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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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schließlich in einen Dämmerzustand, und ihre Seele schottete sich gegen die Außenwelt ab. So bemerkte sie nicht, wie die Böen allmählich schwächer wurden und das Schiff fast wieder wie gewohnt rollte und schaukelte.
    Und endlich mündete die Erschöpfung in den ersehnten, traumlosen Schlaf, aus dem sie erst am Morgen wieder erwachte.

    Der geschiente Großmast hatte den Sturm nicht überstanden, aber die beiden anderen Masten waren noch heil. Allerdings konnten sie nur kleine Segel tragen. Doch das Wetter blieb von nun an schön, und so machten sie bei gleichmäßigem Wind auch weiterhin langsame Fahrt. Wann immer jedoch das trübe Licht noch schwächer wurde, erstarrte Tiriki und fürchtete neues Unheil.
    Wo bleibt deine Disziplin?, schalt sie sich selbst. Man hat dich dazu erzogen, alles zu ertragen, auch die Finsternis jenseits des Reiches der Götter, und nun bist du vor Entsetzen wie gelähmt, während diese Kinder ausgelassen herumtollen und schwatzen und sich an die Reling hängen.
    Bei jeder knarrenden Planke, jeder plötzlichen Schiffsbewegung, sogar beim Geruch der Holzkohle, die in der Kombüse brannte, klopfte ihr das Herz bis zum Hals. Doch zugleich lenkte sie all das ab von jener tieferen Angst, die sie befallen hatte, als der Sturm sich gelegt hatte und außer ihnen weit und breit kein Schiff auf dem ruhigen blauen Meer zu sehen gewesen war. Chedan meinte, die anderen Boote seien früher aufgebrochen und vielleicht dem Sturm davongesegelt. Ob er selbst daran glaubte? Es nützte auch nichts, wenn sie sich vornahm, ihre Sorge zu verbergen, um die Priesterschüler nicht noch mehr zu erschrecken. Die Angst ließ sich nicht vertreiben, sosehr sie sich auch dafür schämte.
    Tiriki holte tief Luft und ging zum Heck des Schiffes, wo Chedan und der Kapitän Beobachtungen am Nachthimmel durchführten. Sie war nicht allein, ermahnte sie sich, als sie sich den beiden Männern näherte. Reidel war ein erfahrener Seemann, und Chedan war weit herumgekommen. Die beiden würden den rechten Weg schon finden.
    »Genau das ist es, was ich meine.« Reidel deutete mit dem Finger nach oben. »Im Stiermond müsste das Sternbild des Wandlers kurz nach Sonnenuntergang zu sehen sein, und um diese Zeit sollte der Nordstern schon hoch am Himmel stehen.«
    »Ihr vergesst, dass wir viel weiter im Norden sind, als Ihr jemals gekommen seid.« Chedan hielt mit beiden Händen eine Schriftrolle ins Licht. »Dadurch verändert sich der Horizont in vieler Hinsicht geringfügig. Und übrigens ist es kein Wunder, wenn Ihr nichts findet, denn das ist die falsche Rolle. Ardral hatte neuere Karten für uns erstellt.«
    »Prinz Tjalan sprach davon, aber sie sind bei uns nicht eingetroffen.«
    »Was ist mit den Lehrschriften?«, fragte Tiriki und trat zu den beiden. »Ich hatte Kalaran beauftragt, sie aus den Truhen zu holen.«
    »Ich bin Euch dankbar, dass Ihr daran gedacht habt«, sagte Chedan. »Die Schwierigkeit ist, sie sind schon sehr alt. Seht selbst.«
    Sie betrachtete die Schriftrolle, auf der die Bahnen der Tierkreiszeichen dargestellt waren. Leider erschienen ihr die Zeichnungen jetzt weitaus weniger genau als damals während ihrer Ausbildung, als sie sich alle Einzelheiten hatte einprägen müssen - und seither hatte sie sich nicht weiter mit den Sternen befasst.
    Es ist einfach ungerecht, dachte sie wütend, während die unregelmäßigen Schiffsbewegungen ihren Magen schon wieder in Aufruhr versetzten. Reio-ta war von uns allen der beste Seemann! Erst vor fünf Jahren segelte er ganz allein mit Deoris nach Oranderis. Die beiden wären hier viel nützlicher als ich!
    Chedan holte tief Luft. »Der wichtigste Leitstern ist natürlich Eltanin, das zeigen all unsere Karten. Aber die Position der Gestirne ist schon seit Generationen im Wandel begriffen.«
    »Was?«, rief Reidel erschrocken. »Wir wissen ja, dass Land und Meer ihre Form verändern können, aber auch der Himmel?«
    Der Magier nickte ernst. »Ich habe es oft mit dem Nachtglas überprüft, und es wurde von Stunde zu Stunde deutlicher. Der Himmel verändert sich ebenso wie wir, nur langsamer. Doch über Jahrhunderte werden die Unterschiede erkennbar. Ihr habt doch sicher von den Wandelsternen gehört?«
    »Ich weiß nur, dass ihre Bahnen vorhersagbar sind.«
    »Nur deshalb, weil man sie schon seit so vielen Jahren beobachtet. Wenn sich die Bahn des Leitsterns, auf dem so viele unserer Berechnungen beruhen, mit einem Mal verschiebt… Nun, eine derart gewaltige

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