Die Ajima-Verschwörung
genaue Vorstellung von der Energie bekommen.«
»Was vermuten Sie?«
»Solange noch nicht alle Daten zur Verfügung stehen, schätzen wir, daß es sich um eine Größenordnung von zehn bis zwanzig Kilotonnen handelt.«
Der Präsident hatte Angst, die nächste Frage zu stellen; er zögerte. »Könnte… könnte es sich um eines unserer Atom-U-Boote gehandelt haben, das da explodiert ist?«
»Keines unserer Schiffe hat sich in einem Umkreis von fünfhundert Kilometern von dieser Stelle aufgehalten.«
»Ein russisches vielleicht?«
»Nein«, erwiderte Jordan. »Ich habe das bei meinem russischen Gegenspieler, Nikolai Golanow, überprüft. Er hat geschworen, daß alle sowjetischen atomgetriebenen Überwasserschiffe und U-Boote überprüft wurden, und natürlich beschuldigt er unsere Seite wegen des Zwischenfalls. Ich bin hundertprozentig sicher, seine Leute und er wissen, daß wir für den Vorfall nicht verantwortlich gemacht werden können.
Trotzdem wollen die Russen uns die Schuld in die Schuhe schieben und geben nicht zu, daß sie ebenso im dunkeln tappen wie wir.«
»Der Name ist mir nicht geläufig«, bemerkte der Vizepräsident. »Gehört der Mann zum KGB?«
»Golanow leitet das Direktorium für Auslands- und Staatssicherheit des Politbüros«, erklärte Jordan geduldig.
»Vielleicht lügt er«, gab Nichols zu bedenken.
Jordan warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Nikolai und ich kennen uns seit sechsundzwanzig Jahren. Wir haben uns bestimmt so manchen Streich gespielt, aber wir haben uns nie angelogen.«
»Wenn wir dafür nicht verantwortlich sind und die Russen auch nicht«, überlegte der Präsident, und seine Stimme klang eigenartig sanft, »wer ist es dann?«
»Außer uns sind noch mindestens zehn weitere Länder im Besitz der Bombe«, stellte Nichols fest.
»Jedes von denen könnte einen Atombombentest durchgeführt haben.«
»Nicht sehr wahrscheinlich«, entgegnete Jordan. »Man könnte die Vorbereitungen vor den westlichen und östlichen Nachrichtendiensten nicht geheimhalten. Ich vermute, daß es sich um einen Unfall handelt, um einen Nuklear-Sprengkopf, der überhaupt nicht explodieren sollte.«
Einen Augenblick wirkte der Präsident nachdenklich, dann fragte er: »Ist uns die Nationalität der Schiffe bekannt, die sich in der Gegend befanden, in der sich die Explosion ereignete?«
»Sämtliche Einzelheiten liegen noch nicht vor, aber es scheint so, als wären drei Schiffe beteiligt oder zumindest zufällig in der Region gewesen. Ein norwegischer Passagierfrachter, ein japanischer Autotransporter und ein britisches Forschungsschiff, das den Meeresboden der Tiefsee erforschte.«
»Er muß Verluste gegeben haben.«
»Die Aufnahmen unseres Satelliten vor und nach dem Ereignis zeigen, daß alle drei Schiffe verschwunden und wahrscheinlich während oder nach der Explosion gesunken sind. Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß es Überlebende geben wird. Wenn der Feuerball und die Schockwelle sie nicht ausgelöscht haben, dann werden sie sehr bald an der schweren radioaktiven Verseuchung sterben.«
»Ich nehme doch an, daß eine Rettungsoperation geplant ist«, bemerkte der Vize-Präsident.
»Einheiten der Marine von Guam und Midway wurden zur Unglücksstelle beordert.«
Der Präsident starrte auf den Teppich, als könne er dort etwas erkennen. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Briten einen Bombentest durchführen würden, ohne uns davon in Kenntnis zu setzen. So etwas würde der Premierminister nie hinter meinem Rücken tun.«
»Die Norweger ganz sicher ebenfalls nicht«, fügte der Vizepräsident entschieden hinzu.
Die Miene des Präsidenten verriet Ratlosigkeit. »Auch die Japaner nicht. Es gibt außerdem keinen Hinweis darauf, daß sie überhaupt eine Atombombe gebaut hätten.«
»Der Sprengsatz könnte gestohlen sein«, meinte Nichols.
»Vielleicht hat man das den nichtsahnenden Norwegern oder Japanern als Kuckucksei ins Nest gelegt.«
Jordan zuckte gleichmütig die Achseln. »Ich glaube nicht, daß er gestohlen wurde. Ich bin bereit, ein Monatsgehalt darauf zu verwetten, daß der Sprengsatz mit voller Absicht zu einem vorbestimmten Ziel transportiert wurde.«
»Und das wäre?«
»Eine r von zwei kalifornischen Häfen.«
Kühl und nachdenklich sahen die Männer Jordan an, während ihnen die Tragweite dieser ungeheuerlichen Angelegenheit langsam immer klarer wurde.
»Die
Divine Star
lief planmäßig von Kobe aus mit über siebentausend Murmoto-Autos Los Angeles
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