Die Ajima-Verschwörung
sendete ein Signal an seinen Vorgesetzten von der Roboterkontrolle. »Hier ist Otokodate in Energiezentrum fünf.«
»Ja, was gibt es?« kam es von einem Robotermonitor. »Ich möchte mit meinem Vorgesetzten, Mr. Okuma sprechen.«
»Er ist noch in der Teepause. Weshalb senden Sie?«
»Ich habe ein fremdes Objekt gefunden, das am Hauptstrang der Glasfaserleitung befestigt war.«
»Was für ein Objekt?«
»Eine knetbare Substanz mit einer Digitaluhr.«
»Es könnte sich um ein Werkzeug handeln, das einer der Kabelingenieure während der Installation zurückgelassen hat.«
»Mein Speicher verfügt nicht über die notwendigen Daten, das Objekt sicher zu identifizieren. Soll ich es zur Überprüfung in den Kontrollraum bringen?«
»Nein, bleiben Sie auf der Station. Ich schicke einen Kurier, um es abzuholen.«
»Ich gehorche.«
Ein paar Minuten später kam ein Kurierroboter namens Nakajima ins Energiezentrum gerollt. Der Roboter war darauf programmiert, sich in sämtlichen Gängen und Korridoren zurechtzufinden, und hatte Zugang zu allen Büros und Arbeitsbereichen im Komplex. Wie befohlen, übergab Otokodate Nakajima ohne weiteres den Sprengstoff.
Nakajima war ein mechanischer Bote der sechsten Generation, er verstand gesprochene Befehle, konnte jedoch nicht antworten.
Stumm streckte er seinen künstlichen Greifarm aus, nahm das Paket entgegen, legte es in einen Behälter und machte sich auf den Weg in den Kontrollraum, wo es inspiziert werden sollte.
Fünfzig Meter von der Tür des Energiezentrums und weit von Menschen und anfälligen Einrichtungen entfernt, detonierte der C-8-Plastiksprengstoff mit donnerndem Getöse, das durch sämtliche Betongänge von Stockwerk fünf drang.
Das Drachenzentrum war so konzipiert und gebaut worden, daß es den heftigen Erdbeben standzuhalten vermochte, und so waren die Beschädigungen an der Anlage minimal. Das Kaiten-Projekt blieb intakt und funktionsfähig. Das einzige Ergebnis von Weatherhills Sprengladung bestand in der fast totalen Zerstörung des Kurierroboters Nakajima.
56
Die Roboterwachen alarmierten ihr Sicherheitskommando über das eigenartige Drama, das sich im Garten abgespielt hatte, bevor Pitt mit dem Düsenschwenkflügler von der abgegrenzten Fläche aus gestartet war. Zuerst hielt man die Warnungen der Roboter für eine Fehlfunktion der Wahrnehmungssysteme, doch als eine sofort eingeleitete Suche nach Suma ergebnislos blieb, konnte man in den Büros des Sicherheitskommandos Szenen eines hektischen Durcheinanders erleben.
Aufgrund seiner ungeheuerlichen Selbstüberschätzung und der krankhaften Sucht nach Geheimhaltung hatte es Hideki Suma versäumt, eine Gruppe auf höchster Ebene zu benennen, die im Notfall, falls er nicht zu erreichen war, das Kommando übernehmen konnte. In ihrer Panik wollten sich die Direktoren der Sicherheitsabteilung an Kamatori wenden, doch sie merkten schnell, daß sämtliche Privattelefonate und Rufe über die Kommunikationssysteme nicht beantwortet wurden, auch nicht von den Robotern, die ihm als Leibwächter dienten.
Erst jetzt entdeckten sie, daß Kamatori tot war und seine Gefangenen sich offenbar hatten befreien können.
Die Konfusion wurde dadurch noch größer. Die Boden-Luft-Raketen, die überall auf der Insel installiert worden waren, hoben sich aus ihren versteckten Bunkern, start- und schußbereit. Doch weil man nicht wußte, ob Suma sich an Bord des Flugzeuges befand, zögerte man.
Bald jedoch geriet die Situation wieder unter Kontrolle. Die gespeicherten Videoaufzeichnungen der Roboter wurden abgespielt, und es war klar zu erkennen, daß Suma gewaltsam an Bord des Flugzeuges gebracht worden war.
Der alte Führer der Goldenen Drachen, Korori Yoshishu, und sein Finanzberater, Ichiro Tsuboi, befanden sich gerade in Tsubois Büros in Tokio, als der Anruf von Sumas Sicherheitsdirektor kam.
Sumas beide Partner nahmen sofort das Heft in die Hand.
Innerhalb von acht Minuten nach der Explosion hatte Tsuboi seinen beträchtlichen Einfluß in den Kreisen des japanischen Militärs geltend gemacht und ein paar Düsenjäger zusammengetrommelt, um die Jagd auf den Schwenkflügler aufzunehmen. Seine Befehle lauteten, das Flugzeug abzufangen und es zu zwingen, zur Insel Soseki zurückzufliegen. Wenn das mißlang, sollten die Piloten das Flugzeug mit jedem, der an Bord war, abschießen. Tsuboi und Yoshishu waren sich darin einig, daß es für das Kaiten-Projekt und ihr neues Reich trotz ihrer langen Freundschaft zu Suma
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