Die Ajima-Verschwörung
Präsident schwieg und sagte dann ernst: »Noch fünfundvierzig Minuten, Ray.«
»Verstanden, Sir. Fünfundvierzig Minuten bis zum Angriff.«
»Ich habe mich gegen den Einsatz der Spezialeinheit der Delta Forces, wie wir ihn zunächst geplant hatten, entschieden. Nach einer Konferenz mit meinen übrigen Sicherheitsberatern und den Vereinigten Stabschefs bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß uns die Zeit für ein militärisches Eingreifen fehlt. Das Drachenzentrum muß zerstört werden, bevor es einsatzbereit ist.«
Jordan hatte das Gefühl, als zöge man ihm den Teppich unter den Füßen weg. Noch einmal setzte er alles auf eine Karte. »Ich halte es nach wie vor für möglich, daß sich Senator Diaz und die Kongreßabgeordnete Smith auf der Insel befinden.«
»Selbst wenn Sie recht haben, hätte ihr möglicher Tod keinen Einfluß auf meine Entscheidung.«
»Können Sie die Sache nicht wenigstens noch um eine Stunde hinauszögern?« bat Jordan.
»Ich wünschte, ich könnte Ihnen noch mehr Zeit geben, aber unsere nationale Sicherheit steht auf dem Spiel. Wir können nicht zulassen, daß Suma die Gelegenheit erhält, diese internationale Erpressung in Szene zu setzen.«
»Da haben Sie natürlich recht.«
»Zumindest stehe ich mit meiner Ansicht nicht allein da.
Staatssekretär Oates hat die Staatschefs der Natoländer und den sowjetischen Präsidenten Antonow über unsere Absichten in Kenntnis gesetzt, und alle stimmen überein, daß ein entsprechendes Vorgehen in unser aller Interesse liegt.«
»Dann schreiben wir das Team also ab«, stellte Jordan bitter fest, »und möglicherweise auch Diaz und Smith.«
»Ich bedaure ganz außerordentlich, das Leben von Patrioten, darunter guten Freunden, aufs Spiel setzen zu müssen. Tut mir leid, Ray. Ich stehe vor dem jahrhundertealten Problem, einige wenige dem Gemeinwohl opfern zu müssen.«
Jordan legte den Hörer auf. Er wirkte niedergeschlagen und erschöpft. »Der Präsident«, erklärte er geistesabwesend.
»Kein Aufschub?« fragte Kern ernst.
Jordan schüttelte den Kopf. »Er hat den Angriff abgeblasen und will statt dessen einen Atomsprengkopf abfeuern.«
Kern wurde aschfahl. »Dann ist alles verloren.«
Jordan nickte schwer, schaute zur Uhr und sah, daß nur noch dreiundvierzig Minuten blieben.
»Warum, in Gottes Namen, können sie sich nicht befreien? Was ist mit dem britischen Agenten passiert? Warum meldet der sich nicht?«
Jordan und Kern konnten nicht ahnen, daß ihnen Ereignisse bevorstanden, die ihre Befürchtungen noch bei weitem übertreffen sollten.
Nogami schleuste das MAIT-Team durch eine Reihe schmaler Seitengänge, die voller Heizungs- und Belüftungsrohre waren, vermied dichtbesetzte Büros und Produktionsbereiche und hielt sich so weit wie möglich vom Zentrum aller Aktivitäten fern.
Wenn sie auf einen Roboter trafen, verwickelte Nogami ihn in ein Gespräch, während einer der übrigen in weitem Bogen auf ihn zuschlich und seine Schaltkreise mit einem elektrischen Schlag kurzschloß.
So gelangten sie in einen verglasten, weitläufigen Raum voller gebündelter Elektro- und Glasfieberkabel, die in lauter engen Schächten durch das gesamte Drachenzentrum geleitet wurden.
Ein Roboter stand vor einer riesigen Schaltkonsole mit verschiedenen analogen und digitalen Anzeigen.
»Ein sogenannter Inspektor«, erklärte Nogami leise. »Er ist darauf programmiert, die Systeme zu überwachen und sämtliche Kurzschlüsse oder Unterbrechungen zu melden.«
»Wenn wir seine Schaltkreise lahmgelegt haben, wie lange dauert es dann, bis seine Kontrollstation jemanden herschickt, um ihn zu überprüfen?« fragte Mancuso.
»Von der Haupttelepräsenzkontrolle aus fünf oder sechs Minuten.«
»Genug Zeit, die Sprengladung anzubringen und abzuhauen«, sagte Weatherhill.
»Wie sollen wir die Uhr des Zünders einstellen?« fragte Stacy ihn.
»Auf zwanzig Minuten. Diese Zeitspanne müßte genügen, um sicher an die Erdoberfläche zu gelangen und die Insel zu verlassen, falls Pitt und Giordino solange durchhalten.«
Nogami stieß die Tür auf und trat beiseite. Mancuso und Weatherhill betraten den Raum und näherten sich dem Roboter aus verschiedenen Richtungen. Stacy blieb an der Schwelle stehen und paßte auf.
Der mechanische Inspektor blieb wie eine Metallskulptur reglos auf seiner Konsole stehen, als die statisch aufgeladenen Schläuche mit dem Gehäuse seiner Schaltkreise in Berührung kamen.
Ruhig und geschickt drückte Weatherhill den
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