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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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und Tiriki sich bückten, um die Riemen der Lade zu lösen. Obwohl die abschirmende Wirkung der dichten Masse von Erde und Gestein ringsum die Kraft des Omphalos ein wenig dämpfte, spürte er die von ihm ausgehende Energie, noch bevor sich der schwere Deckel allmählich hob.
    »Sachte, sachte!«, mahnte er, als Tiriki die seitliche Verkleidung der Lade aus dem Rahmen löste und auf den Boden legte. Der Stein schimmerte bereits in seiner Seidenhülle wie die Sonne durch die Wolken.
    »Wahrhaftig, die Götter haben uns geleitet«, flüsterte Tiriki. »Seht nur, dort…« Sie deutete zur Mitte der Kammer. »Eine Nische, die eigens dafür geschaffen sein könnte, den Stein zu beherbergen.«
    Mit Kalarans Hilfe zogen sie die aufgebrochene Lade näher; Chedan legte die Hände um den eingehüllten, eiförmigen Stein und wiegte ihn in seiner Kiste vor und zurück. Unter seiner Berührung erwachte dessen inneres Feuer, der Rahmen brach an drei Stellen auf, die Stücke fielen zu Boden. Chedan keuchte laut, als eine Energiewoge seine Arme hinaufwallte, und als Iriel das hörte, ließ sie ihre Fackel fallen und stieß einen Schrei aus. Alle erstarrten an ihrem Platz.
    »Lasst mich helfen!«, schrie Tiriki. Ihre Fackel war erloschen, doch die Höhlenkammer wurde heller, und die Wände aus weißem Kalktuff schimmerten.
    »Nein!«, wehrte er energisch ab und bedeutete ihnen allen mit einer Handbewegung, fern zu bleiben, während er die letzten Reste des Seidenstoffs abschälte. Er könnte den Omphalos ohne fremde Hilfe bewegen, wenn er die Eigenkraft des Steins dazu nutzte - doch das war so ähnlich, wie eine brennende Kohle in den Händen zu halten. Mit einem Mal wallte die Energie des Steins wieder auf, und er wippte lange Zeit gefährlich hin und her und auf und ab, bevor er sich in die wartende Nische fügte. Tiriki fing Chedan auf, als er zurücktaumelte und dabei wild mit den Händen fuchtelte. Er hielt sie hoch und war überrascht, keine Verbrennungen daran zu sehen.
    »Nun denn«, sagte er leise zu dem Stein, »nun denn… hast du endlich eine Heimat gefunden?«
    Wie zur Antwort trübte sich die gespenstische Oberfläche und sog ihren eigenen Schimmer in sich auf. Doch dann wurde die Kammer von weiß glühendem Licht durchflutet, als ob die Sonne aufgegangen wäre. Alle stießen erstaunte Rufe aus.
    »Die heilige Mitte ist der Rahmen unseres Seins«, intonierte Chedan, »alles ändert sich und bleibt doch eins…«
    Gemeinsam sangen sie die Strophen, die Handinnenflächen zum Stein hin ausgestreckt, bis sein überwältigendes Strahlen sich milderte und für sterbliche Augen leichter zu ertragen war. Mit einem tiefen Seufzer griff Chedan nach dem Stock, den er an die Wand gelehnt hatte.
    Als die anderen ebenfalls schwiegen, lachte Tiriki ein wenig atemlos.
    »Mein Verlobter ist gestorben, um diesen Stein zu retten«, sagte Elis leise. »Ich hoffe, dass er jetzt uns retten wird…«
    »Bete lieber, dass seine Kräfte niemals gebraucht werden!«, sagte Chedan unwirsch. »Denk einfach nur, dass wir gut daran getan haben, ihm eine angemessene Nische zu geben. Wo der Omphalos ruht, ist der Nabel der Welt! Einst lag er verborgen und unerkannt im Alten Land, bis Ardral und Rajasta und ich gerufen wurden, um ihn nach Ahtarrath zu bringen. Jetzt ist er an seinem Bestimmungsort angekommen. Hier soll er bleiben und nichts als Ausgeglichenheit und Licht in die Welt bringen. So soll es sein! «
    »So soll es sein«, wiederholten die anderen mit gedämpften Stimmen im Chor.
    »Lasst uns jetzt gehen«, sagte der Magier streng, »und inständig darum bitten, dass wir niemals mehr an diesen Stein denken müssen.«
    Doch noch während er das aussprach, wusste er, dass ihnen dieses Glück nicht beschieden sein würde.

19. Kapitel
    Nachdem der Omphalos-Stein zur Ruhe gebettet worden war, schien vom Heiligen Berg ein Licht abzustrahlen, das wie rote und weiße Drachen in einem unendlichen Tanz herumwirbelte. Im Wachzustand spürte Tiriki ihre Gegenwart, im Schlaf suchten sie sie manchmal im Traum heim. Doch diese Träume waren immer noch besser als die Albträume mit den verzerrten, schattenhaften Gestalten, die sie verfolgten, um sie letztendlich in die Enge zu treiben und ihr das feixende Gesicht von… Micail zu zeigen.
    Nach der dritten Nacht, in der solche Träume sie um die Ruhe gebracht hatten, nahm sie Zuflucht zu Taret. In Gegenwart von Chedan und den anderen hielt sie es immer noch für das Beste, so zu tun, als ob sie voller

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