Die Ajima-Verschwörung
bereiteten sich darauf vor, das Ende in Glanz und Gloria zu überleben. Sie beabsichtigten nicht, nach MacArthurs Rückkehr in der Schlacht um Luzon zu sterben oder im Angesicht der Niederlage auf traditionelle Weise Selbstmord zu begehen. Suma befahl ein U-Boot herbei. Dann fuhren sie nach Valparaiso, Chile – wobei ihnen ein Teil der Schätze, die eigentlich dem Kaiser zustanden, zustatten kam – und lebten in den folgenden fünf Jahren dort in Saus und Braus. Als MacArthur sich um den Koreakrieg kümmern mußte, kehrten die Meisterdiebe nach Hause zurück und mauserten sich zu meisterhaften Organisatoren. Suma entwickelte auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet eine enorme Begabung, während Yoshishu seine Herrschaft über die Unterwelt und die neue Generation asiatischer Schlitzohren konsolidierte. Innerhalb von zehn Jahren waren sie im Fernen Osten zu einem Begriff geworden.«
»Ein richtiges Gaunerpärchen«, sagte Giordino sarkastisch.
»1973 starb Koda Suma an Krebs«, fuhr Mancuso fort. »Ähnlich wie die Chicagoer Gangster während der Prohibition, verständigten sich Sumas Sohn Hedeki und Yoshishu, die weitläufige Organisation in verschiedene Tätigkeitsfelder aufzuspalten. Yoshishu dirigierte den kriminellen Teil, während Hideki sich eine Machtposition in Industrie und Regierung aufbaute. Der Alte hat sich weitgehend aus den Geschäften zurückgezogen, hat seine Finger jedoch immer noch in verschiedenen lukrativen Geschäften drin, steht der gegenwärtigen Führ ung der Goldenen Drachen vor und macht gelegentlich mit Suma gemeinsame Sache.«
»Nach Informationen von Team Honda«, informierte Kern, »arbeiten Suma und Yoshishu bei der Waffenfabrik und beim Kaiten-Projekt zusammen.«
»Beim Kaiten-Projekt?« wiederholte Pitt.
»Das ist der Codename für die Autobomben-Operation.
Wörtlich übersetzt bedeutet das soviel wie ›Wechsel des Himmels‹. Für die Japaner hat es eine tiefere Bedeutung: ›Ein neuer Tag bricht an, ein bedeutsamer Wechsel der Ereignissen‹«
»Aber Japan lehnt doch angeblich Atomwaffen ab«, erklärte Pitt. »Eigenartig, daß Suma und Yoshishu eine Atomwaffenfabrik bauen konnten, ohne von der Regierung unterstützt oder gedeckt zu werden.«
»Es sind nicht die Politiker, die in Japan den Ton angeben. Es sind die Figuren im Hintergrund, im Rücken der Bürokratie, die die Fäden spinnen. Es war kein Geheimnis, als Japan einen Schnellen Brüter baute. Aber es war nicht allgemein bekannt, daß die Anlage, abgesehen von ihrer Funktion als Energieversorger, auch Plutonium produziert und Lithium in Tritium verwandelt, beides wichtige Bestandteile bei Thermonuklearwaffen. Meine Vermutung geht dahin, daß der Premierminister der Schaffung eines Atomwaffenarsenals insgeheim seinen Segen gegeben hat, allerdings unter Vorbehalt, weil die Gefahr eines öffentlichen Aufruhrs besteht. Vom Kaiten-Projekt allerdings wurde er absichtlich ausgeschlossen.«
»Die führen die Regierungsgeschäfte ganz bestimmt nicht so wie wir«, stellte Sandecker fest.
»Hat Team Honda die Waffenfabrik bereits lokalisiert?« fragte Pitt Kern.
»Sie haben die Lage auf ein sechzig Quadratkilometer großes Gebiet in der Nähe der unterirdischen Stadt Edo eingegrenzt.«
»Und trotzdem haben sie die Fabrik nicht finden können?«
»Jim Hanamura glaubt, daß es in der Stadt tiefliegende Tunnel gibt, die eine Verbindung zur Fabrik bilden. Eine eindrucksvolle Tarnung. Keine verräterischen Gebäude oder Straßen an der Erdoberfläche, lediglich einlaufende Versorgungsgüter für Tausende von Menschen, die in Edo leben und arbeiten und deren Abfälle entsorgt werden müssen. Beinahe jede Ausrüstung für die Atomfabrik könnte da rein- oder rausgeschmuggelt werden.«
»Irgendwelche Hinweise auf die Kommandozentrale?« fragte Giordino.
»Das Drachenzentrum?«
»So nennen die das also?«
»Die haben eine Bezeichnung für alles und jeden«, grinste Kern. »Nichts Handfestes. Hanamuras letztem Bericht zufolge war er auf einer Spur, die irgend etwas mit einem Gemälde zu tun hatte.«
Die Tür zu einem engen Kommunikationszentrum im Heck des Busses öffnete sich, ein Mann trat heraus und reichte Kern drei Blatt Papier.
Er überflog das Geschriebene, und seine Miene wurde ernst.
Schließlich, als er am Ende der dritten Seite angekommen war, fuhr er erschüttert mit den Fingerknöcheln über die Armlehne seines Sessels.
»Mein Gott.«
Sandecker beugte sich zu ihm hinüber. »Was ist los?«
»Ein
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