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Die Akte Daniel (German Edition)

Die Akte Daniel (German Edition)

Titel: Die Akte Daniel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan , Neko Hoshino
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morgen wieder auf«, riet Sunday vergnügt. »Aber es wird dann trotzdem kein Traum gewesen sein. Du kannst schließlich Gedanken lesen. Soviel weniger exotisch ist das letztendlich auch nicht, wenn man mal überlegt, was normale Menschen nicht können.«
    Dem musste Daniel zustimmen. »Können das alle Nachtlinge? Sind sie alle Füchse?«, fragte er. Daniel schüttelte den Kopf, als er sich erinnerte, dass es da noch jemanden gab und er sich damit die Antwort selbst geben konnte. »Nein, Diadree ist eine Eule. Sie ist die Eule in meinem Traum.« Plötzlich fügte sich alles zusammen, was ihm so merkwürdig erschienen war, aber woran er nicht gedacht hatte, weil es ihm eben wie ein Traum vorgekommen war. Sunday war zufrieden.
    »Jau, ist sie«, meinte er nicht ohne ein klein wenig Stolz; schließlich fühlte er sich Diadree gegenüber wie ein großer Bruder. »Es gibt uns in allen Varianten, sogar als Fische und Kängurus. Und Katzen. Weißt du, was die Grinsekatze zu Alice im Wunderland sagte? Wir sind alle verrückt hier. Ich bin verrückt, du bist verrückt. Alice fragte daraufhin: Woher willst du denn wissen, dass ich verrückt bin? Und die Grinsekatze darauf: Musst du doch sein. Sonst wärst du nicht hier. «
    Sunday kicherte und kuschelte sich, nackt wie er war, in seine Bettdecke. »Süße Träume, Alice!«
    Daniel sah ihn verblüfft an. Als Sunday wirklich eingeschlafen schien, trat er näher. Er konnte es nicht fassen. Dann zuckte er jedoch mit der Schulter. »Bin ich halt Alice. Aber du bist die Grinsekatze.« Damit löschte er noch immer verblüfft das Licht. Er vergaß, dass er sich eigentlich vielleicht hatte duschen wollen oder eher sollen, und dass er seine Sachen wechseln wollte. Auf einmal jedoch war der Wunsch, einfach nur noch zu schlafen, viel zu stark, nicht mehr nachzudenken, sich nicht mehr wundern zu müssen und überhaupt gar nichts mehr machen zu müssen, so überwältigend, dass es keine drei Atemzüge mehr brauchte, bis er eingeschlafen war.
     
    Irgendwann mitten in der Nacht wachte Daniel jedoch wieder auf. Irgendetwas hatte ihn geweckt, aber er konnte nicht sagen, was es gewesen war. Zudem hatte er große Schwierigkeiten, sich zu erinnern, wo er sich befand. Er brauchte einige panische Atemzüge, bis es ihm wieder einfiel und sich alle Erinnerungen eingestellt hatten. Für einen Moment lang hatte er den Gedanken, dass sein Traum sehr viel realer war als die Wirklichkeit. Denn mit den Erinnerungen kam auch das Wissen über Nachtlinge und damit auch über Sundays Begabung. Daniel fragte sich jedoch auch, was ihn geweckt haben mochte. Es war still und nur der Wind streifte durch die Blätter des Waldes. Es roch frisch nach Moos und Erde, weil das Fenster weit geöffnet war. Daniel richtete sich auf. Es war dunkel im Zimmer, wenn auch nicht stockfinster. Doch selbst wenn, er sah zwei kleine, blitzende Punkte, die kurz auf und ab hüpften und dann sich am Boden entlang Richtung Tür bewegten. Diese knarrte leise, als sie aufgestoßen wurde und fiel dann zurück ins Schloss.
    Sunday war ganz offenkundig zu einem Nachtspaziergang aufgebrochen.
    Daniel war eigentlich noch immer müde, aber das war plötzlich vergessen. Das Adrenalin machte ihn putzmunter und seine Neugier tat ihr Übriges, um ihn ohne weitere Überlegung Sunday folgen zu lassen. Er suchte schnell nach seinen Schuhen und versuchte, dem kleinen Fuchs zu folgen. Aber außer den mit Notlicht beleuchteten Fluren sah Daniel nichts. Trotzdem schlich er sich weiter.
    Fast wäre er mit einem kleinen Tischchen zusammengestoßen, auf dem eine ganz sicher teure Blumenvase balancierte, aber in letzter Sekunde konnte er stehen bleiben und sie auffangen. Aus dem Augenwinkel sah er in diesem Moment eine Bewegung. Schnell ging er um den Tisch. Die kleine Schattengestalt, die er gesehen hatte, verschwand soeben im nächsten Gang.
    Er hatte den Fuchs wieder. Oder war es einer der anderen Nachtlinge, die wie Sunday durch die Flure hüpften, flogen, krochen? Er musste es herausfinden. Er wollte die Eule sehen und all die anderen Nachtlinge, die es hier gab, und zwar in ihrer Gestalt, die sie in der Nacht haben konnten.
    So rannte Daniel hinterher, ohne auf irgendwelche Deckung Rücksicht zu nehmen. Der nächste Gang führte eine Treppe hinunter, und unten angekommen spürte Daniel einen Luftzug; offenbar war eine Terrassentür offen. Bodenlange Vorhänge blähten sich leicht, ließen die ganze Szenerie nahezu gespenstisch wirken. Draußen war es

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