Die Ajima-Verschwörung
auf Eis eingießen und ins Bett fallen.«
Bevor er sich weiter beschweren konnte, betrat Raymond Jordan den Konferenzraum. Er wurde von zwei Männern begleitet, die aussahen, als kämen sie zu ihrer eigenen Beerdigung. Jordan ging geradewegs auf Sandecker zu und begrüßte ihn herzlich.
»Schön, Sie zu sehen, Jim. Ich weiß Ihre Kooperation in dieser Angelegenheit außerordentlich zu schätzen. Mir ist klar, daß es für Sie ein Schlag gewesen sein muß, Ihr Projekt zu verlieren.«
»NUMA wird eine neue Station bauen«, sagte Sandecker in seiner trockenen Art.
Jordan nahm am Kopfende des Tisches Platz. Seine Assistenten setzten sich neben ihn und stapelten einige Akten vor ihm auf. Dann wandte er sich direkt an Pitt, Giordino und Mancuso, die noch standen. »Meine Herren, würden Sie es sich bitte bequem machen?«
Es herrschte eine kurze Stille, während Jordan die vor ihm liegenden Akten ordnete. Die Stimmung war gedämpft und verkrampft, Sorge und Anspannung lagen in der Luft.
Pitt saß vollkommen ausdruckslos da und dachte an etwas anderes. Auf eine ernsthafte Unterredung war er nicht vorbereitet, und körperlich war er von den Anstrengungen der vergangenen beiden Tage restlos erschöpft. Seine Gedanken kreisten nur noch um eine heiße Dusche und acht Stunden Schlaf, doch aus Respekt vor dem Admiral, der schließlich sein Chef war, zwang er sich, der Konferenz zu folgen.
»Ich möchte mich«, begann Jordan, »für die Ungelegenheiten, die ich Ihnen bereitet habe, entschuldigen, doch ich fürchte, daß wir es mit einem kritischen Notfall zu tun haben, der die Sicherheit unserer Nation berühren könnte.« Er schwieg, um einen Blick auf die Personalakten zu werfen, die vor ihm lagen.
»Einige von Ihnen kennen mich und haben in der Vergangenheit mit mir zusammengearbeitet. Mr. Pitt und Mr. Giordino, Sie beide sind insoweit im Nachteil, als ich einiges über Sie weiß, Sie jedoch kaum etwas über mich.«
»Klartext«, forderte Giordino und wich Sandeckers verärgertem Blick aus.
»Entschuldigung«, erwiderte Jordan liebenswürdig. »Mein Namen ist Ray Jordan, und ich bin vom Präsidenten persönlich ermächtigt, sämtliche Angelegenheiten der nationalen Sicherheit, sei es im Ausland oder im Inland, zu managen und zu dirigieren. Die Operation, die wir in Angriff nehmen wollen, betrifft beides. Um die Situation und den Grund Ihrer Anwesenheit zu verdeutlichen, gebe ich das Wort an den Stellvertretenden Leiter solcher Operationen, Mr. Donald Kern weiter.«
Kern war klapperdürr, klein und schmächtig. Der durchdringende Blick seiner kalten blaugrünen Augen schien die innersten Gedanken eines jeden Anwesenden erraten zu können.
Bis auf die Pitts. Als ihre Blicke sich trafen, war es, als prallten zwei Kugeln mitten in der Luft aufeinander, um dann regungslos zu verharren.
»Zunächst«, begann Kern mit überraschend tiefer Stimme, während er immer noch versuchte, Pitts Gedanken zu ergründen, »werden wir alle Teil einer neuen Regierungsorganisation, die aus Ermittlern, Spezialisten, Assistenten, Analytikern und Agenten vor Ort gebildet wird. Diese Organisation soll einer ernsthaften Bedrohung begegnen, der eine große Anzahl Menschen hier und in der übrigen Welt ausgesetzt ist. Auf einen Nenner gebracht: ein MAIT.« Er drückte auf einen der diversen Knöpfe auf dem Schaltpult, das er vor sich hatte, und drehte sich zu einer beleuchteten Wand um, auf der ein Organisationsschema abgebildet war. Oben befand sich ein kleiner Kreis, darunter ein größerer. Am unteren Kreis klebten vier kleinere Kreise wie Spinnenbeine.
»Der obere Kreis stellt das Kommandozentrum hier in Washington dar«, erklärte er. »Der untere ist unser Informationssammelpunkt auf der Pazifikinsel Koror, die zur Inselkette der Republik Palau gehört. Die dortigen Feldoperationen leitet Mel Penner.« Er schwieg und warf Penner, der zusammen mit Jordan und ihm selbst den Raum betreten hatte, einen vielsagenden Blick zu.
Penner nickte lässig und hob die Hand. Er sah die übrigen, die am Tisch saßen, nicht an, und lächelte auch nicht.
»Mel arbeitet unter dem Deckmantel eines Soziologen von der University of California in Los Angeles, der die Kultur der Ureinwohner studiert«, fügte Kern hinzu.
»Mel kommt uns nicht teuer«, grinste Jordan. »Die Einrichtung seines Hauses und des Büros umfaßt einen Schlafsack, ein Telefon, einen Reißwolf und einen Arbeitstisch, der zugleich als Eßtisch und als Gestell für seine Kochplatte
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