Die Ajima-Verschwörung
schnell unter die glitzernde Meeresoberfläche und machte sich auf den Weg zum Boden des Ozeans.
Obwohl es sich bei
Old Gert
um den allerneuesten Entwurf eines Tauchboots handelte, tauchte sie nach dem altbewährten System, bei dem die Ballasttanks mit Meerwasser geflutet werden. Um wieder zur Meeresoberfläche aufzusteigen, mußten verschiedene große Eisengewichte abgeworfen werden, um den Auftrieb zu verstärken, denn die Pumptechnologie der Gegenwart war nicht in der Lage, den Gegendruck großer Tiefen zu bewältigen.
Stacy erlebte das langsame Absinken in der endlosen Weite des Meeres wie im Trancezustand. Die Spektralfarben des von der Oberfläche gebrochenen Lichts verblaßten nach und nach und wurden zu undurchsichtigem Schwarz.
Wenn man von den Bedienungskonsolen absah, die jeder von ihnen vor sich hatte, hatte die Besatzung nach vorn einen ungehinderten Rundumblick. Das durchsichtige Polymer mit den dünnen Titanverstärkungen bot eine Auflösung, die ungefähr der eines großflächigen Fernsehschirms entsprach.
Salazar nahm weder die Schwärze noch die gelegentlichen Leuchtfische richtig wahr, die draußen vorbeischwammen. Er machte sich vielmehr Gedanken darüber, was sie auf dem Boden finden würden. Plunkett beobachtete aufmerksam den Tiefenmesser und die Instrumente der Versorgungseinheit und achtete sorgfältig auf Störungen, während der Druck anstieg und die Temperatur mit jedem Augenblick weiter absank.
Die
Invincible
hatte kein Ersatztauchboot für den Notfall an Bord. Falls sich ein unerwarteter Unglücksfall ereignete, sie sich in Felsen verfingen oder die Technik versagte, so daß
Old Gert
nicht mehr zur Meeresoberfläche zurückzukehren vermochte, konnten sie die Kontrollkugel abtrennen und damit, wie in einer großen Blase, wieder nach oben steigen. Doch dabei handelte es sich um ein komplexes System, das noch nie zuvor unter Hochdruckbedingungen getestet worden war. Wenn diese Möglichkeit versagte, gab es keinerlei Hoffnung auf Rettung, sondern nur die Gewißheit, durch Sauerstoffmangel umzukommen und in der ewigen Nacht der Tiefe ein unbekanntes Grab zu finden.
Ein kleiner aalähnlicher Fisch schlängelte sich vorbei, und sein Leuchtkörper sonderte Lichtblitze ab wie eine Autoschlange, die durch mehrere Kurven fuhr. Seine Zähne waren im Verhältnis zum Kopf unverhältnismäßig lang, und er hatte Reißzähne wie ein chinesischer Drachen. Vom Licht im Innern des Bootes angezogen, schwamm er furchtlos auf die Kontrollkugel zu und warf aus geisterhaften Augen einen Blick ins Innere.
Stacy richtete ihre Batterie von Fotoapparaten und Videokameras auf das Tier und erwischte ihn mit sieben Objektiven, bevor er verschwunden war. »Stellt euch mal vor, das Ding wäre sechs Meter lang«, murmelte sie voller Abscheu.
»Glücklicherweise leben die Blackdragons in der Tiefe«, erklärte Plunkett. »Der Druck der Tiefsee verhindert, daß sie größer als ein paar Zentimeter werden.«
Stacy schaltete die Außenscheinwerfer an, und die Schwärze verwandelte sich ganz plötzlich in einen grünen Schleier.
Nichts. Kein Lebewesen zu entdecken. Der Blackdragon war verschwunden. Sie schaltete die Scheinwerfer wieder aus, um die Batterien zu schonen.
In der Kugel stieg die Luftfeuchtigkeit an, und die zunehmende Kälte fing an, die dicken Wände zu durchdringen.
Stacy sah, wie sich Gänsehaut auf ihren Armen bildete. Sie blickte auf und umfaßte fröstelnd ihre Schultern. Plunkett bemerkte das und schaltete eine kleine Heizung ein, die kaum etwas gegen die Kälte ausrichten konnte.
Die zwei Stunden, die es dauerte, bis sie den Boden erreichten, wären noch langsamer vergangen, wenn nicht jeder seine Aufgaben zu erledigen gehabt hätte. Plunkett machte es sich bequem, beobachtete den Sonarmonitor und das Echolot und hielt ein wachsames Auge auf die Elektro- und Sauerstoffanzeigen. Salazar war damit beschäftigt, ein Muster für die Untersuchungen zu entwerfen, die durchzuführen waren, wenn sie den Boden erreicht hatten. Stacy bemühte sich, mit ihren Kameras die Bewohner der Tiefe zu erwischen, wenn sie gerade nicht auf der Hut waren.
Plunkett bevorzugte als Hintergrundmusik die Klänge von Johann Strauß, doch Stacy bestand darauf, ihre »New Age-Musik« in den Kassettenrecorder einzulegen. Sie behauptete, diese Musik sei entspannender und weniger aufregend. Salazar bezeichnete sie als »Gedudel«, doch er kam ihrer Bitte nach.
Jimmy Knox’ Stimme klang geisterhaft, als sie durch das
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