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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Schimmer, so strahlend hell in seiner Reinheit, dass sie ihn zunächst nicht als Chedan erkannte. Ihr Blick wurde verschwommen, so sehr war sie von Rührung und Zuneigung zu ihnen allen ergriffen.
    Doch diese Vision zeigte ihr nichts, was sie nicht bereits gekannt hatte. Sie wandte sich ungeduldig ab und suchte im Osten nach dem strahlenden Energiepunkt, der Micails Steinkreis war.
    Warum habe ich nie zuvor daran gedacht, auf diese Weise vorzugehen?, fragte sie sich. Ich war so sehr mit dem Kampf um die alltäglichen Dinge beschäftigt, dass ich mir nie die nötige Zeit genommen habe, die geistige Landschaft hier zu erforschen.
    Höchstwahrscheinlich war das Sonnenrad dort - ein pulsierender runder Fleck von Energie, in dem die weiß glühenden Funken der Eingeweihten grell aus dem rötlichen Schein hervorstachen, der nur Tjalan und seine Männer sein konnte.
    Der Ring aus Licht wurde heller und pulsierte rhythmisch; selbst aus der Entfernung erkannte sie, dass die Ursache dafür Gesang sein musste. Sie luden den Steinkreis mit Kraft auf, um ihn zur gegebenen Zeit anzapfen zu können. Und wenn sie die dortigen Vorgänge schauen konnte, dann konnten die anderen ihrerseits bestimmt den Heiligen Berg erfühlen. Sie bebte innerlich, als der ferne Strahl sich kräuselte und zitterte - wie die Sonne, aus der Tiefe eines Gewässers gesehen.
    Sie hatte gehofft, Tjalan würde sich auf einen militärischen Angriff beschränken. Bevor er mit seinen Soldaten zum Heiligen Berg marschiert wäre, hätte sie auf dem Verhandlungsweg vielleicht eine Schlichtung herbeiführen können, indem sie sich entweder mit Micail oder mit den Stämmen von Azan geeinigt hätte. Doch der Prinz hatte offenbar eine neue Waffe entdeckt, und sie hatte die ungute Ahnung, dass er nicht die Absicht hatte, ihre Fertigstellung abzuwarten, um sie einzusetzen.
    Entmutigt sank sie auf die Knie.
    »Herrin des Lichtes, o Leuchtende, du bist schon einmal in höchster Not zu mir gekommen, ohne dass ich dich gerufen habe. Jetzt rufe ich dich, ich flehe dich an, mich zu erhören. Jene, die unsere Beschützer hätten sein sollen, sind unsere Feinde geworden. Ich weiß nicht, ob sie zuerst mit handfesten oder mit geistigen Waffen zuschlagen werden, aber ich habe Angst, denn meine Feinde sind sehr stark. Wenn du mir sagst, dass wir hier in Sicherheit sind, dann werde ich dir glauben. Aber wenn du das nicht kannst, dann bitte ich dich, zeige mir, was ich tun soll, um jene, die ich liebe, zu schützen…«
    Die Antwort war eine freundliche Stichelei. »Sicherheit! Ihr Sterblichen gebraucht eine so seltsame Sprache! Jeder von euch hat schon in einem anderen als dem gegenwärtigen Körper gelebt und wird danach in einem anderen wiedergeboren werden. Du stirbst, oder dein Feind stirbt, aber jedem wird ein neues Leben geschenkt. Warum also hast du Angst?«
    »Weil wir gelernt haben, dass jedes Leben wertvoll ist!« Tiriki sah sich um, in der Hoffnung, das Wesen zu sehen, das gesprochen hatte, aber da war nur ein Schimmer, eine unbestimmte Dichte in der Luft. Doch auch das war eine Antwort. Wie konnte sie ihre Ängste einem Wesen erklären, dessen Gestalt niemals zerstört wurde, sich vielmehr ständig verwandelte, auf eine Weise, die sie sich nicht einmal vorstellen konnte?
    »Es ist doch gewiss so«, sagte Tiriki zaghaft, »dass jedes Leben seine eigene Lehre erteilt, seine besondere Bedeutung hat. Ich möchte nicht, dass dieses jäh endet, bevor ich herausgefunden habe, was es mich zu lehren hat.«
    »Das ist eine gute Antwort.« Die Stimme klang ernst.
    »Und mir geht es nicht um die Vernichtung unserer Feinde, ich möchte nur, dass sie uns kein Leid zufügen«, fuhr Tiriki fort. »Bitte - hilfst du uns?«
    Wie zur Antwort verstärkte sich der Schimmer, schien sie einzuhüllen, doch das Strahlen kam von einer neuen Quelle, einem Feuer, das tief im Innern des Berges loderte.
    »Der Omphalos-Stein«, flüsterte sie voller Ehrfurcht und sah, wie er als Reaktion auf ihre Worte pulsierte.
    »Die Saat des Lichtes«, hallte die Stimme wider. »Du hast sie ausgebracht, kleine Sängerin. Deine Lieder können die Pflanze wachsen lassen.«

    »Ich bin immer noch der Ansicht, es besteht keine Notwendigkeit, sofort etwas zu unternehmen«, sagte Micail mit beharrlichem Nachdruck. »Die Leute vom See sind arm, sie verfügen nicht über die Mittel, um es mit uns aufzunehmen.« Doch er wusste nur zu gut, dass er denselben Einwand schon etliche Male vorgebracht hatte, seit der Zeit, als

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