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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Pfosten sehen… verkohlt aus«, sagte Galara ängstlich.
    »Und das«, bemerkte Cleta, »ist nicht einfach ein Holzstapel. Das sind Knochen…«
    Elara legte von hinten die Arme um Li-ija und drehte die Hand des Zöglings sanft nach unten, bis das Feuersteinstück zu Boden fiel. Die Alkonierin fröstelte und ließ sich mit einem Seufzer gegen die Schülerin sinken.
    »Geht es wieder?«
    »Gleich.« Wieder überlief Li-ija ein Frösteln. »Das war unheimlich.« Sie richtete sich auf und rückte von Elara ab. »Zuerst fiel mir ein, dass mein Vater mir einmal erzählte, in der Nähe von Belsairath hätte es früher eine berühmte Feuersteinmine gegeben, dann dachte ich an die Straße, über die wir gekommen waren, und auf einmal… diese Pfeilspitze… Es war, als hätte sie sich einfach aus dem Boden geschoben und mir zugewinkt. Ich hob sie auf, und sie…«
    »Sie hat dich gerufen. Hier gehen viele Geister um.« Lanath schaute ängstlich in die Runde. »Die Schädel wurden nicht bestattet. Es wurden keine Opfergaben beigegeben. Sie warten noch immer.«
    Alle waren näher zusammengerückt. Die untergehende Sonne schien die Baumwipfel in Brand zu stecken. Blutrote Lichtstreifen zogen sich über den Boden und schwebten flimmernd in der Luft.
    »Ja«, sagte Cleta unerwartet, »das spüre sogar ich. Oh, wie ich das hasse. Nur weg von hier!«, rief sie und nahm Li-ija an der Hand.
    Als endlich alle die Anlage verlassen hatten, standen schon die ersten Sterne am Himmel. Li-ija erholte sich rasch, aber Cleta und Lanath flüsterten weiter von Geistern. Alle anderen erwarteten, dass Elara wüsste, was zu tun sei. Die Energien in die Erde zu lenken wäre vielleicht nicht das beste Mittel - schließlich war die Bedrohung ja von dort gekommen. Caratras zweites Gesicht , dachte sie, und wieder überlief sie ein Schauer.
    Die beste Lösung war, den Berg zu verlassen, aber wie sich bald herausstellte, war das nicht so einfach, wie sie gedacht hatten. Der Himmel war ziemlich klar, doch es schien kein Mond. Unter den Bäumen war es noch dunkler, und immer, wenn die jungen Leute einen Pfad fanden, beschrieb er so viele Windungen, als wollte er sie in die Irre führen. Schließlich kämpften sie sich weglos durch Dornengestrüpp und Schösslinge den Hang hinab, bis sie Holzrauch rochen und Tjalans Diener bei der Arbeit miteinander schwatzen hörten.
    So schnell sie konnten, stolperten die kühnen Forscher das letzte Hangstück hinunter und auf das Lager zu. Nur Lanath war zurückgeblieben. Elara wartete einen Moment, dann ging sie zurück, um ihn zu holen.
    »Komm schon«, sagte sie leise. »Es ist vorbei.«
    »Nein. Wir sind nicht entkommen…«, flüsterte Lanath. »Da oben in dem Hügelgrab liegt jemand. Sie ist sehr alt, die Mutter des ganzen Stammes. Und sie will hier niemanden haben…«
    Das wundert mich nicht, dachte Elena, so wie wir zwischen den Gebeinen herumgetrampelt sind! Sie schob Lanath sachte auf das Lagerfeuer zu.
    »Es wird alles gut«, versicherte sie ihm. Als er verschwunden war, wandte sie sich noch einmal der Bergkuppe zu und hob grüßend die Hände.
    »Großmutter, verzeih uns. Wir meinen es nur gut mit dir und den Deinen und wollen den Toten wie den Lebenden die Ehre nicht verweigern. Lass mich im Wald ein Opfer darbringen, und morgen früh ziehen wir von hier fort. Für diese eine Nacht bitte ich dich um deinen Schutz. Bewahre uns vor bösen Träumen!«

    Am nächsten Tag waren Priesterschüler und Zöglinge sehr schweigsam und blieben auffallend dicht beieinander. Einen Tag später wandte sich die Straße abermals nach Osten. Micail spürte eine seltsame Abneigung gegen diese Himmelsrichtung. Er hatte in der Nacht, in der sie unter dem Hügel mit dem Grab gelagert hatten, von Tiriki geträumt. Sie hatte so ausgesehen, als hätte sie dieses kalte Land tatsächlich erreicht. Danach war er zum ersten Mal seit einem Jahr mit einem Lächeln aufgewacht. Die Erscheinung war so lebendig gewesen, dass er sie immer noch vor sich sah. Tiriki inmitten von üppig grünen Hügeln, einen Kranz aus Hagedornblüten im Haar…
    Doch als sie nun der aufgehenden Sonne entgegengingen, begann das Bild zu verblassen. Was hast du denn erwartet? Es war doch nur ein Traum!, schalt er sich selbst.
    Am nächsten Abend erreichten sie den Rand des Hügellandes und schlugen ihr Lager auf. Vor ihnen tat sich eine neue Landschaft auf, zunächst noch sanft gewellt, dann übergehend in eine weite Ebene, die sich bis an den nebelhaften Horizont

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