Die Ajima-Verschwörung
offiziell gebeten wurden, uns freiwillig zu melden.«
Kern sah aus, als müsse er eine Pfefferschote hinunterwürgen.
»Wovon reden Sie überhaupt, freiwillig melden?«
»Wissen Sie, ich rede von jemandem, der freiwillig seine Dienste anbietet«, erklärte Pitt ungerührt. Er wandte sich an Giordino. »Hat man dich offiziell eingeladen, Al?«
»Nein, es sei denn, die Einladung wäre bei der Post verlorengegangen.«
Pitt sah Jordan herausfordernd in die Augen, als er sagte: »So sieht’s aus.« Dann drehte er sich zu Sandecker um. »Bedaure, Admiral.«
»Gehen wir?« fragte Giordino.
»Ja. Auf geht’s.«
»Sie dürfen nicht gehen«, erklärte Kern todernst. »Sie stehen im Dienst der Regierung.«
»Mein Arbeitsvertrag sieht eine Tätigkeit als Geheimagent nicht vor.« Pitts Stimme klang ruhig, völlig gelassen. »Und wenn es, seit wir vom Meeresboden zurückgekehrt sind, keine Revolution gegeben hat, befinden wir uns immer noch in einem freien Land.«
»Einen Moment, bitte«, sagte Jordan, der klugerweise Pitts Standpunkt akzeptierte.
Jordan hatte sehr viel Macht und war es gewohnt, die Fäden in der Hand zu halten. Doch er war auch gerissen und wußte, wann er mit dem Strom schwimmen mußte – selbst wenn dieser bergauf floß. Mit neugierigem Interesse musterte er Pitt. Er sah keinen Haß, keine Arroganz, nur einen völlig erschöpften Mann, von dem man zu viel verlangt hatte. Seine Personalakte hatte er schon zuvor studiert. Pitts früheres Leben las sich wie ein Abenteuerroman. Seine Leistungen waren gefeiert und er selbst vielfach ausgezeichnet worden. Jordan wußte, daß er sich verdammt glücklich schätzen konnte, einen solchen Mann in seinem Team zu haben, und daß es sehr unklug wäre, es sich mit ihm zu verscherzen.
»Mr. Pitt, wenn Sie sich noch einen kurzen Moment gedulden wollen, werde ich Ihnen sagen, was Sie wissen müssen. Einige Details sind geheim. Ich halte es nicht für angebracht, daß Sie und ein Teil der Anwesenden an diesem Tisch die Angelegenheit in allen Einzelheiten kennen. Mir persönlich ist das vollkommen egal, aber es dient Ihrer Sicherheit. Verstehen Sie?«
Pitt nickte. »Ich höre.«
»Japan besitzt die Bombe«, verriet der Chef des Nationalen Sicherheitsdienstes. »Wie lange die Japaner sie schon haben und wie viele Bomben gebaut wurden, ist uns nicht bekannt. Geht man von der fortgeschrittenen Atomtechnologie des Landes aus, dann verfügt Japan seit mehr als einem Jahrzehnt über die Fähigkeit, Sprengköpfe herzustellen. Und trotz der lautstarken Erklärungen zum Atomwaffensperrvertrag hat irgendwer oder irgendeine Gruppe innerhalb des Machtgefüges entschieden, daß man die Abschreckungsgewalt wegen des hohen Erpressungswertes brauchte. Das wenige, was wir wissen, gründet sich auf folgende Tatsache: Ein japanisches Schiff mit einer Ladung Murmoto-Automobile und zwei oder mehreren Atomsprengköpfen an Bord detonierte mitten im Pazifik und war für den Untergang eines norwegischen Passagierfrachters und des britischen Forschungsschiffs mitsamt ihren Besatzungen verantwortlich. Weshalb befinden sich Atombomben auf einem japanischen Schiff? Sie sollten in einen amerikanischen Hafen geschmuggelt werden. Zu welchem Zweck? Möglicherweise zu einer atomaren Erpressung. Japan besitzt zwar die Bombe, doch das Land hat nicht die Raketen oder Langstreckenbomber, um sie zu transportieren. Also, was würden wir an ihrer Stelle tun, um ein finanzielles Machtgefüge zu schützen, das bis in jede kleinste Klasse eines jeden Landes der Erde reicht? Wir würden Atomwaffen in jedes Land und in jede Ländervereinigung, wie die Europäische Gemeinschaft, schmuggeln, die eine Bedrohung unseres ökonomischen Imperiums darstellen könnten, und sie an strategisch wichtigen Stellen verstecken.
Wenn dann ein bestimmtes Land, sagen wir mal die Vereinigten Staaten, böse wird, weil die japanische Führung versucht, dem Weißen Haus, dem Kongreß und der Wirtschaft ihren Willen aufzuzwingen, könnten die Amerikaner beschließen, die Dollarmilliarden, die dem Schatzamt in der Vergangenheit von japanischen Banken kreditiert worden sind, einfach nicht zurückzuzahlen. Extreme Maßnahmen, die Senator Diaz und die Kongreßabgeordnete Loren Smith gerade in diesem Augenblick drüben im Kapitol diskutieren. Und möglicherweise, nur vielleicht, könnte der Präsident, wenn er sich genug geärgert hat, seinen wesentlich stärkeren militärischen Kräften den Befehl geben, die japanischen Inseln zu
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