Die Ajima-Verschwörung
Lagebericht von Mel Penner auf Palau. Marvin Showalter wurde auf dem Weg zur Botschaft entführt. Ein amerikanisches Touristenehepaar hat gemeldet, es habe beobachtet, wie zwei Japaner sich Zugang zu Showalters Wagen verschafften, als dieser wegen eines liegengebliebenen Lastwagens einen Häuserblock von der Botschaft entfernt anhalten mußte. Der Mann und seine Frau haben ihre Beobachtung den Beamten in der Botschaft rein zufällig gemeldet, weil sie die US-Nummernschilder gesehen hatten und ihnen das Erstaunen des Fahrers auffiel, als die Eindringlinge in den Wagen stiegen. Mehr konnten sie nicht sehen, weil ein Omnibus vor ihnen hielt und ihnen die Sicht nahm. Als sie die Straße wieder überblicken konnten, war Showalters Wagen im Verkehr verschwunden.«
»Weiter.«
»Jim Hanamura hat sich nicht rechtzeitig gemeldet. In seinem letzten Bericht an Penner hat Jim gemeldet, er hätte die Bestätigung, daß die Waffenfabrik sich hundertfünfzig Meter unter der Erdoberfläche befindet. Die Hauptfertigungsanlage ist durch eine Elektrobahn mit der Stadt Edo, die vier Kilometer weiter nördlich liegt, verbunden und führt durch eine Reihe von Tunnels zu Arsenalen, einer unterirdischen Mülldeponie und den Konstruktionsbüros.«
»Gibt’s noch weitere Informationen?« fragte Sandecker weiter.
»Hanamura hat noch berichtet, er verfolge eine vielversprechende Spur, die ihn zum Drachenzentrum führen könnte. Das war alles.«
»Was gibt’s Neues von Roy Orita?« erkundigte sich Pitt.
»Er wird nur kurz erwähnt.«
»Ist er auch verschwunden?«
»Nein, das sagt Penner nicht. Er berichtet nur, daß Orita darauf besteht, so lange nicht aktiv zu werden, bis wir klarsehen.«
»Ich würde sagen, die Gäste haben unsere Mannschaft drei zu eins besiegt«, erklärte Pitt gelassen.
»Sie haben zwei unserer Männer geschnappt und die Teams Honda und Cadillac außer Gefecht gesetzt. Das Schlimmste ist jedoch, daß sie jetzt wissen, hinter was wir her sind und aus welcher Richtung wir angreifen.«
»Suma hält sämtliche hohen Karten im Spiel«, gab Kern zu.
»Besser, ich informiere sofort Mr. Jordan, damit er den Präsidenten warnen kann.«
Pitt lehnte über der Rückenlehne eines Stuhls und musterte Kern kühl. »Warum wollen Sie sich diese Mühe machen?«
»Wie bitte?«
»Ich kann keinen Grund sehen, in Panik zu geraten.«
»Der Präsident muß gewarnt werden. Wir sehen uns nicht nur einer atomaren Bedrohung gegenüber, sondern im Falle Diaz und Smith auch einer politischen Erpressung. Suma kann jeden Moment die Axt fallen lassen.«
»Nein, das wird er nicht. Jedenfalls jetzt noch nicht.«
»Woher wollen Sie das wissen?« fragte Kern.
»Irgend etwas hindert Suma. Er hat diese Autoflotte mit den Bomben gut versteckt. Er braucht nur einen Wagen in die Straßen von Manhattan oder Los Angeles zu fahren, um dem Weißen Haus und der amerikanischen Öffentlichkeit einen Heidenschrecken einzujagen. Er hat die Regierung buchstäblich im Sack. Doch was tut er? Er spielt den Kidnapper. Nein, tut mir leid. Irgend etwas läuft da nicht so, wie es sollte. Suma ist noch nicht bereit. Er hält sich zurück.«
»Ich glaube, da hat Dirk recht«, nickte Mancuso. »Es wäre doch möglich, daß Sumas Agenten die Autobomben in Position gebracht haben, bevor das Kommandozentrum fertig ist.«
»Das würde passen«, stimmte Sandecker zu. »Es könnte sein, daß wir noch die Zeit hätten, ein weiteres Team loszuschicken, es zu finden und zu zerstören.«
»Im Moment hängt alles von Hanamura ab«, zögerte Kern.
»Wir können nur hoffen, daß er das Drachen-Zentrum entdeckt hat. Doch wir müssen ebenfalls der Möglichkeit ins Auge sehen, daß er entweder tot ist oder von Sumas Sicherheitskräften gefaßt wurde.«
Sie schwiegen, während die Landschaft Virginias an den Fenstern des Busses vorbeirollte. Die Blätter der Bäume schimmerten golden im Licht der untergehenden Sonne. Nur wenige Menschen, die die Straße entlanggingen, schenkten dem vorbeifahrenden Bus ihre Aufmerksamkeit. Wenn überhaupt jemand das ›Besetzt‹-Zeichen oben an der Windschutzscheibe auf der Fahrerseite gesehen hätte, hätte er gedacht, es handle sich einfach um eine Touristengruppe, die dabei war, die Schlachtfelder des Bürgerkriegs zu besichtigen.
Zuletzt sprach Sandecker den Gedanken aus, der sie alle bewegte: »Wenn wir bloß wüßten, welchem Hinweis Hanamura gefolgt ist.«
32
Jim Hanamura, der sich auf der anderen Seite des Erdballs befand, hätte in
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