Die Ajima-Verschwörung
auf den Meeresboden verbogen und verklemmt. Eine Möglichkeit, den Schaden zu beheben, gab es nicht.
»Tut mir leid«, erklärte Plunkett frustriert, »aber es sieht so aus, als müßten wir hier ausharren, bis wir gerettet werden.«
»Darauf besteht wohl kaum Aussicht«, bemerkte Salazar sarkastisch und wischte sich mit dem Ärmel seines Daunen-Skianoraks den Schweiß vom Gesicht.
»Wieviel Sauerstoff haben wir noch?« fragte Stacy.
»Unser Hauptvorrat wurde abgeschnitten, als die Kugel implodierte«, erwiderte Plunkett. »Aber die Notbehälter und der Lithium-Hydroxid-Filter, der das ausgeatmete Kohlendioxid auffängt, müßten uns für zehn bis zwölf Stunden mit Luft zum Atmen versorgen.«
Salazar schüttelte den Kopf und zuckte ergeben die Achseln.
»Sämtliche Gebete in sämtlichen Kirchen der Erde vermöchten uns nicht rechtzeitig zu retten. Es würde mindestens zweiundsiebzig Stunden dauern, um ein anderes Tauchboot an Ort und Stelle zu bringen. Und selbst dann wäre noch zweifelhaft, ob es uns an die Oberfläche transportieren könnte.«
Stacy sah Plunkett in der Erwartung an, in dessen Augen einen leisen Hoffnungsschimmer zu entdecken, doch es gelang ihr nicht. Er wirkte seltsam entrückt. Sie hatte den Eindruck, daß der Verlust seines kostbaren Tauchboots ihm mehr zu schaffen machte als die Aussicht, bald zu sterben.
Er riß sich zusammen, als er ihren Blick bemerkte.
»Raul hat recht«, stellte er knapp fest. »Ich geb’s nur ungern zu, aber damit wir jemals die Sonne wiedersehen, wäre schon ein Wunder notwendig.«
»Aber die
Invincible«,
rief Stacy. »Die werden doch Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um mit uns Verbindung zu kriegen.«
Plunkett schüttelte den Kopf. »Da oben ist irgend etwas Tragisches geschehen. Das letzte Geräusch, das wir gehört haben, kam von einem Schiff, das auf seinem Weg zum Meeresboden auseinanderbrach.«
»Aber es waren doch noch zwei weitere Schiffe in Sicht, als wir tauchten«, protestierte Stacy. »Es könnte sich doch auch um eines von denen gehandelt haben.«
»Spielt keine Rolle«, erwiderte Plunkett müde. »Nach oben ist uns der Weg jedenfalls versperrt. Und die Zeit ist für uns zu einem Feind geworden, den wir unmöglich besiegen können.«
Tiefe Verzweiflung machte sich in der Kugel breit. Jegliche Hoffnung auf Rettung war reines Wunschdenken. Die einzige Gewißheit, die sie hatten, war die, daß irgendwann, in ferner Zukunft, eine Hilfsoperation stattfinden würde, um
Old Gert
und die Leichen zu bergen.
6
Dale Nichols, Assistent des Präsidenten für besondere Aufgaben, paffte seine Pfe ife und blinzelte über den Rand seiner altmodischen Brille hinweg, als Raymond Jordan sein Büro betrat.
Jordan zwang sich trotz der dichten Tabakschwaden, die wie unter einem Tiefdruckkeil im Büro hingen, zu einem Lächeln.
»Guten Tag, Dale.«
»Regnet’s immer noch?« fragte Nichols.
»Nieselt fast nur noch.«
Jordan merkte, daß Nichols unter Druck stand. Er war ein effizienter Beamter, doch sein dichtes kaffeebraunes Haar wirkte jetzt wie ein Kornfeld, durch das ein Sturmwind getobt hatte; die Augen schossen schneller als gewöhnlich hin und her, und in sein Gesicht hatten sich tiefe Falten gegraben, die Jordan zuvor noch nie aufgefallen waren.
»Der Präsident und der Vizepräsident warten«, erklärte Nichols eilig. »Sie sind äußerst gespannt darauf, die letzten Neuigkeiten über die Explosion im Pazifik zu hören.«
»Ich habe den neuesten Bericht«, versicherte Jordan.
Obwohl er zu den fünf mächtigsten Männern der Washingtoner Regierung zählte, war Jordan der Allgemeinheit kein Begriff. Auch mit den meisten Bürokraten oder Politikern stand er nicht auf vertrautem Fuß. Als Direktor der Central Intelligence leitete Jordan den Nationalen Sicherheitsdienst und war direkt dem Präsidenten verantwortlich.
Er bewegte sich in der zwielichtigen Welt der Spionage und der Nachrichtendienste, und nur wenige Außenseiter wußten um die Desaster und Tragödien, die er und seine Agenten dem amerikanischen Volk schon erspart hatten.
Jordan wirkte auf Außenstehende keineswegs wie ein Mann von brillantem Intellekt, der über ein fotografisches Gedächtnis verfügte und fließend sieben Sprachen beherrschte. Er sah ebenso durchschnittlich aus wie die Männer und Frauen, die in aller Welt in seinen Diensten standen. Er war mittelgroß und untersetzt, hatte eine gesunde Gesichtsfarbe und silbergraues Haar, einen leichten Bauchansatz und
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