin er gebracht werden sollte, und damit einverstanden wäre. Der Weg durch die Höhle verlief in vielen Biegungen und Knicken, die mehrmals wieder zurückführten, aber es dauerte nicht lange, bis Chedan mit einem kleinen Anflug von Zufriedenheit feststellte, dass es tatsächlich das gleiche Muster war, das sie in die Oberfläche des Heiligen Bergs geschlagen hatten.
    Wir haben richtig gehandelt, indem wir den Stein hierher gebracht haben, dachte Chedan, während er

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