Die Ajima-Verschwörung
fluchte leise und unablässig vor sich hin.
»Verdammt, Plunkett! Melden Sie sich, Sie Arschloch!«
Schweigen. Sämtliche Kommunikationsstränge zwischen der
Invincible
und
Old Gert
waren unterbrochen. Seine schlimmsten Befürchtungen waren Wirklichkeit geworden. Die Kraft, die das Forschungsschiff zerstört hatte, mußte sich im Wasser fortgesetzt und das Tauchschiff, das ohnehin schon einem unglaublichen Druck ausgesetzt war, zerstört haben.
»Tot«, flüsterte er. »Zerquetscht.«
Plötzlich fielen ihm seine Mannschaftskameraden ein. Er rief nach ihnen. Doch er hörte nur das Knirschen und Bersten von Metall des sterbenden Schiffes. Seine Augen wanderten zum Eingang und blieben an fünf Leichen hängen, die dort wie nicht mehr gebrauchte Schaufensterpuppen übereinanderlagen.
Er setzte sich hin, vor Entsetzen und Hilflosigkeit wie gelähmt. Ganz am Rande bemerkte er, wie das Schiff erbebte, das Heck herumwirbelte und in einem Strudel im Wasser versank. Um ihn herum Erschütterungen. Die
Invincible
war drauf und dran, ihre Reise in den Abgrund anzutreten.
Überlebenswille erfaßt Knox, er krabbelte über das schräge Deck nach oben. Er war viel zu verwirrt, um die Schmerzen seiner Verletzungen zu spüren. Voller Panik schob er sich durch die Tür auf das Krandeck hinaus und kletterte über Leichen und Stahltrümmer von Ausrüstungsgegenständen, die überall herumlagen. Jetzt trat Angst an die Stelle des Schocks, und sein Magen krampfte sich zusammen.
Er kam zu den verbogenen Überresten der Reling. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, kletterte er darüber und ließ sich ins Meer fallen. Der abgesplitterte Teil einer Holzkiste dümpelte ein paar Meter weiter entfernt im Wasser. Langsam schwamm er darauf zu, bis er einen Arm darüber legen und sich treiben lassen konnte. Erst jetzt wandte er sich um und sah zur
Invincible
hinüber.
Sie sank am Heck weg. Der Bug hob sich hoch über die Dünung des Pazifiks. Eine Minute lang schien er in der Luft zu hängen, als wolle er in Richtung Himmel fahren, dann sackte die
Invincible
immer schneller ab und ließ ein paar Wrackteile und einen unruhigen Wasserwirbel zurück, der sich bald in ein paar Blasen verwandelte, die durch das ausgelaufene Öl in sämtlichen Regenbogenfarben schillerten.
Aufgeregt suchte Knox das Meer nach weiteren Besatzungsmitgliedern der
Invincible
ab. Jetzt, da das Stöhnen des sinkenden Schiffes verklungen war, hörte man nur noch das Geräusch einer milden Brise.
Rettungsboote waren nicht in Sicht, auch keine Köpfe von Männern, die im Meer schwammen.
Knox erkannte, daß er der einzige Überlebende einer Tragödie war, für die es keinerlei Erklärung gab.
5
Unter der Meeresoberfläche setzte sich die Schockwelle mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 6500 Kilometern in der Stunde durch das nicht komprimierbare Wasser kreisförmig fort und zerstörte auf ihrem Weg jegliches Leben. Nur die Wände des Tals bewahrten die
Old Gert
vor der sofortigen Zerstörung.
Sie überragten das Tauchboot und schützten es dadurch vor der Hauptschlagkraft des Explosionsdrucks.
Dennoch wurde das Boot gewaltig durchgerüttelt. In einem Augenblick lag es auf ebenem Kiel, im nächsten schon überkugelte es sich wie ein von einer Turbulenz herumgewirbelter Fußball. Die Kugel, in der sich Hauptbatterien und Antriebssystem befanden, krachte auf die Lavabrocken, barst und implodierte aufgrund des ungeheuren Drucks.
Glücklicherweise hielten die Befestigungen zu beiden Seiten der Verbindungsröhre, sonst wäre das Wasser mit der Wucht eines Rammbocks in die Kabine der Mannschaft geschossen und hätte die Insassen zu blutigem Brei zermalmt.
Das Krachen der Explosion drang wie Donnerhall durch das Unterwassertelefon, unmittelbar gefolgt vom Geräusch der Schockwelle, das sich wie das Vorüberrumpeln eines Schnellzugs anhörte. Das Geräusch verklang, und die nun in der Tiefe eintretende Stille hatte etwas Bedrohliches. Dann wurde die Ruhe erneut unterbrochen, diesmal vom Kreischen und Ächzen zerreißenden Metalls, als die zerstörten Überwasserschiffe in die Tiefe glitten, sich verzogen und zusammengedrückt wurden, bevor sie in großen pilzartigen Schlickwolken auf dem Meeresboden aufschlugen.
»Was ist das?« schrie Stacy und klammerte sich an ihrem Sitz fest, um nicht herausgeschleudert zu werden.
Ob es nun der Schock war oder die unerschütterliche Hingabe, mit der er seiner Arbeit nachging – Salazars Augen hatten sich jedenfalls nicht von der Konsole
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