Die Ajima-Verschwörung
hat ein umfangreiches Dossier über sie zusammengestellt.«
Mancuso saß in einem großen Schaukelstuhl und trank ein alkoholfreies Bier, da Alkoholausschank im Kommandobus des Nationalen Sicherheitsdienstes nicht gestattet war. Er blickte hoch. »Suma, Vater oder Sohn. Was wollen Sie wissen?«
»Geben Sie uns einen kurzen Abriß über ihre Organisation«, erwiderte Kern.
Mancuso trank ein paar Schlucke und blickte dann zur Decke hoch, als wolle er seine Gedanken ordnen. Dann fing er an zu sprechen. Es klang, als halte er einen Vortrag.
»Im Zweiten Weltkrieg, während des japanischen Vormarschs, beschlagnahmten Japans Armeen ungeheure Reichtümer von Orden, Banken, Unternehmen und gestürzten Regierungen. Was in der Mandschurei und Korea als Rinnsal begann, wurde bald zu einem breiten Strom, als China, ganz Südostasien, Malaya, Singapore, Holländisch Ost-Indien und die Philippinen vor dem Ansturm des Reichs der aufgehenden Sonne kapitulierten. Der Gesamtwert des gestohlenen Goldes, der Edelsteine und Kunstwerke kann nur geschätzt werden, aber es dürfte sich um die Größenordnung von um die zweihundert Milliarden, ich wiederhole: Milliarden Dollar handeln, bei Zugrundelegung der gegenwärtigen Kaufkraft.«
Sandecker schüttelte den Kopf. »Unglaublich.«
»Der Goldschatz allein wurde auf über siebentausend Tonnen geschätzt.«
»Und das alles wurde nach Japan transportiert?« fragte Giordino.
»Bis zum Jahre 1943. Danach unterbrachen amerikanische Kriegsschiffe, insbesondere unsere U-Boote, diesen Fluß.
Berichte deuten darauf hin, daß über die Hälfte des gesamten Schatzes zunächst zur Inventur auf die Philippinen geschickt wurde, bevor man das Zeug weiter nach Tokio transportierte.
Doch gegen Ende des Krieges wurde der Schatz auf den Inseln an geheimen Orten vergraben und ist seither unter dem Namen ›Yamashitas Gold‹ bekannt.«
»Und wie passen die Sumas da hinein?« fragte Pitt.
»Zu denen komme ich gleich«, sagte Mancuso.
»Die japanischen Unterweltorganisationen folgten den Besatzungstruppen auf dem Fuß und schnitten sich ebenfalls ihre Scheibe von den Guthaben auf den Banken, den Nationalvermögen und vom Reichtum der Bürger ab; und das alles im Namen des Kaisers. Zwei unbedeutende Mitglieder einer kriminellen Organisation, die als ›Schwarzer Himmel‹ bekannt war und Japans Unterwelt nach der Jahrhundertwende beherrschte, verließen ihre angestammte Organisation, gründeten ihre eigene kriminelle Vereinigung und gaben ihr den Namen ›Goldene Drachen‹. Einer davon war Korori Yoshishu.
Der andere war Koda Suma.«
»Koda, der Vater von Hideki«, schloß Sandecker.
Mancuso nickte. »Yoshishu war der Sohn eines Tempelschreiners in Kyoto. Mit zehn Jahren wurde er von seinem Vater aus dem Haus geworfen. Er ließ sich mit dem Schwarzen Himmel ein und stieg schnell auf. Im Jahre 1927, er war achtzehn, beschlossen seine Chefs, daß er in die Armee eintreten solle. Auch hier wurde er schnell befördert, so daß er zur Zeit, als die Kaiserliche Armee die Mandschurei besetzte, bereits Hauptmann war. Er leitete eine Heroin-Operation, die der Bande etliche Millionen Dollar einbrachte. Der Betrag wurde mit der Armee geteilt.«
»Warten Sie mal«, unterbrach Giordino. »Sie behaupten, die japanische Armee war ins Drogengeschäft verwickelt?«
»Die hatte eine Operation laufen, um die die Drogenkönige von Kolumbien sie beneiden würden«, erwiderte Mancuso. »In enger Zusammenarbeit mit den japanischen Bandenführern organisierte das Militär den Opium- und Heroinhandel, zwang die Bevölkerung in den besetzten Gebieten, an getürkten Lotterien teilzunehmen und Spielhöllen zu besuchen, in denen falsch gespielt wurde. Natürlich kontrollierten die ebenfalls die Verkäufe auf dem Schwarzmarkt.«
Der Bus hielt an einer roten Ampel, und Pitt sah in das Gesicht eines Lastwagenfahrers, der vergeblich versuchte, mit seinen Blicken die dunkel ge tönten Scheiben des Busses zu durchdringen. Pitt konzentrierte sich auf jedes Wort, das Mancuso sagte.
»Koda Suma war genauso alt wie Yoshishu, der älteste Sohn eines gewöhnlichen Matrosen in der Kaiserlichen Marine. Sein Vater hatte ihn gezwungen, sich freiwillig zu melden, doch er desertierte und wurde vom Schwarzen Himmel rekrutiert.
Ungefähr zur selben Zeit, als die Bandenführer Yoshishu in der Armee unterbrachten, gelang es ihnen auch, den Bericht über Sumas Desertion verschwinden zu lassen, und er tat wieder Dienst in der Flotte, diesmal
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