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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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deshalb begreifen sie sehr wohl, in welcher Gefahr wir schweben.«
    »Mag sein«, seufzte Tiriki. »Nun gut, ich komme mit.«
    »Wenn Ihr den Vormittag über bei den anderen bleibt, kann ich eine gründliche Bestandsaufnahme unserer Vorräte machen. Natürlich nur, wenn es Euch recht ist…«, fügte Damisa zögernd hinzu.
    Das ist ihr ja gerade noch eingefallen… Tiriki verkniff sich ein Lächeln. Sie hatte nicht vergessen, wie sie selbst in Damisas Alter die Unwissenheit der Jüngeren und die Schwächen der Älteren verachtet hatte.
    »Natürlich«, wiederholte sie freundlich. »Noch etwas, Damisa - ich bin dir sehr dankbar, dass du während meiner Krankheit die Verantwortung übernimmst.« Es war nicht hell genug in der Kabine, um sehen zu können, ob das Mädchen rot wurde; Damisas Stimme klang jedenfalls ruhig.
    »Bevor ich Priesterschülerin wurde, war ich Prinzessin von Alkonath. Ich wurde dazu erzogen, andere zu führen.«

    Damisa hatte großes Selbstbewusstsein an den Tag gelegt, doch nachdem sie die Vorräte in den Lagerräumen der Purpurschlange durchgesehen hatte, bereute sie es, sich nach der Verantwortung gedrängt zu haben. Aber unangenehmen Tatsachen ins Auge zu sehen war Ehrensache. Hoffentlich war auch Kapitän Reidel dazu fähig, wenngleich er kein Aristokrat war.
    Wie erwartet, fand sie ihn mit Chedan am Bug des Schiffes, wo die beiden nach dem Mittagsstand der Sonne ihre Position berechneten.
    »Damisa, meine Liebe«, sagte der Ältere. »Du machst ein so düsteres Gesicht. Was ist geschehen?«
    »Ich habe düstere Nachrichten.« Ihr Blick wanderte zum Kapitän. »Unsere Mehlvorräte schwinden dahin. So schnell, wie wir das Mehl verbrauchen«, erklärte sie entschieden, »wird der schon geöffnete Sack nach der Abendmahlzeit leer sein, und danach ist nur noch einer übrig. Ich könnte die Grütze dünner machen, aber dann wäre sie nicht mehr nahrhaft genug, und die Männer müssen schwer arbeiten.«
    Reidel runzelte die Stirn. »Ich habe mir schon oft gewünscht, unser Koch wäre mit an Bord gekommen. Wobei Ihr sicher alles tut, was in Eurer Macht steht. Ich bin für alle vernünftigen Vorschläge offen. Ihr behauptet also, wir hätten nur noch für zwei Tage zu essen?«
    »Beim derzeitigen Verbrauch eher nur für einen. Ich habe festgestellt, dass gewisse Leute, und nicht nur Stadtbewohner…« Damisa errötete unter dem durchdringenden Blick seiner schwarzen Augen. Reidel war mit seinem kräftigen Körperbau, der bräunlichen Haut und dem schwarzen Haar ein typischer Vertreter der atlantidischen Mittelschicht, doch aus der Nähe betrachtet wirkte er viel jünger, und sie stellte fest, dass sein jetzt so grimmig verkniffener Mund wohl eher zum Lächeln taugte. »Gewisse Leute«, wiederholte sie entschieden, »haben Essen gehortet. Einige von den Verstecken sind mir bekannt - und wenn Eure Matrosen mir helfen würden, diese Vorräte zu beschlagnahmen, könnten wir sie gerecht verteilen. Auf diese Weise bekäme jeder an Bord mindestens eine weitere Mahlzeit. Vielleicht sogar noch mehr.«
    »Gewiss.« Reidel seufzte.
    Chedan murmelte etwas in sich hinein, ohne den Blick von seinem sonderbaren Gerät zu wenden, einer zerbrechlich wirkenden Konstruktion aus Kristallstäben und Kegeln, mit der er den Winkel zwischen Horizont und Sonne maß.
    »Ich habe mit den anderen Priesterschülern gesprochen«, sagte Damisa in das Schweigen hinein. Der Kapitän wie der Magier wandten sich ihr zu. Wieder wurde sie rot. »Wir sind gewohnt zu fasten«, erklärte sie. »Und wir arbeiten tatsächlich nicht allzu schwer. Es wird uns nicht schaden, wenn man uns für einige Zeit auf Meditationsrationen setzt.«
    Reidel starrte sie an, als nähme er sie zum ersten Mal als Menschen und nicht nur als Angehörige der Priesterschaft wahr. Sein prüfender Blick trieb Damisa ein weiteres Mal das Blut in die Wangen, aber diesmal schlug sie die Augen nicht nieder, und schließlich war er es, der zur Seite schaute.
    »Wir werden bald auf Land stoßen«, murmelte er und betrachtete den Horizont. »Ganz sicher. Aber wenn Ihr mit Euren Freunden sprecht… dann sagt ihnen… ich bin Euch allen sehr dankbar.«
    »Gern«, antwortete sie und wandte sich an Chedan. »Kommt mit mir, Meister. Die Priesterschüler warten im Heck des Schiffes. Wir können alles ertragen, was uns auferlegt wird, aber wenn Ihr uns mit ein paar Worten Mut macht, tun wir es mit freudigerem Herzen.«
    Der Magier zog spöttisch eine Augenbraue hoch. »An

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