Die Akademie der Lüste (German Edition)
kamen kartoffelähnliche Wurzeln, kleine Früchte und diverse geschmorte Gemüse zum Vorschein.
»Was ist das?«, entfuhr es ihr, und gleich darauf verfluchte sie sich selbst für diese dumme Frage. Sie verlor Stück für Stück ihre Eloquenz und benahm sich zunehmend wie der Bauerntrampel aus Texas, der sie nie hatte sein wollen, nicht einmal als sie tatsächlich noch in Texas gelebt hatte.
»Essen«, erwiderte Morgan und deutete mit einem Nicken zu der Grube. »Es wird in solchen Erdgruben gegart und auch über Stunden warm gehalten. So können viele Gäste an einem Luau teilnehmen.«
»Ein Luau«, wiederholte Eileen das unbekannte Wort und sah sich um. »Ein Fest?«
Er nickte. »Ja, so wie heute Abend. Nun … vielleicht nicht ganz so wie heute Abend, aber ähnlich.«
»Ich beginne neugierig zu werden.« Eileen lächelte und schaute ihn auf eine Weise an, von der sie wusste, dass die meisten Männer sie unwiderstehlich fanden. Doch Morgan sah sie nur kurz an und blickte dann zur Bühne.
Die fehlende Reaktion ernüchterte Eileen schlagartig – sie nahm sich stattdessen etwas von dem knusprigen Schwein und spülte es mit dem Rest des Saft-Alkohol-Gemisches herunter. Die Wärme der Fackeln und der Nacht reichten aus, um ihr das Getränk schnell zu Kopf steigen zu lassen. Sie lehnte sich gegen den Stamm einer Palme. Die Rinde fühlte sich glatter an als erwartet. Eileen schloss die Augen, um die Stimmen, das Lachen und die Geräusche um sich herum zu genießen. Sie hatte den Becher zu schnell geleert und fühlte sich beschwingt und ein wenig schwindelig zugleich. Solche Sachen sollten sie in den angesagten Bars New Yorks ausschenken, nicht diesen Schickimicki-Mix-Mist, für den man horrende Summen ausgab und bei dem man nur für die Location und den Namen bezahlte.
Eileen schnaubte amüsiert bei diesem Gedanken, als mit einem Mal das Schlagen von Trommeln einsetzte, laut und dröhnend. Die Stimmen verstummten, ebenso wie das Lachen, oder beides ging einfach in dem Dröhnen der Trommeln unter. Eileen schlug die Augen auf und bemerkte, dass sich die Aufmerksamkeit der anwesenden Gäste auf die Bühne konzentriert hatte. Dort waren zusätzliche Fackeln aufgestellt worden, die die Bühne in flackerndes Licht tauchten.
Die anwesenden Frauen wirkten gespannt, und viele hatten ein Lächeln auf den Lippen, auch wenn die Bühne noch leer war. Sie würde es nicht lange bleiben, da war sich Eileen sicher.
»Hast du …« Sie wandte sich an Morgan, doch dieser war verschwunden. Weit und breit war nichts vom Resort-Besitzer zu sehen. Eileen leckte sich über die Lippen, aber sie ahnte, dass er sie nicht ohne Grund hierhergebracht hatte und dann fortgegangen war. Vielleicht gehörte das zum Programm der Lustschule?
Eileen beschloss, sich auf alles einzulassen, was der Abend ihr bieten würde, und sie spürte ein aufgeregtes Kribbeln zwischen den Beinen und in den Handflächen.
Wie all die anderen wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Bühne zu, auf der nun der Mann von der Grube stand. Hinter ihm ragte die hünenhafte Gestalt eines weiteren Mannes auf, der nur ein bunt gemustertes Tuch um die Hüften trug. Die Flammen malten wirre Muster aus Gold und Bronze auf seine gebräunte Haut und verloren sich in den schwarzen Schatten zwischen seinen Muskeln. Sein Gesicht war kantig, ein wenig zu hart für Eileens Geschmack, auch wenn die vollen, sinnlichen Lippen den Eindruck etwas milderten.
Er hatte eine edle Nase mit einem kühnen Schwung im Nasenrücken. Sein Haar war lang und schwarz. Es fiel ihm in weichen Locken bis auf seinen breiten trainierten Rücken. Und etwas an der Art, wie er so auf der Bühne stand, sagte Eileen, dass dieser Mann nicht nur oberhalb des Tuches beeindruckend gebaut war. Sie kannte diese Art von Männern – und sie hatte sie mehr als einmal in der Vergangenheit genossen.
Die Blicke des Hünen schweiften über das Publikum. Und einen Moment länger verweilten sie auf Eileens langen Beinen und ihrem Körper, ehe sie weiterglitten und die freudig wartende Menge musterten.
Der Mann von der Grube hob die Hände und stieß einen freudigen, gellenden Schrei aus, der von einigen Männern im Publikum erwidert wurde. Er lachte breit und senkte die Hände. »Willkommen zu unserem Luau. Ich hoffe, ihr hattet genug zu essen und zu trinken.«
Diesmal waren es Frauen und Männer, die ihre Becher hoben und zustimmend nickten oder bekräftigende Rufe ausstießen. Insgesamt war die Stimmung so ausgelassen
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