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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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erkunden, dachte sie bei sich, aber natürlich nicht, wenn ich dafür auf Männer verzichten muss. Wenigstens nicht, bevor ich einen gefunden habe, für den sich der Verzicht auch lohnt!
    Sie unterdrückte ein Lächeln. Lanath, ihr künftiger Gemahl, kam noch nicht infrage. Wieder musterte sie Vialmar. Er hatte soeben das Spiel gewonnen, machte seine Witze darüber und versuchte zugleich, Karagon, einen stillen jungen Mann, Zögling des Grauen Meisters Valadur, zu einer Partie zu überreden.
    Jeder der beiden würde sich über eine kleine Tändelei mit einem Mädchen freuen, das nicht ganz so humorlos war wie Cleta. Karagon hatte sogar schon einmal einen Annäherungsversuch unternommen, sie hatte ihn damals nur nicht als solchen erkannt. Wieder lächelte sie in sich hinein. Das Leben könnte selbst in diesem götterverlassenen Land noch recht spannend werden.
    Prinzessin Chaithala rauschte zur Tür herein, und alle erhoben sich.
    »Nein, nein«, rief die Prinzessin huldvoll. »Lasst Euch von mir nicht stören. Spielt ruhig weiter.« Umweht von blassgrünen Schals, machte sie die Runde und plauderte mit den jungen Leuten. Elara beobachtete, wie sie zuerst Cleta und dann Lanath und Vialmar ansprach, und war nicht überrascht, die Prinzessin schließlich auf sich zukommen zu sehen.
    Sie wandte sich an Lirini: »Mir scheint, die Pflicht ruft. Es hat mich gefreut, dass wir uns einmal unterhalten konnten.« Dann entfernte sie sich, ohne eine Antwort abzuwarten, und trat zu den anderen Priesterschülern, die Chaithala nun umringten.
    »Ich habe mir Gedanken über Eure Lage gemacht«, sagte die Prinzessin gerade. »Es fehlt Euch an sinnvoller Beschäftigung, Ihr langweilt Euch. Vielleicht sollten wir Prinz Micail dazu bringen, mit Euch gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Aber dazu brauchen wir einen bestimmten Anlass. Was meint Ihr? Ein kleines Abendessen vielleicht? Natürlich ganz privat - um ihm zu zeigen, dass er Eure Ausbildung vernachlässigt, ohne ihn in Verlegenheit zu bringen.«
    Und wie viel von dieser Ausbildung wäre wohl Privatunterricht für deine Kinder?, dachte Elara. Immerhin, wenn durch Chaithalas kleine Verschwörung ihre eigenen Studien wieder in geordnete Bahnen gelenkt würden, wäre der Preis nicht zu hoch. Untätig herumzusitzen, zu plaudern und Spiele zu machen war ja ganz schön, aber Elara fürchtete, die Priesterschüler könnten bei so viel Müßiggang wie überreife Äpfel innerlich verfaulen.

    »Micail! Wie schön, dass du kommen konntest! Du siehst schon sehr viel besser aus als beim letzten Mal.«
    Micail zuckte zusammen, als Tjalan ihm mit rauer Herzlichkeit den Arm um die Schultern legte. Im Empfangsraum der Villa des Prinzen drängten sich bereits die Priester und Priesterinnen; ihre Schatten tanzten im Schein unzähliger Hängelampen über die bemalten Wände. Micail ließ sich zu einer Bank führen und setzte sich zu Haladris und Mahadalku.
    »Ihr alle wisst, dass Naranchada und Ardral große Anstrengungen unternommen haben, um den besten Platz für den neuen Tempel zu finden«, begann Tjalan. »Wir haben Euch heute zusammengerufen, weil endlich nachgewiesen werden konnte, dass tatsächlich ein Energiestrom von Beliri'in hier herauf und weiter durch die Mitte der Insel führt. Ist das richtig?« Der Prinz sah Naranchada an.
    »Für unsere Zwecke reicht die Erklärung aus«, lächelte Ancha. »Die meisten von uns wissen von der Existenz solcher Ströme, doch selbst auf den größeren Inseln konnten wir nur wenige und zudem örtlich begrenzte Beispiele dafür finden. Hier sind die Netze offenbar ausgedehnter, und die Ströme könnten stark genug sein, um uns als Energiequelle zu dienen. Allerdings… scheint es einige unvorhergesehene Probleme zu geben.«
    Leises Gemurmel ging durch den Raum.
    »Nichts, was wir nicht lösen könnten«, fuhr Ancha fort, »aber wir müssen die Kräfte noch präziser orten. Am besten wäre eine Stelle, wo sich zwei stärkere Ströme kreuzen.«
    »Soll das heißen, es gibt eine solche Stelle?« Haladris, ohnehin schon einer der größten Männer im Raum, erhob sich und riss die schweren Augenlider weit auf.
    Prinz Tjalan ergriff wieder das Wort.
    »Es könnte sein. Vor kurzem ist ein Kaufmann namens Heshoth mit einer kleinen Gruppe von Händlern in Belsairath eingetroffen, die verschiedene Rohstoffe wie Getreide und Felle anbieten. Dieser Heshoth gehört zum Stamm der Ai-Zir, der offenbar die Ebene hinter dem Küstengebirge nördlich von hier beherrscht.

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