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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Veränderung gilt gemeinhin als Warnung vor einer großen Umwälzung im Schicksal der Menschheit.«
    »Gewiss. Einer Katastrophe, wie wir sie erlebt haben«, bemerkte Reidel.
    Tiriki schirmte mit einer Hand den Schein der Laternen ab und schaute zum Himmel. Nebel verhüllten den Horizont, aber der junge Mond war bereits untergegangen. Und über ihr funkelte eine solche Fülle von Sternen, dass es praktisch unmöglich war, überhaupt ein Sternbild auszumachen.
    »Vielleicht«, hörte sie Chedan sagen, »habt Ihr die alten Leute murren hören, Frühling und Winter seien nicht mehr, was sie einst waren. Nun, diese Leute sind nicht etwa vergesslich geworden, nein, sie haben Recht. Im Tempel gibt es Aufzeichnungen, die es beweisen. Die Pflanzzeit, das Einsetzen der Regenfälle - eine unbegreifliche Veränderung hat den gesamten Kosmos erfasst - und wenn wir uns nicht anpassen, gehen wir zugrunde.«
    Tiriki riss sich los von der verwirrenden Pracht des Himmels und ließ sich Chedans Worte durch den Kopf gehen. »Wie meint Ihr das?«
    »Seit dem Untergang des Alten Landes haben die Herrscher jedes Maß verloren und es über dem Streben nach Macht versäumt, dem Volk zu dienen. Vielleicht wurden wir nur gerettet, um das alte Wissen in einem neuen Land zu neuem Leben zu erwecken. Ich spreche natürlich weder von Micail noch von Reio-ta. Auch Prinz Tjalan ist - war - ein großer Mann - oder hätte es werden können…«
    Tiriki spürte Chedans Erschütterung und streichelte ihm tröstend die Hand.
    »Das mag schon richtig sein«, schaltete sich Reidel energisch ein, »aber für mich hat zunächst Vorrang, dieses neue Land überhaupt zu erreichen.«
    »Auch wenn man sich auf die Sterne nicht mehr verlassen kann«, sagte Tiriki, »so sind doch Sonne und Mond noch die Alten, oder? Sie können uns so lange nach Osten führen, bis wir Land finden. Und wenn es kein Land gibt - dann werden wir beraten, wie wir weiter verfahren wollen.«
    Chedan lächelte ihr anerkennend zu, und auch Reidel sah ein, dass ihr Vorschlag vernünftig war, und nickte. Tiriki lehnte sich zurück. Wieder wanderte ihr Blick empor zu den fernen, kalten Sternen, die spöttisch auf sie und alle Sterblichen herabschauten. Verlasst euch auf nichts, schienen sie zu sagen, denn da, wo ihr jetzt hingeht, wird euer schwer errungenes Wissen euch wenig nützen.

    Tiriki erwachte und stöhnte leise. Allmählich gewöhnte sie sich an die schwankende Hängematte, und auch die allmorgendliche Übelkeit war ihr schon fast vertraut. Es war der dritte Tag nach dem Sturm. »Hier«, sagte eine Stimme. »Nehmt das Becken.« Tiriki schlug die Augen auf. Vor ihr stand Damisa mit einer Messingschale. Der Anblick verstärkte den Drang. Es folgten qualvolle Augenblicke, dann legte sie sich zurück. Damisa reichte ihr ein feuchtes Tuch, und sie wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Danke. Das Meer war noch nie mein Element, aber inzwischen sollte ich mich an das Schwanken doch gewöhnt haben.« Tiriki war nicht sicher, ob Damisa ihr aus Mitgefühl beistand oder weil sie es für ihre Pflicht hielt, aber eigentlich war es ihr gleichgültig. Sie war viel zu sehr auf ihre Schülerin angewiesen. »Was macht das Schiff?«
    Das Mädchen zuckte die Achseln. »Der Wind hat aufgefrischt, und jedes Mal, wenn die Masten knarren, fürchten alle, sie könnten brechen, aber ohne Wind kommen wir schließlich kaum von der Stelle. Steht er gegen uns, dann klagen sie, wir hätten uns verirrt, und legt er sich, dann jammern sie, wir würden alle verhungern. Elis und ich haben übrigens einen Topf Grütze gekocht. An der frischen Luft und mit einem guten Frühstück im Magen wird es Euch gleich besser gehen.«
    Tiriki schüttelte sich. »Mit dem Frühstück möchte ich lieber noch etwas warten, aber ich komme mit an Deck. Ich habe Chedan versprochen, mit ihm die Sternenkarten zu überarbeiten. In meinem Zustand werde ich allerdings höchstens beifällig nicken und ihm die Hand halten können.«
    »Er wäre nicht der Einzige, dem man die Hand halten müsste«, bemerkte Damisa. »Ich bemühe mich ja, die anderen so weit zu beschäftigen, dass sie keinen Unsinn anstellen können, aber Meditationsübungen sind auf dem schwankenden Deck nicht möglich, und man kann nicht unbegrenzt über die Sprüche der Magier diskutieren. Sie sind natürlich noch sehr jung«, fuhr sie mit der ganzen Überlegenheit ihrer neunzehn Jahre fort, »aber sie wurden ausgewählt, weil sie die nötige Intelligenz besitzen, und

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